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25.12.2019 | 12:50 | Viele Ideen, keine Lösung 

Sanierung von PFC-Böden unmöglich?

Hügelsheim - Die großflächige Verunreinigung von Boden und Grundwasser mit umweltschädlichen PFC-Chemikalien in Nord- und Mittelbaden hat bislang Millionen von Euro verschlungen.

Belastete Böden
Umweltgift auf Ackerland: Die Belastung mit umweltschädlichem PFC beschäftigt Behörden und Bürger seit Jahren. Weder steht der Verursacher des teuren Schlamassels eindeutig fest, noch ist eine vernünftige Sanierung in Sicht. Forscher haben aber Ideen. (c) proplanta
So gaben die betroffenen Land- und Stadtkreise sowie Behörden und das Umweltministerium seit Bekanntwerden des Skandals mehr als acht Millionen Euro aus - für Untersuchungen, Gutachten oder Forschungsprojekte (Stand 30. Juni).

Die Kosten für Stadtwerke, einzelne Gemeinden oder auch neu geschaffene Stellen seien dabei noch nicht berücksichtigt, sagte eine Sprecherin der Stabsstelle PFC des Regierungspräsidiums Karlsruhe. Eine Lösung des Problems ist bislang nicht in Sicht.

Die PFC-Verunreinigungen sind seit 2013 bekannt. Möglicherweise sind Papierschlämme im Kompost, der auf die Felder gebracht wurde, dafür verantwortlich. PFC steht für per- und polyfluorierte Chemikalien. Sie gelten als giftig und sind in der Umwelt nur sehr schwer abbaubar.

Unterdessen laufen seit geraumer Zeit Projekte, die sich mit der Beseitigung von PFC beschäftigen: So versuchen Wissenschaftler, die Chemikalien mit einem neuartigen Verfahren aus Boden und Grundwasser zu bekommen. Derzeit arbeite eine Versuchsanlage in der Nähe des Baden-Airpark im Testbetrieb, sagte Projektleiterin Anja Wilken von der Firma Sensatec.

Dabei wird auf einem etwa 2,25 Quadratmeter großen Testfeld in der Nähe von Hügelsheim eine Biopolymer-Lösung aus pflanzlichen Rohstoffen auf den Boden gebracht. Die Lösung bindet PFC und versickert bis ins Grundwasser. Danach wird das verunreinigte Grundwasser vollständig aufgefangen, nach oben befördert und gereinigt.

Im Januar werden die Gerätschaften Wilkens Worten zufolge wieder abgebaut und die Ergebnisse ausgewertet. «Unser Ziel ist es natürlich, den belasteten Boden vollständig von PFC zu befreien», sagte Wilken. Ergebnisse im Labor seien sehr vielversprechend gewesen.

Erprobt wird - ebenfalls auf den besonders belasteten Böden in Hügelsheim - eine sogenannte Immobilisierung von PFC. Dabei werden bestimmte Stoffe in den Boden gebracht, die PFC dort langfristig festhalten sollen. Im März kommenden Jahres sollen Zwischenergebnisse vorgestellt werden, so die PFC-Stabsstelle.

Eine flächendeckende Sanierung der belasteten Böden ist nach Worten der Sprecherin der Stabsstelle aber nicht absehbar. «Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch, weil es keine Lösung gibt, die ökologisch sinnvoll wäre», sagte sie. Denn selbst wenn die Böden ungeachtet immenser Kosten abgetragen werden würden, wisse man nicht wohin mit der kontaminierten Erde.

Von der Verschmutzung sind bisher mehr als 1.000 Hektar Ackerland betroffen. Als Verursacher kommt ein Kompostunternehmen in Betracht, das die Schlämme an Landwirte verkauft haben soll. Der Chef des Unternehmens bestreitet die Vorwürfe. Das Verwaltungsgericht Karlsruhe verurteilte ihn zur Zahlung von rund 240.000 Euro Schadenersatz an den Landkreis Rastatt.

Weitere Klagen etwa der Stadtwerke Rastatt sowie der Gemeinde Hügelsheim sind vor dem Landgericht Baden-Baden anhängig, aber nach Worten einer Gerichtssprecherin noch nicht terminiert.
dpa/lsw
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