Mit einem Fest feiert der Nationalpark im Kreis Waldeck-Frankenberg nun sein zehnjähriges Bestehen. Zu der Feier am Sonntag wird auch Hessens Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) erwartet.
Geplant sind auch Musik und Theater, ein Regionalmarkt mit Kunsthandwerk und Informationen über den Nationalpark und seine Entstehungsgeschichte.
Und die ist durchaus bewegt: Denn vor allem die Forstwirtschaft lief gegen die Einrichtung zunächst Sturm. «Anfangs gab es ja heftige Gegenwehr gegen den Nationalpark und seine vom Menschen ungestörte Entwicklung, da Kreise der Landwirtschaft und insbesondere der Forstwirtschaft sich heftigst dagegen wehrten, den Wald nicht mehr (holz-)wirtschaftlich zu nutzen», sagt der Frankfurter Naturschutz-Wissenschaftler Prof. Manfred Niekisch.
Auch der Tourismus fürchtete um sein Geschäft. Doch das habe sich nun geändert, sagt Jutta Seuring von der Nationalparkleitung. «Von den Touristikern hören wir, dass die Übernachtungszahlen steigen, vor allem durch Wanderer.» Diese suchten «sanften Tourismus und Erholung, Natur und Wildnis». Zahlen die das belegen, gibt es allerdings nicht.
««Es gibt keine Statistik, denn es gibt keine Zählung in dem Gebiet», betont Seuring. Doch der zunehmende Tourismus bringt auch Probleme, die es früher nicht gab. Einige Besucher schneiden sich Wege frei, die eigentlich zuwachsen sollen. Es sei zwar «die absolute Ausnahme», betont Seuring. Aber: «Das ist ein Straftatbestand.»
Der Nationalpark rund 50 Kilometer südwestlich von Kassel wurde am 1. Januar 2004 ausgewiesen und ist der erste und bislang einzige Hessens. Teile der alten Laubwälder gehören zum Unesco-Weltnaturerbe «Alte Buchenwälder Deutschlands». Die Nationalparkleitung ist dafür da, dass sich der Wald weitgehend ungestört entwickeln kann. «Außer dem Hauptziel Prozessschutz sind unsere Themen vor allem Forschung und Bildung», sagt Seuring.
Die Entwicklung der Bildungsarbeit im Nationalpark sei zwar erfreulich, dennoch gebe es einiges zu verbessern, betont Berthold Langenhorst vom der Naturschutzorganisation
NABU Hessen. «Der Nationalpark ist auf einem guten Weg, aber das Angebot ist ausbaufähig.» Zudem bemängelt er, dass im Kernzonenbereich des Parks bis 2018 noch gejagt werden darf.
Die Jagd gehöre derzeit zu den größten Eingriffen. «Solange der Jagddruck hoch ist, verstecken sich die Tiere. Ohne die Jagd sind sie vielleicht auch mal tagsüber zu sehen - das ist wichtig für die Bildungsangebote», betont er. Er fordert, dass das Großschutzgebiet möglichst bald weitgehend jagdfrei werde müsse.
Insgesamt habe sich der Park aber sehr gut entwickelt, sagt Langenhorst. «Obwohl er so klein ist, ist in den zehn Jahren schon viel erreicht worden.» Allerdings brauche das Gesicht des Parks wohl noch Hunderte von Jahren, um sich zu verändern. «Spannend sind die Waldwiesenbereiche, hier ist langsam eine Verwilderung sichtbar.»
Es seien zwar keine neuen Tierarten dazugekommen. «Aber der Lebensraum hat sich für viele verbessert. Insekten, Fledermäuse oder Spechtarten geht es viel besser.» Große Säugetiere werden Besucher allerdings wohl kaum zu Gesicht bekommen. Diese bräuchten mehr Platz als den kleinen Nationalpark.