Rund ein Grad wärmer sei das Wasser seit 1992 geworden, sagt der Wissenschaftler von der nationalen Vereinigung für Meeresbiologische Forschung. Die Auswirkungen der höheren
Wassertemperaturen sind noch unklar - die der Überfischung dagegen schon sehr konkret spürbar.
Südafrika hat seine Fangquoten etwa für den im Lande beliebten Seehecht vor wenigen Monaten um weitere zehn Prozent auf 135 000 Tonnen senken müssen. Die Folge: Steigende
Verbraucherpreise und zunehmende Importe aus China oder Argentinien. «Es ist sehr beängstigend - ich suche nun schon überall auf der Welt nach Fisch für uns», erklärt der Leiter der Fischrestaurantkette Ocean Basket, George Nichas.
Warnungen, die Fischbestände der Region könnten aufgrund illegaler Fischfangpraktiken und des Klimawandels bis 2048 völlig vernichtet sein, halten viele Experten in Südafrika dennoch für übertrieben. Fenessy: «Die Fangquoten sind in der Tat gesunken und auch bei der Garnelenfischerei gibt es Anzeichen für eine Überfischung. Aber die Fischerei hier ist eigentlich recht gut organisiert.» Sein Spezialgebiet ist die Garnelenfischerei, und die ist vor der Küste des Nachbarstaates Mosambik einer der wichtigsten Arbeitgeber. Auf 8000 Tonnen pro Jahr wird die Fangmenge geschätzt - die größte entlang der gesamten ostafrikanischen Küste.
An der Atlantikseite im Westen Afrikas treibt die Überfischung den Ozeanologen dagegen Sorgenfalten auf die Stirn. Vor allem der Küstenstreifen vor Südafrika, Namibia und Angola - das sogenannte Benguelastrom-Ökosystem - ist betroffen. Nach einer Studie der Umweltorganisationen World Wide Fund for Nature (
WWF) und BirdLife verenden jährlich mehr als sieben Millionen Haie und Rochen, 4000 Meeresschildkröten und 34 000 Seevögel als unerwünschter Beifang der Langleinen-Fischerei. Die Probleme durch diese Art des Fischfangs - bei der bis zu 100 Kilometer lange Kunststoffseile mit Tausenden Köderhaken im Meer treiben - sind Teil der Erklärung für die sinkenden Fischbestände.
Südafrikas Umweltminister Marthinus van Schalkwyk schaut dennoch eher hoffnungsfroh in die Zukunft der Fischwirtschaft des Landes und bescheinigt der Industrie Bereitschaft zum Wandel. Zwar gelten 15 Fischarten vor den Küsten als verschwunden und der Bestand vieler anderer als gefährdet; doch Horrorszenarien hält er für übertrieben. «Die werden sich nur abspielen, wenn wir nichts unternehmen; es gibt eine Menge Hoffnung, dass die Zukunft der Fischindustrie entschieden rosiger aussehen wird», meinte er. Wichtig sei jedoch, die richtigen Weichen zu stellen.
Von 150 verschiedenen Fischarten vor den Küsten des Kap-Staates würden heute nur zwei kommerziell optimal genutzt. Alternativen könnten im Leinenfischfang oder der
Aquakultur liegen, meint van Schalkwyk. Einen originellen Lösungsansatz hat er bereits der Leinenfischfang-Industrie verordnet: Zusätzliche Kunststoffleinen mit einer Art Vogelscheuche, die im Wasser treibend Albatrosse und andere Seevögel von den Ködern fernhalten sollen. Bei Durban wird zudem mit Magneten geforscht, die auch Haie fernhalten sollen. (dpa)