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04.04.2022 | 04:02 | Wetterrückblick März 2022 

Österreich: Wetterrückblick März 2022 - Rekordverdächtige Sonnenscheindauer und Trockenheit

Wien - Regen und Schneefall an den letzten beiden Tagen des Monats verhinderten, dass es österreichweit der trockenste März der Messgeschichte war.

Wetter im März in Österreich
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In einigen Regionen neue Rekorde bei Sonnenscheindauer und Trockenheit. (c) proplanta
„Mit 73 Prozent weniger Niederschlag liegt der März 2022 auf Platz 3 in der Reihe der trockensten Märzmonate“, sagt Klimatologe Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

Rekordtrockenheit im Westen



In der regionalen Auswertung gibt es einige Rekorde, vor allem im Westen Österreichs. Zum Beispiel war es in Feldkirch mit nur 12 Millimeter Niederschlag der trockenste März der Messgeschichte (alter Rekord 13 Millimeter im März 1924 und 1929), in Innsbruck-Universität mit 5 Millimeter (alter Rekord 6 im März 1972) und in Zell am See mit 3 Millimeter (alter Rekord 6 Millimeter im März 1921).

Sonnenscheinrekord auf den Bergen an einzelnen Orten Die lange anhaltenden Hochdruck-Wetterlagen sorgten auch für einen ungewöhnlich sonnigen März. In der österreichweiten Auswertung war es auf den Bergen der sonnigste März der Messgeschichte (56 Prozent mehr Sonnenstunden als im Mittel) und im Tiefland der zweitsonnigste gemeinsam mit 1948 (+51 Prozent Sonnenstunden).

An einzelnen Orten brachte dieser März auch in tiefen Lagen einen Rekord an Sonnenstunden, zum Beispiel in Kremsmünster in Oberösterreich, wo die Messreihe bis ins Jahr 1884 zurückreicht.

Der März 2022 im Detail



Hinweis: Die textliche Beschreibung und die Tabellenwerte beziehen sich auf die neue Klimanormalperiode 1991-2020, sofern nicht explizit auf eine andere Klimanormalperiode hingewiesen wird.

Temperatur



In der ersten Märzhälfte lag das Temperaturniveau in weiten Teilen Österreichs unterhalb des klimatologischen Mittels. Der Westen gelangte ab der Monatsmitte in den Einflussbereich wärmerer Luftmassen, während es im Süden und Osten relativ kalt blieb. Erst im letzten Viertel des Monats erreichten auch hier die Temperaturen ein überdurchschnittliches Niveau.

Das trockene und wolkenarme Wetter begünstigte mit intensiver Sonneneinstrahlung tagsüber und mit großer thermischer Abstrahlung in den Nächten hohe Tagesgänge der Lufttemperatur. In Gars am Kamp (NÖ, 273 m) stieg beispielsweise die Temperatur am 23. März von -9,9 °C auf ein Tagesmaximum von 20,5 °C. In Klausen-Leopoldsdorf (NÖ, 389 m) kletterte am selben Tag die Temperatur von -8,0 °C auf 20,7 °C. Tagesgänge von über 28 °C kommen im März sehr selten vor. Zuletzt traten solch hohe Differenzen im März 1972 auf.

In der Zusammenfassung war der März um 0,9 °C wärmer als das klimatologische Mittel 1961-1990 und um 0,4 °C kälter als das Mittel 1991-2020 (HISTALP-Tiefland) und hatte somit eine ähnliche Temperaturabweichung wie der März des Vorjahres. In den hochalpinen Regionen war es aus relativer Sicht deutlich wärmer. Die Temperaturanomalien lagen hier bei +2,1 °C (1961-1990) bzw. +0,8 °C (1991-2020).

Die Temperaturabweichungen verteilten sich nicht gleichmäßig über das Bundesgebiet. In Vorarlberg und Nordtirol war der März um 0,5 bis 1,4 °C wärmer als das Mittel 1991-2020. Kärnten, Steiermark, Burgenland, Niederösterreich und Wien waren mit Abweichungen von -0,5 bis -1,5 °C (91-20) die relativ kältesten Regionen des Landes. In Osttirol, Salzburg und Oberösterreich entsprachen die Temperaturverhältnisse dem Mittel der vergangenen 30 Jahre.

Niederschlag



Im März setzte sich das niederschlagsarme Wetter, das sich schon im Jänner und Februar in weiten Teilen Österreichs eingestellt hatte, weiter fort. Mit Ausnahme von November und Dezember 2021, waren die Monate ab September 2021 deutlich zu trocken, sodass sich in diesen sieben Monaten ein Niederschlagsdefizit von 30 Prozent aufgebaut hat. Niederschlagsärmer war es österreichweit in diesem Zeitabschnitt (Sep. bis Mär.) zuletzt 1975/1976.

Der März 2022 hatte daran einen großen Anteil. Verglichen mit dem Mittel 1991-2020 fiel im März um 73 Prozent weniger Niederschlag. Mit dieser extrem hohen negativen Abweichung liegt der März 2022 auf Platz 3 in der Reihe der trockensten Märzmonate der vergangenen 165 Jahre. Ähnlich wenig Niederschlag fiel zuletzt im März 2003 (Abw. -73 %). Noch niederschlagsärmer war es nur in den Jahren 1929 (Abw. -82 %) und 1921 (-81 %). Damit setzt sich die Serie von trockenen Märzmonaten weiter fort.

Seit dem Jahr 2010 gab es mit 2013 nur ein Jahr, in dem der März mehr Niederschlag brachte als das klimatologische Mittel. Erst die Niederschläge der letzten zwei Märztage verhinderten einen neuen Negativrekord. Für Vorarlberg und Tirol waren die Niederschläge Ende März aber nicht ausreichend, um einen neuen Trockenrekord abzuwenden. Insgesamt fiel in diesen beiden Bundesländern im Flächenmittel um 86 % weniger Niederschlag, und damit nochmal um ein Prozent weniger als im bisherigen Rekordmärz 1972.

Die relativ trockensten Regionen des Landes waren diesmal Vorarlberg, Tirol, der Großteil Salzburgs und Oberösterreichs sowie Teile Oberkärntens. Hier kam um 75 bis 97 Prozent weniger Niederschlag zusammen. In den meisten anderen Landesteilen lagen die Defizite zwischen 50 und 75 Prozent. Nur in Teilen Unterkärntens sowie in der Südoststeiermark und im Südburgenland waren die Defizite mit 35 bis 50 Prozent etwas moderater.

Schnee



Aufgrund des Ausbleibens von Niederschlag konnte sich auch kaum Neuschnee bilden. Damit zeigen nahezu alle Regionen des Landes in allen Höhenlagen ein Defizit bei der Neuschneesumme von 95 bis 100 Prozent. Bei der Schneelage selbst zeigt sich jedoch ein etwas anderes Bild. Durch die relativ tiefen Temperaturen konnte sich die winterliche Schneedecke auch in den inneralpinen Tallagen relativ lange halten. So entsprach die Anzahl der Schneedeckentage vom Pinzgau bis in die Obersteiermark weitgehend dem klimatologischen Mittel.

Zwischen 1.000 und 1.500 Meter Seehöhe lag die Anzahl der Schneedeckentage um 20 Prozent unter dem vieljährigen Mittel. Oberhalb von 1.500 Meter entsprach die Schneedeckendauer einem typischen März. Unterhalb von 500 Meter gab es mit wenigen Ausnahmen keinen Schneedeckentag. Im Durchschnitt liegt unterhalb von 500 Meter an 5 Tagen im März Schnee.

Sonne



Beständiger Hochdruckeinfluss ließ in diesem März kaum Platz für Tiefdruckgebiete und die damit verbundenen Wolkensysteme und Niederschläge. Dementsprechend häufig schien in Österreich die Sonne. Ein besonders bewölkungsarmer Abschnitt war von 20. bis 28. März zu verzeichnen. In diesem schien in nahezu ganz Österreich ganztägig die Sonne.

Zusammengefasst ergab sich ein außergewöhnlich sonniger März, der gegenüber dem vieljährigen Mittel um 51 Prozent mehr direkten Sonnenschein brachte. Damit ist das, gemeinsam mit dem März 1948, der zweitsonnigste März in Österreich der Messgeschichte. Mehr Sonnenschein gab es nur im 1953 (Abw. +57 %). Auf den Bergen war es mit einer Abweichung zum Mittel 1991-2020 von 56 Prozent der sonnigste März der Messgeschichte.

An einigen ZAMG-Wetterstationen mit sehr langen Messreihen, zwischen 90 und 130 Jahren, wurden neue Märzrekorde der Sonnenscheindauer verzeichnet, zum Beispiel Feuerkogel (242 h), Kremsmünster (257 h), Patscherkofel (253 h), Schmittenhöhe (255 h) und Sonnblick (268 h).

Räumlich verteilten sich die Anomalien relativ gleichmäßig. In Vorarlberg, Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich sowie in der Steiermark nördlich von Mur und Mürz schien die Sonne, verglichen mit dem Mittel 1991-2020, um 50 bis 80 Prozent länger. In Tirol, weiten Teilen Kärntens, sowie in der Steiermark südlich der Mur und Mürz und im Burgenland lagen die Abweichungen zwischen 30 und 50 Prozent. Einen nur relativ geringen Sonnenscheinüberschuss von 20 bis 30 Prozent gab es in Osttirol und Oberkärnten, entlang und südlich der Drau.

Mit dem März endet auch ein außergewöhnlich sonniges Winterhalbjahr, das österreichweit um 21 Prozent mehr Sonnenschein brachte. Das ist gemeinsam mit 1942/43 das zweitsonnigste Winterhalbjahr seit Messbeginn. Sonniger war nur das Winterhalbjahr 1989/90, das um insgesamt 29 Prozent sonniger verlief.

März 2022: Übersicht Bundesländer



Vorarlberg

Niederschlagsabweichung -82 %
Temperaturabweichung +1.0 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 57 %
Temperaturhöchstwert Bludenz (571 m) 22.0 °C am 27.3.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Lech (1.442 m) -17.2 °C am 8.3.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Schoppernau (839 m) -11.6 °C am 8.3.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Bludenz (571 m) 6.6 °C, Abw. k.A.
höchste Sonnenscheindauer Rohrspitz (395 m) 260 h, Abw. k.A.

Tirol

Niederschlagsabweichung -90 %
Temperaturabweichung +0.5 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 43 %
Temperaturhöchstwert Innsbruck-Uni. (578 m) 22.7 °C am 28.3.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Brunnenkogel (3.437 m) -20.6 °C am 5.3.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Kirchdorf (637 m) -11.7 °C am 2.3.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Innsbruck-Uni. (578 m) 6.7 °C, Abw. +0.7 °C
höchste Sonnenscheindauer Brunnenkogel (3437 m) 290 h, Abw. k.A.

Salzburg

Niederschlagsabweichung -80 %
Temperaturabweichung -0.4 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 59 %
Temperaturhöchstwert St. Johann/P. (634 m) 21.1 °C am 28.3.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Sonnblick (3.109 m) -20.9 °C am 1.3.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Radstadt (835 m) -16.3 °C am 1.3.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Golling (490 m) 5.7 °C, Abw. k.A.
höchste Sonnenscheindauer Sonnblick (3.109 m) 268 h, Abw. +72 %

Oberösterreich

Niederschlagsabweichung -77 %
Temperaturabweichung +0.2 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 72 %
Temperaturhöchstwert Bad Goisern (538 m) 21.7 °C am 28.3.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Dachstein-Gletscher (2.520 m) -20.9 °C am 1.3.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Freistadt (539 m) -9.5 °C am 2.3.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Linz (262 m) 6.4 °C, Abw. +0.6 °C
höchste Sonnenscheindauer Aspach (427 m) 259 h, Abw. +78 %

Niederösterreich

Niederschlagsabweichung -67 %
Temperaturabweichung -0.6 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 59 %
Temperaturhöchstwert Langenlois (207 m) 22.7 °C am 28.3.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Rax/Seilbahn (1.547 m) -12.3 °C am 7.3.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Gars/Kamp (273 m) -12.3 °C am 2.3.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur B. Deutsch-Altenb. (169 m) 5.5 °C, Abw. k.A.
höchste Sonnenscheindauer Wachtberg/Steyr (384 m) 249 h, Abw. +104 %

Wien

Niederschlagsabweichung -67 %
Temperaturabweichung -0.4 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 46 %
Temperaturhöchstwert Donaufeld (160 m) 22.2 °C am 29.3.
Temperaturtiefstwert (Gipfel) Wien-Jubiläumsw. (450 m) -5.6 °C am 11.3.
Temperaturtiefstwert Wien-Mariabrunn (225 m) -7.9 °C am 3.3.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Wien-Innere Stadt (177 m) 7.4 °C, Abw. +0.1 °C
höchste Sonnenscheindauer Wien-Stammersd. (191 m) 236 h, Abw. k.A.

Burgenland

Niederschlagsabweichung -57 %
Temperaturabweichung -0.7 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 42 %
Temperaturhöchstwert Güssing (215 m) 23.1 °C am 28.3.
Temperaturtiefstwert Güssing (215 m) -12.3 °C am 12.3.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Eisenstadt (184 m) 5.7 °C, Abw. -0.3 °C
höchste Sonnenscheindauer Wörterberg (404 m) 248 h, Abw. k.A.

Steiermark

Niederschlagsabweichung -61 %
Temperaturabweichung -1.0 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 51 %
Temperaturhöchstwert Wagna/Leibn. (268 m) 23.8 °C am 28.3.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Schöckl (1.443 m) -11.8 °C am 11.3.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m B. Mitterndorf (814 m) -13.4 °C am 1.3.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Laßnitzhöhe (530 m) 5.2 °C, Abw. -0.1 °C
höchste Sonnenscheindauer B. Mitterndorf (814 m) 258 h, Abw. +72 %

Kärnten

Niederschlagsabweichung -63 %
Temperaturabweichung -0.7 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 34 %
Temperaturhöchstwert St.Andrä/Lav. (403 m) 23.2 °C am 28.3.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Villacher Alpe (2.117 m) -14.8 °C am 1.3.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Weißensee (949 m) -11.4 °C am 8.3.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Villach (493 m) 4.7 °C, Abw. -0.4 °C
höchste Sonnenscheindauer Klagenfurt-HTL (441 m) 261 h, Abw. k.A.

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