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29.09.2009 | 07:27 | Naturschutz 

Umweltministerin Conrad: "Win-Win-Situation für Biodiversität und Landwirtschaft - Vom Modell zum landesweiten Angebot"

Mainz - Die Partnerschaft von Landwirtschaft und Naturschutz bietet große Chancen für beide - das zeigt die jetzt abgeschlossene Modellphase in 18 landwirtschaftlichen Betrieben.

Umweltministerin Conrad: Win-Win-Situation für Biodiversität und Landwirtschaft – Vom Modell zum landesweiten Angebot
Das bundesweit einmalige Projekt „Partnerbetrieb Naturschutz“ wird für die nächsten beiden Jahre landesweit angeboten. Bis zu 40 Betriebe pro Jahr können daran teilnehmen.

Umweltministerin Margit Conrad zog zum Abschluss der zweijährigen Projektphase ein positives Resümee: „Es findet die konkrete Umsetzung von Naturschutz durch Nutzung statt. Grundlage ist das Leitprinzip eines kooperativen Naturschutzes. Die Kooperation bringt große Vorteile – für die Biodiversitätsstrategie, die Entwicklung unserer Kulturlandschaft und für den einzelnen Betrieb. Letztendlich liegt es im Interesse der naturgebundenen Landwirtschaft, dass sie die Leistungsfähigkeit der Biodiversität erhält und fördert. Der Obstbau wird leiden, wenn die Bienen wegen fehlender blühender Wiesen und Ackersäume im Sommer keine Nahrung finden. Die Landwirtschaft soll für ihre Leistungen für die Natur entschädigt werden.“

Das Programm „Partnerbetrieb Naturschutz“ setzt auf gegenseitiges Lernen, die Anpassung von Förderprogrammen an die Bedürfnisse der Landwirtschaft und die Belange der Natur sowie ein Beratungsangebot, das die Interessen beider erfolgreich zusammenführt. Am Anfang steht die Analyse des einzelnen Betriebs, die untersucht, wie sich Belange der Natur vorteilhaft in die Betriebsabläufe integrieren lassen. Fachkräfte für Landwirtschaft und für Biodiversität suchen gemeinsam Lösungen. Ziel ist die Verbindung ökologischer mit ökonomischen Anforderungen. Untersucht werden immer die Potenziale und nicht die Defizite.

Landwirtschaftsstaatssekretär Siegfried Englert stellte fest: „Der Ansatz einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit und das Leitbild ,Naturschutz durch Nutzung´ sind zukunftsweisend. Die bisherige Zusammenarbeit sowohl von der Praxis als auch von den landwirtschaftlichen Organisationen ist positiv. Die im Modellprojekt entwickelten dialog- und zukunftsorientierte Kooperation wird daher vom Landwirtschaftsministerium weiter unterstützt.“


Land fördert

Das Umweltministerium hat das Modellvorhaben initiiert und zusammen mit dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück (DLR R-N-H) in Bad Kreuznach als Kooperationspartner umgesetzt.

Die Entwicklungsphase wurde vom Land mit ca. 225.000 Euro finanziert. Für die landesweite Einführung und die fachliche Begleitung, die ebenfalls in enger Kooperation mit dem DLR R-N-H realisiert wird, stehen in den nächsten zwei Jahren Projektmittel in Höhe von ca. 250.000 Euro für Projektleitung, Beratungen der Betriebe, Veranstaltungen und Workshops zur Verfügung. Für Partnerbetriebe und die Leistungen nach dem Vertragsnaturschutz werden jährlich 100.000 Euro bereit gestellt.


Ergebnisse des Modellprojekts

Während der zweijährigen Modellphase konnten zahlreiche positive Entwicklungen beobachtet werden. Seit Beginn des Projekts wurden in den Partnerbetrieben rund 450 Hektar in eine ökologische Bewirtschaftung umgewandelt. So haben Projektbetriebe neue Flächen in das Programm Agrar-Umwelt-Landschaft (PAULa) eingebracht, andere haben erstmals an den weiteren Agrar-Umweltprogrammen teilgenommen. Insgesamt wurden den Betrieben rund 100.000 Euro an PAULa-Fördermitteln bewilligt. Das gemeinsame Vorgehen und die Verbindung der Interessen von Landwirt-schaft und Kreativität hat neue Ideen frei gesetzt und Kreativität angestoßen.

200 Streuobstbäume wurden neu geplanzt. 350 wurden in das Streuobstwiesenprogramm eingebracht. 5 Hektar Baum- und Saumstrukturen wurden entwickelt und Flächen damit aufgewertet („blühende Ackerränder“). Ein Betrieb hat sich für die Umstellung auf ökologische Landbewirtschaftung entschieden.

Ministerin Conrad dankte den Betrieben, die sich an der Modellphase beteiligt haben. „Die Bereitschaft voneinander zu lernen und Wissen auszutauschen, ist entscheidend für den Erfolg. Die Partnerbetriebe haben sich neuen Erfahrungen geöffnet und sich entwickelt. Als Partnerbetrieb Naturschutz wird ihnen dieses Engagement nicht zuletzt mit einem Imagegewinn honoriert.“


Vorgehen im Partnerbetrieb Naturschutz

Am Anfang steht die individuelle Beratung

Kernelement des „Partnerbetriebes Naturschutz“ ist die individuelle Beratung jedes einzelnen Betriebes: neben der üblichen Landwirtschaftsberatung bieten Naturschutzberater des Programms Agrar-Umwelt-Landschaft (PAULa) Information für die teil-nehmenden Betriebe. Weiterbildungsangebote für die beteiligten Landwirtschaftsbetriebe und die Vernetzung der Betriebe sind weitere wesentliche Bestandteile des neuen Beratungsansatzes. Das im Modellprojekt erprobte Vorgehen hat sich bewährt und wird fortgeführt.


Naturschutz durch Nutzung

Im „Partnerbetrieb Naturschutz“ werden alle landwirtschaftlichen Flächen betrachtet, nicht allein die aus ökologischer Sicht wertvollen Einzelflächen. Ziel ist die Integration der Belange der Natur in die Bewirtschaftung der Flächen und in die Betriebs- und Er-tragsplanung. Naturschutz soll durch Nutzung erfolgen. Entstanden aus dem Ver-tragsnaturschutz, bei dem der Landwirt die naturnahe Bewirtschaftung einzelner Flä-chen übernimmt, ist das Engagement des Partnerbetriebes breiter und dauerhafter angelegt.


Die Partnerbetriebe erhalten:

• Eine Naturschutz-Potenzialanalyse
• Eine interdisziplinäre Beratung von Naturschutz- und Landwirtschaftsberatern
• Eine im Dialog entwickelte Betriebsentwicklungsplanung mit besonderer Ausrichtung auf den Vertragsnaturschutz
• Eine Förderung im Rahmen der PAULa-Programme (soweit gewünscht)
• Eine Zertifizierung durch eine Kommission aus Projektleitung, Beratung und Mitgliedern der Partnerbetriebe
• Qualifizierungsangebote, Möglichkeiten zum Informationsaustausch und Angebote zur Vernetzung der Betriebe


Vernetzung der Betriebe bringt Vorteile

Neben der einzelbetrieblichen Beratung wird durch die Projektleitung verstärkt die Vernetzung der Betriebe und der Akteure angestrebt.

Um dem erhöhten Schulungs- und Qualifizierungsbedarf gerecht zu werden, werden über die Einzelbetriebsberatung hinaus überbetriebliche Qualifizierungsmaßnahmen angeboten. Themen sind etwa die Altbaumsanierung im Streuobst, Artenkenntnis und Methodik in den Grünland-Kennartenprogrammen.

Das Thema Naturschutz wird in die landwirtschaftliche Berufsausbildung einbezogen. Das DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück als größter Schulstandort der Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz bietet ein Unterrichtssegment „Landwirtschaft und Naturschutz“ in der landwirtschaftlichen Fachschule an und setzt es mit Unterstützung des Landesamtes für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht (LUWG) um.


Kontakt

Interessierte Betriebe können sich bei der Projektstelle im DLR R-N-H (Projektleiterin Brigitte Leicht, Tel. 0671/820-453, Mail: Brigitte.Leicht@dlr.rlp.de) oder dem im jeweiligen Landkreis zuständigen PAULa-Berater melden.


Die Partnerbetriebe im Modellprojekt

• Familie Risser, 67294 Stetten
• Eichenhof, Familie Kussel, 55286 Rommersheim / Rheinhessen
• Felsenbrunnerhof, Familie Müller, 66957 Trulben
• Schmiedhof, Familie Bellaire, 76777 Neupotz
• Burghof, Familie Burg, 55430 Oberwesel-Dellhofen
• Berghof, Familie Gros, 56477 Rennerod
• Wahlbacherhof, Familie Nafziger, 66497 Contwig
• Biolandhof Nau, 66882 Hütschenhausen
• Bannmühle, Familie Pfeffer, 55571 Odernheim / Glan
• Familie Pfeiffer, 55578 Elkenroth
• Biolandhof Philippi, 56579 Hardert
• Gut Hungerburg, Familie Portz, 54634 Bitburg-Stahl
• Heinrichshof, Familie Reifenhäuser, 57632 Burglahr
• Familie Rodermann, 54578 Wiesbaum
• Bauhof, Familie Schäfer, 56332 Dieblich
• Bainerhof, Familie Simon, 55596 Waldböckelheim
• Wanderschäferei Steffen, 54472 Gornhausen
• Biolandhof Zerger, 67295 Bolanden (PD)
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