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08.05.2023 | 14:05 | Wetterrückblick April 2023 

Österreich: Wetterrückblick April 2023 - Relativ kühl, nass und trüb

Wien - Temperatur im Tiefland Österreichs 1,7 Grad unter dem Mittel der letzten Jahrzehnte. Österreichweite Niederschlagsmenge 76 Prozent über dem Mittel und Sonnenscheindauer 37 Prozent unter dem Durchschnitt.

Aprilwetter in Österreich 2023
April 2023: nass, trüb und relativ kühl. (c) proplanta
Der April 2023 verlief im Tiefland Österreichs um 1,7 Grad und auf den Bergen um 2, 2 Grad kühler als ein durchschnittlicher April der letzten Jahrzehnte (Mittel 1991-2020).

„Da die Aprilmonate in den vergangenen 20 Jahren sehr häufig Rekordwärme brachten, wirkte dieser April sogar ungewöhnlich kalt", sagt Klimatologe Alexander Orlik von der GeoSphere Austria, „verglichen mit einem April vor dem Jahr 2000 war das Temperaturniveau jedoch nicht außergewöhnlich tief. Es entsprach sogar ungefähr einem durchschnittlichen April im zwanzigsten Jahrhundert."

Kein Sommertag



Die höchste Temperatur des vergangenen Aprils wurde am 22. mit 24,6 Grad an der Wetterstation Innsbruck Universität gemessen. Damit gab es zum ersten Mal seit dem Jahr 2008 keinen Sommertag (mindestens 25 Grad) im April.

Einer der zehn nassesten und trübsten April-Monate der Messgeschichte



Die Niederschlagsmenge lag im vergangenen April in fast allen Regionen Österreichs über dem Durchschnitt. Das gab es in einem April zuletzt im Jahr 2017.

Die Niederschlagsmenge lag in der österreichweiten Auswertung im April 2023 um 76 Prozent über dem Durchschnitt. Es war damit einer der zehn nasseste Aprilmonate seit Beginn der Niederschlagsmessungen im Jahr 1858.

Die Zahl der Sonnenstunden lag im Flächenmittel Österreichs um 37 Prozent unter dem vieljährigen Durchschnitt. Das ergibt den trübsten April seit dem Jahr 1989 und einen der einen der zehn trübsten April-Monate seit Beginn der Sonnenscheinmessungen im Jahr 1925.

Kühles Wetter bremste Entwicklung der Pflanzen



Die Umstellung von den sehr milden ersten Monaten des Jahres auf den relativ kühlen April zeigt sich auch in der Entwicklung der Pflanzen. Beispielsweise war der Blühbeginn von Forsythie oder Marille in der milden Witterung heuer rund eine Woche früher als im Durchschnitt der letzten Jahrzehnte (Mittel 1991-2020). Der relativ kühle April bremste die Entwicklung. Forsythie und Kirschbäume blühten daher in einigen Regionen ungewöhnlich lange und der Zeitpunkt des Laubaustriebs vieler Pflanzen im April entsprach dem vieljährigen Durchschnitt.

Der April 2023 im Detail



Temperatur



Wie schon in den vergangenen zwei Jahren war der April deutlich kälter als im Mittel des Zeitraums 1991 bis 2020. Es gab in diesem April nur wenige Tage, an denen es überdurchschnittlich warm war. Die Lufttemperatur lag die meiste Zeit und in allen Landesteilen unterhalb der klimatologischen Mittelwerten.

Besonders weit von den mittleren Temperaturbedingungen waren die ersten zehn Tagen des Monats und es gab noch im gesamten Land Frost. Sogar an der Wetterstation Innere Stadt in Wien wurde am 5. April ein Tagesminimum von -0,3 °C gemessen. Frost gab es an dieser Wetterstation zuletzt in einem April im Jahr 2003.

Im Mittel der HISTALP-Stationen (Tiefland und Bergland) war der April deutlich kälter als das Mittel 1991-2020. Im Tiefland erreichte die Abweichung zum Klimamittel -1,7 °C und auf den Bergen -2,2 °C. Damit liegt der April 2023 im unteren Mittelfeld aller Aprilmonate seit Messbeginn (Messbeginn Tiefland 1767, Gipfelregionen 1851).

Da die Aprilmonate in den vergangenen 20 Jahren sehr häufig Rekordwärme brachten, hat es den Anschein, dass die letzten drei April-Monate ungewöhnlich kalt verliefen. Verglichen mit einem April vor dem Jahr 2000 war das Temperaturniveau jedoch nicht außergewöhnlich tief, es entsprach sogar dem durchschnittlichen Niveau des zwanzigsten Jahrhunderts.

Die größten Anomalien zum Mittel 1991-2020 traten von Salzburg bis in das Burgenland auf. In diesen Gebieten war der April um 1,5 °C bis 2,5 °C kälter als das Klimamittel. In Vorarlberg, Tirol und Kärnten lagen die Abweichungen mit -0,5 bis -1,5 °C etwas höher.

Auf den Bergen verlief der April im Mittel etwas kälter als der März, was etwa alle zehn Jahre zu erwarten ist.

Niederschlag



Der April 2023 war auch geprägt durch niederschlagsintensives Wetter. In nahezu allen Landesteilen lagen die Niederschlagsmengen über dem Klimamittel, was in einem April zuletzt im Jahr 2017 in Österreich vorkam. Während im Westen und Nord des Landes die Überschüsse durch häufige Regentage, die teils auch intensiv ausfiel, zustande kamen, fiel ein Großteil der Monatssummen im Süden und Südosten zwischen dem 11. und 15. April.

Die größten positiven Abweichungen zum Klimamittel gab es in diesem April in Niederösterreich, Wien und dem Nordburgenland. Hier summierte sich rund 150 bis 250 Prozent mehr Niederschlag als in einem durchschnittlichen April. Verantwortlich dafür war ein Italientief, das den Hauptanteil der Monatssumme in relativ kurzer Zeit (13. u. 14. April) über Südost- und Ostösterreich entlud.

Deutlich mehr Niederschlag als im Mittel fiel auch in Oberösterreich und Vorarlberg, wo verbreitet um 75 bis 175 Prozent mehr Niederschlag zusammenkam. In Oberösterreich summierte sich punktuell zwischen der Donau und den Alpen auch um bis zu 220 Prozent mehr Regen.

In Nordtirol, im nördlichen Salzburg sowie in Teilen der Obersteiermark und in der West- und Oststeiermark lagen die Niederschlagmengen um 25 bis 75 Prozent über dem Klimamittel, stellenweise um bis zu 125 Prozent. Weitgehend ausgeglichen verlief der April entlang und südlich des Alpenhauptkammes von den Ötztaler Alpen bis zu den Niederen Tauern. In Oberkärnten und im Lungau gab es mit Abweichungen von -10 bis -44 Prozent sogar leichte Niederschlagsdefizite.

Je nach Region waren die Niederschlagsverhältnisse im April 2023 unterschiedlich ungewöhnlich. Für den Inneralpinen Bereich von Osttirol, Oberkärnten, Pinzgau, Pongau, Lungau und Obersteiermark war es mit einem leichten Plus von 6 Prozent ein durchschnittlicher Monat. Im Süden und Südosten, von Unterkärnten über die West- und Oststeiermark bis ins Mittelburgenland, fiel um 50 Prozent mehr Niederschlag und somit war es hier der nasseste April seit 2006.

Im Westen des Landes, in Vorarlberg und Nordtirol war es mit Plus 104 Prozent zum Mittel ähnlich Niederschlagsreich wie 2008 (+99 Prozent) und 2001 (+102 Prozent). Mehr Niederschlag fiel in dieser Region 1977 (+110 Prozent). Im Norden des Landes, von Oberösterreich bis ins Nordburgenland fiel im Flächenmittel um 154 Prozent mehr Niederschlag und damit war es hier zuletzt im Jahr 1965 (+167 Prozent) niederschlagsreicher. Noch niederschlagreicher als 2023 und 1965 war es im Norden des Landes nur noch 1853 (+166 Prozent). Österreichweit erreichte der April 2023 mit einer gemittelten Anomalie von +76 Prozent einen Platz unter den zehn nassesten Aprilmonaten seit dem Jahr 1858.

Sonne



Die Sonne war nur ein seltener Gast in diesem April. Es gab nur wenige Tage mit mehr als fünf Stunden Sonnenschein. In Mariazell (Steiermark) zum Beispiel schien an nur acht Tagen die Sonne länger als fünf Stunden. Das ist hier um 50 Prozent weniger als im Mittel und die geringste Anzahl seit 1980 (damals nur 7 Tage). Dieses Muster zeigt sich am gesamten Alpennordrand von den Loferer Steinbergen bis zu den Niederösterreichischen Kalkalpen, wo die Sonnenscheindefizite mit 40 bis 60 Prozent am größten waren.

Aber auch in Vorarlberg, Nordtirol, Salzburg, Obersteiermark, Oberösterreich, Niederösterreich und Wien war die Sonnenscheinausbeute, verglichen mit dem Mittel 1991-2020, um 30 bis 50 Prozent geringer. In Osttirol, Kärnten, in der West- und Oststeiermark sowie im Burgenland war es mit Abweichungen von -10 bis -30 Prozent nicht ganz so trüb wie im restlichen Österreich.

Im Flächenmittel betrug das Defizit an direktem Sonnenschein zum Klimamittel 37 % und damit war es der sonnenärmste April seit dem Jahr 1989 und insgesamt einer der zehn trübsten seit dem Jahr 1925.

April 2023: Übersicht Bundesländer



Vorarlberg

Niederschlagsabweichung 139 %
Temperaturabweichung -1.2 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -29 %
Temperaturhöchstwert Bludenz (571 m) 23.3 °C am 22.4.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Lech (1.442 m) -9.9 °C am 15.4.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Schoppernau (839 m) -5.8 °C am 4.4.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Feldkirch (438 m) 9.0 °C, Abw. -0.9 °C
höchste Sonnenscheindauer Rohrspitz (395 m) 150 h, Abw. k.A.

Tirol

Niederschlagsabweichung 48 %
Temperaturabweichung -1.2 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -32 %
Temperaturhöchstwert Innsbruck-Uni. (578 m) 24.6 °C am 22.4.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Brunnenkogel (3.437 m) -19.5 °C am 4.4.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Ehrwald (982 m) -7.5 °C am 5.4.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Innsbruck-Uni. (578 m) 8.9 °C, Abw. -1.4 °C
höchste Sonnenscheindauer Sillian (1.081 m) 169 h, Abw. k.A.

Salzburg

Niederschlagsabweichung 23 %
Temperaturabweichung -1.7 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -45 %
Temperaturhöchstwert Golling (490 m) 23.1 °C am 22.4.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Sonnblick (3.109 m) -20.5 °C am 4.4.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Radstadt (835 m) -7.5 °C am 5.4.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Salzburg/Freis. (419 m) 7.9 °C, Abw. -2.2 °C
höchste Sonnenscheindauer Tamsweg (1.025 m) 133 h, Abw. k.A.

Oberösterreich

Niederschlagsabweichung 129 %
Temperaturabweichung -2.0 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -43 %
Temperaturhöchstwert Bad Goisern (538 m) 22.9 °C am 22.4.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Dachstein-Gletscher (2.520 m) -20.1 °C am 5.4.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Freistadt (539 m) -6.9 °C am 5.4.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Linz (262 m) 9.0 °C, Abw. -2.0 °C
höchste Sonnenscheindauer Enns (317 m) 128 h, Abw. k.A.

Niederösterreich

Niederschlagsabweichung 163 %
Temperaturabweichung -2.1 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -42 %
Temperaturhöchstwert B. Deutsch-Altenb. (169 m) 23.4 °C am 23.4.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Rax/Seilbahn (1.547 m) -11.9 °C am 5.4.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Bärnkopf (969 m) -8.5 °C am 5.4.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Gumpoldskirchen (212 m) 9.0 °C, Abw. -2.2 °C
höchste Sonnenscheindauer Zwerndorf (144 m) 150 h, Abw. k.A.

Wien

Niederschlagsabweichung 164 %
Temperaturabweichung -2.2 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -37 %
Temperaturhöchstwert Wien-Innere Stadt (177 m) 23.8 °C am 23.4.
Temperaturtiefstwert (Gipfel) Wien-Jubiläumsw. (450 m) -4.1 °C am 5.4.
Temperaturtiefstwert Wien-Mariabrunn (225 m) -4.3 °C am 6.4.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Wien-Innere Stadt (177 m) 10.1 °C, Abw. -2.5 °C
höchste Sonnenscheindauer Wien-Unterlaa (200 m) 143 h, Abw. -37 %

Burgenland

Niederschlagsabweichung 154 %
Temperaturabweichung -2.0 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -26 %
Temperaturhöchstwert Podersdorf (116 m) 23.5 °C am 23.4.
Temperaturtiefstwert B. Tatzmannsdorf (347 m) -5.4 °C am 6.4.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Podersdorf (116 m) 9.5 °C, Abw. k.A.
höchste Sonnenscheindauer Andau (117 m) 179 h, Abw. -22 %

Steiermark

Niederschlagsabweichung 48 %
Temperaturabweichung -1.8 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -35 %
Temperaturhöchstwert B. Radkersburg (207 m) 22.9 °C am 29.4.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Schöckl (1.443 m) -9.7 °C am 4.4.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Mariazell (864 m) -8.2 °C am 6.4.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur B. Radkersburg (207 m) 9.6 °C, Abw. -1.4 °C
höchste Sonnenscheindauer B. Radkersburg (207 m) 155 h, Abw. -24 %

Kärnten

Niederschlagsabweichung -2 %
Temperaturabweichung -1.3 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -24 %
Temperaturhöchstwert Dellach/Draut. (628 m) 23.6 °C am 29.4.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Villacher Alpe (2.117 m) -13.9 °C am 4.4.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Weitensfeld (704 m) -8.4 °C am 5.4.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Klagenfurt-HTL (441 m) 8.9 °C, Abw. k.A.
höchste Sonnenscheindauer Dellach/Draut. (628 m) 166 h, Abw. -15 %

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