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11.12.2006 | 11:09 | Größte einheimische Spinne 

Sand-Wolfspinne ist Europäische Spinne des Jahres 2007

Die Sand-Wolfspinne (Arctosa cinerea, Fabricius 1777) ist Europäische Spinne des Jahres 2007. Sie gehört zur Familie der Wolfspinnen (Lycosidae) und ist bei fast 20 mm Körperlänge(!) mit die größte einheimische Spinnenart.

Wolfsspinne
(c) BBA
Arctosa cinerea hat mehrere deutsche Namen wie Sand-Wolfspinne, Flussufer-Riesenwolfspinne oder Sandtarantel. Dr. Martin Kreuels von der Arachnologischen Gesellschaft (AraGes e.V.) stellte die Spinne 2007 am 11.12. stellvertretend für Spinnenexperten aus 21 europäischen Staaten in Berlin vor.

Wie alle Wolfspinnen webt die Sand-Wolfspinne keine Netze, sondern jagt mit ihren gut ausgebildeten Augen auf Sicht. Als Nahrung dienen dem Räuber Insekten wie Laufkäfer, Heuschrecken, Fliegenlarven, aber auch andere Spinnen. „Sie überrascht ihre Beute mit ihrer Schnelligkeit“, so der Spinnenexperte Dr. Kreuels. „Durch die interessante Hell-Dunkelzeichnung sind die am Boden lebenden Tiere gut getarnt und für uns Menschen kaum zu erkennen“. Die Sand-Wolfspinne jagt in der Zeit von März bis November nachts.

Die Sand-Wolfspinne kommt überall in Europa vor. Sie lebt an naturnahen Kies- und Sandufern an Flüssen und Seen. Die Art ist inzwischen selten geworden, da diese Lebensräume durch die fast flächendeckenden Regulierungsmaßnahmen der Fließgewässer stark zurückgegangen sind. In weiten Teilen Deutschlands ist sie ausgestorben. Häufigere Funde gibt es an der Ostsee, aber auch an einzelnen Flussabschnitten im Einzugsgebiet des Rheins oder der Elbe.

Sie nimmt aber auch vom Menschen geschaffene Biotope wie Baggerlöcher oder Sand- und Kiesabbaustellen an. Dort lebt sie, solange die Uferabschnitte nicht zugewachsen sind. „Hält man die Uferzone durch Pflegemaßnahmen offen, kann die Art in diesen Ersatzlebensräumen erhalten werden“, erläuterte Dr. Kreuels.

Tagsüber versteckt sie sich in Wohnröhren, die sie meist unter größeren Steinen oder unter Treibgut in den sandigen Untergrund gräbt. Steigt das Wasser der Flüsse oder Seen im Sommer plötzlich an, verschließt die Spinne die Öffnung ihrer Röhre und überlebt in der bestehenden Luftblase. Zur Winterruhe legen die Spinnen eine neue Höhle in ausreichender Entfernung vom Ufer an, damit sie vor Überflutungen geschützt sind.

So gefährlich wie ihr Name klingt, ist die Wolfspinne aber nicht. Weder jagen die Tiere in Rudeln wie Wölfe noch sind sie aggressiv. Auch beim Sex geben sie sich tolerant. So werden die männlichen Wolfspinnen nach der Paarung nicht von den Weibchen gefressen, was bei Spinnen sonst häufig vorkommt. Trotzdem sind die Männchen vorsichtig und bewerben das Weibchen geduldig, bis es zur Paarung bereit ist. Die Weibchen kümmern sich sorgsam um ihren Nachwuchs. Dieser ist nach einem Jahr ausgewachsen, benötigt aber eine weitere Überwinterung, bevor die nächste Generation gezeugt wird.

Allgemeines zu Spinnen


Alle Spinnen haben 8 Beine (Insekten: 6) und einen 2-geteilten Körper (Insekten: 3-geteilter Körper). Zusammen mit den Insekten gehören sie zu den so genannten Gliedertieren (Arthropoden). Spinnen helfen mit ihrer räuberischen Lebensweise dem Menschen, indem sie Insekten wie Mücken, Fliegen etc. fangen.

Weltweit gibt es ca. 37.000 Arten, die zu den echten Spinnen oder Webspinnen gehören. Die Weberknechte sind eine andere Gruppe, die wie die Skorpione zur Klasse der Arachnida gehören. Milben sind ebenfalls Verwandte.

Im Vergleich zu den Insekten ist das eine sehr kleine Tiergruppe. Anzutreffen sind sie jedoch im Wasser und auf dem Land überall, außer auf dem offenen Meer. In Deutschland gibt es ca. 1.100 Spinnenarten. Alle heimischen Spinnen sind für den Menschen nicht gefährlich. Die Familie der Wolfspinnen umfasst in Mitteleuropa fast 100 verschiedene Arten.

Warum sind Spinnen so gruselig

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Mit der Wahl der Spinne des Jahres wird auf eine Tiergruppe hingewiesen, die bei den meisten Menschen nur ein Schaudern hervorruft. Dabei sind Spinnen völlig harmlos. Sie sind im Gegenteil sogar sehr nützlich, da sie dazu beitragen, Lästlinge wie Mücken, aber auch Schädlinge auf dem Acker, im Garten und Forst zu reduzieren.

Im Hause machen sie meistens Bekanntschaft mit dem Staubsauger, was wirklich sehr schade ist. Spinnen sollte man vorsichtig mit einem Glas überstülpen, dann ein Blatt Papier vorsichtig unter das Glas schieben, um dann die Spinne durch das Fenster in die Natur zu entlassen.

Warum Spinnen dieses Unbehagen und Gänsehaut hervorrufen, ist eines der unbegreiflichen Phänomene unserer Psychologie. Bei den großen Vogelspinnen kann man die Angst noch verstehen. Der Mensch hat seine Wiege zwar im heißen Afrika. Aber wir sind vor zigtausend Jahren von dort ausgewandert. Haben wir diese Urängste noch in unserem Erbgut gespeichert? Hängt die Angst vielleicht damit zusammen, dass man das Gefühl hat, durch acht Beine stärker festgehalten werden zu können als durch die jämmerlichen zwei Arme, die Menschen normalerweise haben?

Ihre Bedeutung für Gartenbau und Landwirtschaft wurde viele Jahre diskutiert. Da die Spinnen sowohl Nützlinge als auch Schädlinge fressen, wurden sie als weder noch eingestuft. Forschungen haben jedoch ergeben, dass eine im Ackerbau häufige Spinnengruppe, die nur ein bis fünf Millimeter großen Linyphiiden, auf Getreidefeldern mehr Schädlinge als Nützlinge fressen. Auf jeden Fall tragen sie wesentlich zum ökologischen Gleichgewicht bei.

Der Name Spinne ist bezeichnend. Wenn die Spinne ihren Faden spinnt, so kommt dies verblüffender Weise dem Spinnvorgang früher in der Spinnstube oder heute mit Maschinen der Natur sehr nahe. Spinnen führen ebenfalls aus mehreren Fädchen einen dickeren Faden zusammen. Sie erreichen dadurch eine Reißfestigkeit, die in der Natur unübertroffen ist.

Wer als Mutter, Onkel, Vater den Mut hat, seinen Kindern eine große Spinne, sagen wir mal aus dem Badezimmer, mit bloßen Händen herauszuholen, sie in der geschlossenen Faust vorsichtig auf die Terrasse oder dem Balkon zu tragen und dort vor den Augen der Kinder die Hand zu öffnen und zu beobachten, wie die Spinne ganz eingeschüchtert über den Arm davonläuft, der hat die uneingeschränkte Bewunderung der Kinder. (BBA)
 
Sand-Wolfspinne in HöhleBild vergrößern
Sand-Wolfspinne in ihrer Wohnhöhle lauernd
Sand-WolfspinneBild vergrößern
Ausgewachsenes Exemplar der Sand-Wolfspinne
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