So wurden die europaweiten Zielwerte für bodennahes
Ozon am häufigsten in hessischen und baden-württembergischen Landkreisen überschritten. Am sauberen Ende der Ozonstatistik finden sich hingegen viele Messstellen in städtischen Gebieten, etwa in Bielefeld, Rostock, München und Passau. Das ergibt eine Auswertung der Daten von rund 280 Messstationen des Umweltbundesamtes (UBA) durch dpa-RegioData. Das Gas Ozon hält in einer Höhe von über 10.000 Metern schädliche UV-Strahlen von der Erde ab, am Boden jedoch reizt es die Atemwege.
Dass die Ozonbelastung in den Innenstädten in der Regel geringer ist als auf dem Land, erscheint auf den ersten Blick paradox. Denn das Reizgas entsteht zumeist im Straßenverkehr, wo Stickstoffoxide in den Abgasen freigesetzt und mit Hilfe von Sonnenenergie zu Ozon umgewandelt werden. Doch nicht alle Stickstoffoxide wirken gleichsam an der Ozonbildung mit: «Autoabgase enthalten auch Stickstoffmonoxid, das wiederum zum Abbau des Ozons beiträgt und damit zu einer niedrigeren Ozonbelastung in den Innenstädten führt», sagte Ute Dauert, Meteorologin beim
Umweltbundesamt in Dessau. Zudem würden Vorläuferstoffe des Ozons mit dem Wind aus der Stadt ins Umland transportiert und trügen - entfernt von ihren eigentlichen Quellen - zur Ozonbildung bei. Dort aber werden sie mangels Stickstoffmonoxid aus dem Autoverkehr weniger stark abgebaut.
Die mit Abstand meisten Überschreitungen in den Monaten April bis September 2008 registrierte eine Messstelle im hessischen Hochtaunuskreis. Dort, am kleinen Feldberg, lag die Ozonkonzentration an insgesamt 61 Tagen über dem Zielwert zum Schutz der menschlichen Gesundheit. Das heißt, an diesen Tagen schwebte mehr als 120 Mikrogramm des Reizgases in jedem Kubikmeter Luft. Ziel der EU ist es, die Ozonbelastung soweit zu senken, dass dieser Wert bis 2010 an höchstens 75 Tagen in drei Jahren überschritten wird. «Es erscheint momentan eher fraglich, dass der Zielwert der EU bis dahin flächendeckend eingehalten werden kann», sagte Ute Dauert.
Laut einer Studie der britischen Wissenschaftsakademie Royal Society, die Anfang Oktober veröffentlicht wurde, sterben in Europa rund 21 400 Menschen jährlich an den Folgen der Ozonbelastung Tendenz steigend. Diese Zahlen sieht Wolfgang Straff, Mediziner beim Umweltbundesamt, eher kritisch: «Die Konzentrationen von Ozon in der Atemluft sind hierzulande nicht so hoch, als dass man allein dadurch sterben könnte.» Wenn Menschen allerdings vorgeschädigt seien, könne die zusätzliche Belastung durch Ozon sehr wohl zu einem verfrühten Tod führen etwa bei Asthmatikern oder alten Menschen mit chronischen Atembeschwerden. (dpa)