Gründe dafür seien etwa schwindender Lebensraum, chemische Pflanzenschutzmittel und intensive Landwirtschaft, sagte der Vorsitzende des Thüringer Entomologenverbandes, Ronald Bellstedt, der Deutschen Presse-Agentur.
«War der gemeine Maikäfer einst sehr häufig etwa an warmen Maiabenden zu beobachten, ist das inzwischen nicht mehr der Fall», so Bellstedt. Auch dem Bundesumweltamt zufolge ist seit etwa 1960 ein Rückgang der Maikäfer-Population zu beobachten, der in erster Linie wohl auf den früheren Einsatz von chemischen Insektiziden zurückzuführen sei.
Die
Käfer aus der Familie der Scarabäiden seien zudem sehr auf
Streuobstwiesen fixiert, von denen es immer weniger gebe, sagte Insekten-Experte Bellstedt. Auf intensiv betriebenen Obstbau-Plantagen würden häufig Schutzmittel eingesetzt, die für Maikäfer gefährlich seien. Auch litten die Tiere wie viele andere Blattfresser unter den eingesetzten Mitteln gegen die giftigen Schwammspinner-Raupen.
Am stärksten vertreten sei in Thüringen der Feldmaikäfer (
Melolontha melolontha). Im Süden des Freistaats finde sich ab und an auch der Waldmaikäfer (
Melolontha hippocastani). Schätzungen zur Zahl der Tiere gibt es nicht.
Mancherorts gelte der Laubbaum liebende Maikäfer als Problem für die Forstwirtschaft, sagte Bellstedt. «Bei uns ist der Maikäfer aber schon seit Jahrzehnten kein Schädling mehr.» Zwar komme es alle paar Jahre zyklusgemäß zu einem verstärkten Auftreten der Tiere, regelrechte Invasionen lägen in Thüringen aber schon lange zurück. Zumal gerade in diesem Jahr das bislang unstete und kühle Wetter für kaum eine Insektenart freundlich sei.
Die Unterscheidung zwischen Schädling und Nützling stößt Bellstedt ohnehin auf. «Auch Goethe sagte schon: «Die Flöhe und die Wanzen gehören auch zum Ganzen».» Zwar laben sich dem Experten zufolge die
Larven gerne an Wurzeln, und erwachsene Maikäfer fressen gerne Laub, besonders von Obstbäumen. Das Insekt sei aber ein wichtiger Teil des Ökosystems.
Neben den ausgewachsenen Käfern dienten auch die Engerlinge genannten Larven allen möglichen teils bedrohten Tierarten als Nahrung: Steinkauz, Fledermaus, aber etwa auch Igel, Spitzmaus und Maulwurf lassen sich die proteinreichen Mahlzeit selten entgehen.
Um dem Maikäfer etwas Gutes zu tun, sollten etwa Streuobst- und Mähwiesen gefördert werden. Statt Betonwege sollten breite Rasenwege über Felder führen - der Maikäfer legt seine Eier in die Erde, wo die geschlüpften Engerlinge vier Jahre verbringen. «Was jeder machen kann, der einen Kleingarten hat - möglichst ohne Gift gärtnern und genug Blüten zulassen», so der Rat Bellstedts.
Seien Expertise hat der Fachmann inzwischen auch in eine Ausstellung umgesetzt: Sobald die Corona-Regeln es zulassen, können Interessierte noch bis zum 18. Juli die von ihm kuratierte Schau «Insekten - Das große Krabbeln» im Herzoglichen Museum in Gotha besuchen. Auch der Maikäfer wird drin ausführlich behandelt.