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22.11.2013 | 16:31 | Weltklimaschutz 

Minimalkonsens bei Warschauer Klimakonferenz

Warschau - Die Warschauer Klimakonferenz soll nicht als Debakel in die Geschichte eingehen. Nach den Negativschlagzeilen verkünden die Delegierten kleinere Erfolge - und richten sich auf eine Verlängerung ein.

UN-Klimakonferenz Warschau 2013
(c) proplanta
Nach vielen Rückschlägen bei der UN-Klimakonferenz in Warschau haben die Delegierten zum Abschluss um einen Minimalkonsens gerungen. Das Gerüst für einen Weltklimavertrag, der 2015 in Paris vereinbart werden soll, erschien am Freitag aber weiterhin wackelig. Es gebe noch «relativ offene Formulierungen» in dem Papier dafür, sagte der deutsche Chefverhandler Karsten Sach am offiziell letzten Verhandlungstag.

Auch der Text zum Thema Finanzen «sieht noch relativ unorganisiert aus». Zugleich verwies Sach aber auf Erfolge bei den beiden Themen Waldschutz und Anpassung ärmerer Staaten an den Klimawandel. Die Beteiligten richteten sich auf eine Verlängerung bis Samstag ein.

Die Zerstörung der Wälder setzt große Mengen Kohlendioxid frei. Daher wollen Industrieländern ärmere Staaten finanziell darin unterstützen, ihren Wald zu erhalten. Das Waldpapier (REDD+) sei technisch abgeschlossen, auch in Fragen der Finanzierung, betonte Sach.

Auch der in Geldnöte geratene Anpassungsfonds kann nun weiterbestehen und Projekte in ärmeren Staaten finanzieren. Deutschland und andere Industrieländer versprachen, noch für dieses Jahr Geld, um die seit zwei Jahren bestehende Finanzlücke von 100 Millionen Dollar (74 Millionen Euro) zu füllen. Aus diesem Topf fließen Hilfen für ärmere Staaten, um sie bei der Bewältigung der Klimafolgen zu unterstützen. Allein Deutschland will umgerechnet gut 40 Millionen Dollar geben. Der Schritt der Industrieländer war vor allem wichtig, um das Vertrauen der Entwicklungsländer in den Verhandlungsprozess zu erhalten.

Während ein Großteil der Umwelt- und Entwicklungsorganisationen bereits am Donnerstag unter Protest die Konferenz verlassen hatte, sah Alden Meyer von der Organisation Union of Concerned Scientists noch «Möglichkeiten, hier etwas heraus zu holen». Enttäuscht zeigten sich die auf der Konferenz verbliebenen Vertreter des internationalen Klimaschutznetzwerks CAN, dass die derzeit diskutierten Vorstellungen zu finanziellen Hilfen hinter den ursprünglichen Fassungen zurück blieben.

«Mit Blick auf den Zeitplan bis (zum angestrebten Klimavertrag im Jahr 2015) ist das katastrophal», sagte Meyer. «Wir wissen, dass die Industrienationen heute kein Geld auf den Tisch legen werden.» Der Klimagipfel der Regierungschefs, zu  dem UN-Generalsekretär Ban Ki Moon für den kommenden September nach New York eingeladen hat, müsse der endgültige Zeitpunkt für Finanzzusagen der reichen Staaten sein.

Die Klimakonferenz war von Negativschlagzeilen überschattet worden. In den vergangenen Tagen hatten Australien und Japan ihre Klimaschutzziele zurückgezogen. Außerdem enthob Polens Regierungschef Donald Tusk den Konferenzpräsidenten Marcin Korolec von seinem Amt als Umweltminister. Aus Verärgerung über die polnische Konferenzpräsidentschaft und die schleppenden Verhandlungen hatten große Umweltorganisationen wie Greenpeace und WWF die Konferenz bereits am Donnerstag verlassen. Sie kündigten allerdings an, bei der Klimakonferenz 2014 in Peru wieder mit dabei zu sein.

Die Frage, inwiefern ärmere Staaten eine Unterstützung für Verluste und Schäden durch den Klimawandel erhalten, konnte ebenfalls nicht geklärt werden. Dazu zählen etwa Ernteausfälle durch Dürren und der Landverlust von kleinen Inselstaaten. Die Industrieländer haben vor allem Angst, einmal für die Schäden in Haftung genommen zu werden.

«Es geht nicht voran, viele blockieren und versuchen immer weiter, Zeit zu gewinnen», sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Bärbel Höhn in Warschau der Nachrichtenagentur dpa. Dafür gebe es mehrere Gründe: «Das eine ist natürlich schon, dass Deutschland kein Vorreiter mehr ist. Wir haben in den letzten beiden Jahren mehr CO2 ausgestoßen als vorher.» Auch Europa sei kein Vorreiter mehr. Außerdem seien Schwellenländer wie China und Brasilien nicht gerade treibende Kräfte. Dennoch hält sie Klimakonferenzen für sinnvoll. «Es ist ein globales Problem und das muss man auch international lösen.»

Der Klimawandel wird auch in Europa immer sichtbarer. Das geht aus einem Report des Netzwerks Klimaaktion (CAN) hervor. Allein die Flut- und Hochwasserschäden in Küstengebieten könnten sich hier in den kommenden Jahrzehnten auf bis zu 25 Milliarden Euro jährlich belaufen, berichtete es unter Berufung auf die Europäische Umweltagentur. Etwa 20 Prozent der europäischen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern hätten eine Lage, die sie «sehr verwundbar» für Flusshochwasser mache. So habe in Deutschland das Donauhochwasser einmal mehr enorme Schäden verursacht, während im Sommer fehlende Regenfälle die Ernte minderten. (dpa)
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