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22.05.2009 | 14:46 | Neobionten 

Neobiotia gehören weltweit zu den wichtigsten Ursachen für das Artensterben

Bonn - Invasive exotische Arten stehen ganz im Fokus des diesjährigen Mottos des Internationalen Tages der Biologischen Vielfalt am 22. Mai.

Internationalen Tages der Biologischen Vielfalt
(c) proplanta
Das Sekretariat des internationalen Übereinkommens zum Schutz der Biologischen Vielfalt (CBD) ermutigt seine Mitgliedstaaten und Naturschutzorganisationen weltweit, durch Veranstaltungen und Aktionen, in der Öffentlichkeit gezielt auf das Thema aufmerksam zu machen.

„Zuwanderung von fremden Tieren und Pflanzen hat es auch in früheren Zeiten schon immer gegeben. Viele der schon vor Jahrhunderten oder Jahrtausenden eingewanderten „Neubürger“ sind längst fester Bestandteil der heimischen Tier- und Pflanzenwelt. Durch den Klimawandel wird sich zudem die Einwanderung neuer Arten verstärken, dabei handelt es sich aber ganz überwiegend um notwendige und auch erwünschte Anpassungsprozesse der Natur an die sich verändernden Umweltbedingungen. Bestimmte, sogenannte invasive Arten verursachen jedoch erhebliche wirtschaftliche Schäden, bergen Gesundheitsgefahren oder bedrohen durch ihre starke Ausbreitung die heimische Artenvielfalt,“ erklärte Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) zum Tag der biologischen Vielfalt.

In Zeiten des weltweiten Handels, Verkehr und Tourismus kommen auch nach Deutschland immer mehr neue Arten: Als blinde Passagiere an Schiffsrümpfen oder in Holzpaletten, zumeist aber gezielt als neue Gartenpflanzen, Forstbäume oder Nutztiere, für Aquarien, Gartenteiche, die Fischerei  oder Jagd. Die meisten Arten können nicht Fuß fassen oder bleiben unauffällig, einige verhalten sich aber invasiv, verdrängen andere Arten, verändern Ökosysteme und gefährden sogar die menschliche Gesundheit.

„In Deutschland bereiten von den über 2.000 bekannten Neobiota derzeit nur 30 invasive Pflanzenarten und eine vergleichbare Zahl an Tierarten dem Naturschutz Probleme. Weltweit gesehen gehören Neobiota jedoch zu den wichtigsten Ursachen für den globalen Artenrückgang. Wenige, sehr erfolgreiche Arten werden immer zahlreicher und verdrängen empfindliche Arten, die nur an wenigen Orten der Welt vorkommen,“ sagte BfN-Präsidentin Jessel. Sie können dabei auf verschiedenen Ebenen zum Naturschutzproblem werden: Am unmittelbarsten treten invasive Arten in Konkurrenz um Lebensraum und Ressourcen mit den heimischen Arten. Sie können dadurch spezifisch einzelne Arten oder ganze Artengemeinschaften verdrängen.

Außerdem können sie Standortbedingungen und damit ökologische Kreisläufe verändern. Ein prominentes Beispiel ist der Staudenknöterich, der bewusst als Gartenpflanze eingeführt wurde. Die lebenstüchtige Pflanze kann sich über winzige Wurzelstückchen weiter ausbreiten und gelangt häufig über Gartenabfälle in die freie Natur. Gerade in naturnahen Ökosystemen, wie Auenlandschaften, richtet sie großen Schaden an, indem sie alle anderen Pflanzen überwuchert. Allein in Baden-Württemberg wurden 1999 für ihre Bekämpfung 330.000 EURO ausgegeben.

Viel weniger offensichtlich und nur mit Labormethoden nachweisbar sind die Gefahren, die durch genetische Veränderungen von den Neobiota ausgehen. Als Folge von Kreuzungen zwischen invasiven und einheimischen Pflanzen oder zwischen Kultur- und Wildpflanzen können Gene der einen Art auf die andere übertragen und deren genetische Information verändert werden. Dies führt zum unmittelbaren Verlust einzelner Gene und damit von genetischer Vielfalt sowie zu einer schleichenden Veränderung der Art, an deren Ende die heimische Art mehr oder weniger verändert bzw. durch den Neophyten „ersetzt“ wurde. Auf diese Weise können sogar ganz neue Arten entstehen, wobei die Erfahrung zeigt, dass gerade solche neu entstandenen Arten häufig besonders aggressiv sind. Auch in Deutschland ist der genetische Bestand heimischer Arten durch fremdes Genmaterial, dessen Herkunft häufig weit außerhalb Deutschlands liegt, schon vielfach verändert worden.

Europaweit müssen zur Bekämpfung invasiver Arten und zur Beseitigung der durch sie hervorgerufenen Schäden durch die europäischen Volkswirtschaften jährlich mindestens 12 Mrd. Euro aufgebracht werden. 


Hinweis:

Anlässlich des 20jährigen Jubiläums zur Öffnung des Eisernen Vorhangs organisieren das Bundesamt für Naturschutz und das österreichische Umweltbundesamt vom 19.-30.August 2009 den internationalen NATURATHLON – Natur grenzenlos. Die Route führt vom „Paneuropäischen Picknickplatz“ an der österreichisch/ungarischen Grenze bis zum Europa Parlament nach Straßburg. Weitere Information unter www.Naturathlon.eu (BfN)
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