Der meteorologische Herbst 2022 begann mit einem relativ kühlen September, dann folgte der wärmste Oktober der Messgeschichte.
Auf den Bergen Österreichs war der Oktober sogar wärmer als der September, das kam in den letzten Jahrzehnten nur selten vor. Auch der November verlief deutlich zu mild und wird sich unter den 20 wärmsten November-Monaten seit Messbeginn einreihen.
Im Tiefland fünftwärmster Herbst seit Messbeginn
„Berücksichtigt man die Prognose bis Ende November, dann liegt der meteorologische Herbst 2022 im Tiefland Österreichs um 1,0 Grad über dem Durchschnitt der jüngeren Vergangenheit (Klimamittel 1991-2020) und auf Bergen um 1,2 Grad", sagt Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).
„Es war somit im Tiefland Österreichs der fünftwärmste Herbst der Messgeschichte, auf den Bergen der elftwärmste." Im Vergleich zur Klimaperiode 1961 bis 1990 liegt der Herbst 2022 im Tiefland um 1,8 Grad über dem Mittel und auf den Bergen um 1,6 Grad.
Süden und Osten relativ trocken
Die Niederschlagsmenge lag in der österreichweiten Auswertung im Herbst 2022 in etwa im Bereich des vieljährigen Durchschnitts (-10 Prozent). Regional zeigen sich aber deutliche Unterschiede. Im Süden und Osten war es teils relativ trocken (-15 bis -60 Prozent), im Westen und Norden teils feucht (+15 bis +45 Prozent). Die Zahl der Sonnenstunden lag im Bereich des vieljährigen Mittels (-5 Prozent).
Der Herbst 2022 im Detail
Temperatur
Die ersten Tage des meteorologischen Herbstes verliefen noch weitgehend sommerlich, mit Temperaturhöchstwerten im Tiefland von 25 bis knapp 30 °C, die in den Tagen von 5. bis 14. September auftraten. Nach einem markanten Wetterumschwung um den 15. September wurde es deutlich kälter und es folgte ein Frühherbst mit einem weitgehend unterdurchschnittlichen Temperaturniveau.
Nach den ersten Oktobertagen änderte sich die Großwetterlage wieder hin zu wärmerem Wetter und kontinuierlicher Nachschub von milden Luftmassen aus dem Mittelmeerraum sorgte vor allem im Westen und im Süden des Landes sowie auf den Bergen für außergewöhnlich hohe Temperaturen, die den Oktober zum wärmsten der Messgeschichte machten.
Die sehr milde Phase dauerte noch bis in die ersten Novembertage. Danach wurde es tendenziell kälter und die Novembertemperaturen lag in weiterer Folge nicht mehr ganz so weit oberhalb des für die Jahreszeit typischen Niveaus.
Gegenüber dem klimatologischen Mittel 1991-2020 war der Herbst 2022 im überwiegenden Teil des Landes um 1 bis 1,4 °C wärmer. Dazu gehören große Teile Tirols, Salzburg, Oberösterreich, Kärnten, die Steiermark sowie die westlichen und südlichen Regionen Niederösterreichs und das Mittel- und Südburgenland.
In Vorarlberg sowie im Außerfern erreichten die Temperaturanomalien +1,5 bis +1,8 °C. Im Weinviertel, in Wien und im Nordburgenland war es aufgrund der häufigen Hochnebellagen in der zweiten Oktoberhälfte nicht ganz so warm, sodass die Temperaturabweichungen hier nur zwischen +0,4 und +0,9 °C lagen.
In der Langzeitbetrachtung zeigt sich, dass der Herbst 2022 zu den wärmsten der Messgeschichte Österreichs gehört. Zusammengefasst ist er mit einer Anomalie von +1,0 °C (gegenüber 1961-1990 Abw. +1,8 °C) der fünftwärmste Herbst seit dem Beginn der Messungen im Jahr 1767. Auf den Bergen war es hingegen „nur" der elftwärmste Herbst. Das lag vor allem daran, dass September und November in den hochalpinen Regionen, relativ gesehen, deutlich kälter verliefen als im Tiefland.
Niederschlag
Auch im Herbst waren in einigen Regionen Österreichs weiterhin niederschlagsarme Bedingungen wetterbestimmend. Während sich im Westen und Nordwesten die vorangegangene Trockenheit allmählich abbaute, fiel südlich des Alpenhauptkammes sowie im Südosten und Osten Österreichs auch im Herbst weniger Regen als im Durchschnitt.
In Osttirol, weiten Teilen Kärntens, in der Steiermark entlang und südlich der Mur und Mürz sowie im Burgenland, in Wien und im östlichen Niederösterreich war der Herbst 2022 um zumindest 15 bis 45 Prozent niederschlagsärmer als das Klimamittel.
Entlang der Drau von Osttirol bis zum Millstättersee sowie in den Fischbacher Alpen und der Buckligen Welt erreichten die Niederschlagsdefizite 45 bis 60 Prozent. Deutlich mehr Regen als im Durchschnitt fiel im Bregenzer Wald, am Arlberg, im Außerfern, sowie im Flachgau und im Großteil Oberösterreichs. Hier summierte sich um 15 bis 45 Prozent mehr Niederschlag.
Im österreichischen Flächenmittel beträgt die Niederschlagsanomalie zum Mittel der Referenzperiode 1991-2020 -10 Prozent und liegt damit im Mittelfeld der historischen Messreihe. Deutlich trockener verlief der Herbst des vergangenen Jahres (2021), der um ein Drittel weniger Niederschlag brachte.
Sonne
Keine großen Besonderheiten taten sich in diesem Herbst bei den Sonnenscheinverhältnissen auf. In nahezu ganz Österreich entsprach die Sonnenausbeute weitgehend dem Klimamittel. Die Anomalien lagen von Vorarlberg bis Niederösterreich bzw. bis in die Steiermark zwischen -10 und +10 Prozent. Nur im Burgenland und in Teilen der Oststeiermark war es mit Abweichungen von -11 bis -15 Prozent ein etwas trüberer Herbst.
Obwohl der Oktober mit einem Plus von 16 Prozent sehr sonnig verlief und auch der November im Flächenmittel um 10 Prozent mehr Sonnenschein brachte, blieb der Herbst insgesamt um 5 Prozent hinter dem vieljährigen Mittel zurück. Der Grund dafür ist im September zu suchen, da dieser um ein Viertel weniger Sonnenstunden brachte.
Herbst 2022: Übersicht Bundesländer
VorarlbergNiederschlagsabweichung 21 %
Temperaturabweichung +1.6 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -7 %
Temperaturhöchstwert Bludenz (571 m) 27.7 °C am 7.9.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Lech (1.442 m) -7.0 °C am 23.11.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Gaschurn (985 m) -2.9 °C am 23.11.
höchstes Herbstmittel der Lufttemperatur Bregenz (424 m) 11.6 °C, Abw. +1.6 °C
höchste Sonnenscheindauer Sulzberg (1.014 m) 368 h, Abw. k.A.
TirolNiederschlagsabweichung -6 %
Temperaturabweichung +1.2 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -4 %
Temperaturhöchstwert Ehrwald (982 m) 28.3 °C am 13.9.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Brunnenkogel (3.437 m) -16.3 °C am 23.11.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Lienz (661 m) -4.1 °C am 25.11.
höchstes Herbstmittel der Lufttemperatur Innsbruck-U. (578 m) 10.9 °C, Abw. +1.1 °C
höchste Sonnenscheindauer Lienz (661 m) 443 h, Abw. -2 %
SalzburgNiederschlagsabweichung -3 %
Temperaturabweichung +1.0 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -3 %
Temperaturhöchstwert Radstadt (835 m) 27.5 °C am 14.9.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Sonnblick (3.109 m) -13.4 °C am 21.11.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Rauris (934 m) -6.1 °C am 25.11.
höchstes Herbstmittel der Lufttemperatur Golling (490 m) 11.0 °C, Abw. +1.0 °C
höchste Sonnenscheindauer Salzburg-Flugh. (430 m) 400 h, Abw. k.A.
OberösterreichNiederschlagsabweichung 15 %
Temperaturabweichung +1.1 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -5 %
Temperaturhöchstwert Braunau (382 m) 28.7 °C am 6.9.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Dachstein-Glets. (2.520 m) -11.2 °C am 6.11.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Freistadt (539 m) -4.5 °C am 22.11.
höchstes Herbstmittel der Lufttemperatur Linz (262 m) 10.9 °C, Abw. +0.8 °C
höchste Sonnenscheindauer Mondsee (481 m) 371 h, Abw. k.A.
NiederösterreichNiederschlagsabweichung -24 %
Temperaturabweichung +1.0 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -2 %
Temperaturhöchstwert B. Deutsch-Altenb. (169 m) 29.5 °C am 7.9.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Jauerling (955 m) -5.7 °C am 19.11.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Jauerling (955 m) -5.7 °C am 19.11.
höchstes Herbstmittel der Lufttemperatur B. D.-Altenb. (169 m) 11.7 °C, Abw. +1.0 °C
höchste Sonnenscheindauer Hohe Wand (937 m) 421 h, Abw. -1 %
WienNiederschlagsabweichung -29 %
Temperaturabweichung +0.7 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -5 %
Temperaturhöchstwert Donaufeld (160 m) 29.5 °C am 7.9.
Temperaturtiefstwert (Gipfel) Wien-Jubiläumsw. (450 m) -3.3 °C am 19.11.
Temperaturtiefstwert Wien-Jubiläumsw. (450 m) -3.3 °C am 19.11.
höchstes Herbstmittel der Lufttemperatur Wien-I. Stadt (177 m) 12.7 °C, Abw. +0.7 °C
höchste Sonnenscheindauer Wien-Jubiläumsw. (450 m) 371 h, Abw. k.A.
BurgenlandNiederschlagsabweichung -33 %
Temperaturabweichung +0.9 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -13 %
Temperaturhöchstwert Eisenstadt (184 m) 29.6 °C am 8.9.
Temperaturtiefstwert Kroisegg (444 m) -3.9 °C am 21.11.
höchstes Herbstmittel der Lufttemperatur Podersdorf (116 m) 11.9 °C, Abw. +1.0 °C
höchste Sonnenscheindauer Bernstein (631 m) 384 h, Abw. k.A.
SteiermarkNiederschlagsabweichung -19 %
Temperaturabweichung +1.0 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -3 %
Temperaturhöchstwert Graz-Strassgang (357 m) 29.6 °C am 14.9.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Stolzalpe (1.291 m) -4.0 °C am 25.11.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Zeltweg (678 m) -5.7 °C am 22.11.
höchstes Herbstmittel der Lufttemperatur B. Radkersb. (207 m) 11.3 °C, Abw. +0.9 °C
höchste Sonnenscheindauer Graz Uni. (367 m) 421 h, Abw. -2 %
KärntenNiederschlagsabweichung -24 %
Temperaturabweichung +1.2 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 6 %
Temperaturhöchstwert Klagenfurt (450 m) 29.2 °C am 7.9.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Villacher Alpe (2.117 m) -6.3 °C am 24.11.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Kötschach-Mauth. (705 m) -5.9 °C am 24.11.
höchstes Herbstmittel der Lufttemperatur Klagenfurt-H. (441 m) 11.4 °C, Abw. +1.0 °C
höchste Sonnenscheindauer Kanzelhöhe (1.520 m) 481 h, Abw. +8 %
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