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16.01.2016 | 07:09 | Wetterrückblick Österreich 2015 

Österreich: Wetter 2015 übertraf vielerorts Rekordjahr 2014

Wien - Bis kurz vor Jahresende war unklar, ob die Jahresmitteltemperatur von 2015 das bisherige Rekordjahr 2014 noch übertreffen kann.

Wetter Österreich 2015
(c) proplanta
Jetzt zeigt eine eingehende räumliche Analyse der ZAMG, dass 2014 im Flächenmittel über ganz Österreich minimal vorne liegt.

In einigen Regionen war jedoch 2015 das wärmste Jahr seit dem Beginn der Klimaaufzeichnungen vor rund 250 Jahren, etwa im Norden und im Südwesten Österreichs.

Zur flächigen Auswertung verwendeten die Klimaforscher der ZAMG eine neue, detaillierte Methode der räumlichen Klimaanalyse. Dabei werden für 84.000 Punkte in Österreich Temperatur und Niederschlag berechnet.

Schon gegen Ende des Vorjahres zeichnete sich ab, dass 2015 im Mittel über die gesamte Erde das wärmste Jahr seit Beginn vergleichbarer Messungen im Jahr 1850 sein wird, wie die globalen Datensätze der britischen University of East Anglia und der US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration übereinstimmend bestätigen. In Österreich war es bereits 2014 derart warm, dass bis zuletzt unklar war, ob 2015 an das bisherige Rekordjahr herankommen würde.

Entscheidung im Hundertstel-Grad-Bereich



Jetzt zeigen detaillierte Analysen mit einem neuen, detaillierten räumlichen Klimadatensatz (SPARTACUS) der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), dass 2014 ganz knapp voran liegt, sagt Klimaforscher Johann Hiebl: „Die Flächenmittel der Lufttemperatur über Österreich lagen in den Jahren 2014 und 2015 bei 8,5 °C und damit 2,3 °C über der Klimanormalperiode 1961-1990. Erst wenn man die Werte im Hundertstel-Grad-Bereich betrachtet, schlägt 2014 das Jahr 2015.

Die beiden Jahre waren also praktisch gleich warm und sind somit die wärmsten Jahre Österreichs seit Beginn der Aufzeichnungen vor rund 250 Jahren. Das zeigt auch die Analyse des hochwertigen, homogenen HISTALP-Klimadatensatzes, die nach ihrer Endprüfung demnächst veröffentlicht wird."

Wo in Österreich brachte 2014 bzw. 2015 den Rekord?



Obwohl die Entscheidung im österreichischen Mittel knapp ausfiel, war 2015 in einigen Regionen doch deutlich wärmer als 2014, wie eine Auswertung mit Hilfe des neuen Klimamonitoring-Datensatzes SPARTACUS zeigt (siehe Abbildung), sagt ZAMG-Klimaforscher Hiebl: „In den Süd- und Zentralalpen sowie in weiten Teilen von Niederösterreich und Oberösterreich war 2015 das wärmste Jahr der Messgeschichte. In den Nordalpen sowie im Klagenfurter und Grazer Becken und stellenweise im Burgenland bleibt hingegen 2014 das Rekordjahr."

Regionaler Witterungsverlauf brachte Temperaturunterschiede



Grund für die regionalen Besonderheiten waren die sehr unterschiedlichen Witterungsverläufe in den beiden Jahren: 2014 brachte in den Nordalpen häufig Föhn und allgemein den wärmsten Herbst seit Messbeginn. Der ungewöhnliche Hitzesommer 2015 war im Norden Österreichs stärker ausgeprägt. Gegen Ende des Jahres 2015 waren die Berge extremer Wärme ausgesetzt, während in den Becken des Südens kühle Inversionswetterlagen vorherrschten.

Unklarer Einfluss des Klimaphänomens El Niño



Das Klima in Österreich wird also erheblich von kleinräumigen Wetterereignissen mitgeprägt. Die Auswirkungen großräumiger Klimaphänomene wie El Niño auf die Temperaturabweichung in Österreich sind nicht eindeutig, wie sich in den Fällen 2014 und 2015 zeigt.

Obwohl El Niño im Jahr 2014 im Gegensatz zu 2015 nur schwach ausgeprägt war, wurde in Österreich in beiden Jahren fast die gleiche Temperaturabweichung beobachtet, sagt Klimaforscher Hiebl: „Trotz sehr unterschiedlicher Witterungsverläufe und dem unterschiedlichen Einfluss von El Niño waren sowohl 2014 als auch 2015 in Österreich nahezu gleich warm. Es herrscht also schon ein allgemein sehr hohes Temperaturniveau vor."

Neue Methode berücksichtigt Wetterbesonderheiten Österreichs



Die ZAMG verwendet für Klimaanalysen hochwertige, geprüfte Daten von Wetterstationen aus dem gesamten Alpenraum. Mit Hilfe dieses sogenannten HISTALP-Datensatzes sind Klimavergleiche bis ins Jahr 1767 zurück möglich. Immer mehr Anwendungen aus der Klimafolgenforschung erfordern aber regionale Klimainformationen, für die Stationsdaten alleine nicht ausreichen, sagt ZAMG-Klimaforscher Johann Hiebl: „Wir haben daher eine Methode entwickelt, um aus den einzelnen Stationsdaten flächendeckende Daten für ganz Österreich zu berechnen."

Dahinter stecken aufwändige geostatistische Interpolationsmethoden, die an der ZAMG im Rahmen des Projekts SPARTACUS (Spatiotemporal Reanalysis Dataset for Climate in Austria) angewendet werden: Die Daten der unregelmäßig über Österreich verteilten Wetterstationen werden auf ein regelmäßiges Gitter von 84.000 Punkten im Abstand von einem Kilometer umgerechnet.

Dabei werden physikalische Besonderheiten wie die vertikale Temperaturverteilung und Wärmeinseleffekte von größeren Städten berücksichtigt. Dadurch werden viele für Österreich typische Wetterbesonderheiten optimal abgebildet, wie zum Beispiel Föhn und die für Herbst- und Wintermonate typischen starken Inversionswetterlagen (Temperaturumkehr mit der Höhe).

Räumliche Daten für Klimamonitoring und Klimafolgenforschung



Die resultierenden, neuen Klimadaten wurden für den Zeitraum ab 1961 berechnet. Sie werden täglich automatisch ergänzt. So ist ein kontinuierliches und kleinräumiges Monitoring des Klimas und seiner Änderungen möglich. Die Daten sind aber auch eine wichtige Voraussetzung für viele Forschungsanwendungen, sagt ZAMG-Experte Hiebl: „Für Untersuchungen in Bereichen wie Agrar-, Forst- und Wasserwirtschaft, Gletscher- und Bodenforschung sind geografisch detaillierte Daten notwendig.

Ebenso wichtig ist, dass die räumlichen Klimadaten über mehrere Jahrzehnte hinweg möglichst unbeeinflusst von äußeren Störfaktoren sind. So sind verlässliche Aussagen über Klimaänderungen und ihre Auswirkungen möglich." Im Laufe des Jahres 2016 werden zahlreiche Daten des SPARTACUS-Projekts von Temperatur und Niederschlag über die Website der ZAMG frei zugänglich.

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