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23.10.2008 | 11:28 | Wildtiere  

Unfälle mit Wildschweinen stark gestiegen - Risiko Zeitumstellung

Bonn - Auf deutschen Straßen häufen sich die Verkehrsunfälle mit Wildschweinen.

Wildschweine
(c) proplanta
Nach jüngsten Statistiken wurden innerhalb eines Jahres ein Drittel mehr Zusammenstöße von Autos mit Schwarzkitteln als im Vorjahr verzeichnet, berichtete der Deutsche Jagdschutz- Verband (DJV) am Donnerstag in Bonn. Dies sei vor allem auf ein seit Jahren zu beobachtendes starkes Anwachsen der Bestände zurückzuführen. Die Zusammenstöße mit den schweren Tieren führten oft zu Totalschäden an den Fahrzeugen wie auch zu Personenschäden.

Die anstehende Umstellung der Sommerzeit an diesem Sonntag (Rückstellung um eine Stunde) bedeute in den nächsten Wochen ein erhöhtes Unfallrisiko auf den Straßen, weil der Berufsverkehr in die Morgendämmerung falle. Gerade dann suchten Wildtiere nach Fressbarem und wanderten auch über Straßen. «Wild kennt keine Zeitumstellung», sagte DJV-Präsident Jochen Borchert. «War es kurz vor der Umstellung noch ungefährlich, auf der Futtersuche Straßen zu überqueren, bilden diese im Morgengrauen plötzlich tödliche Barrieren für Reh, Hirsch und Wildschwein.»

Rund 23.500 Wildschweine ließen nach der DJV-Wildunfallstatistik im vergangenen Jagdjahr (April 2007 bis März 2008) ihr Leben auf der Straße. Das waren über ein Drittel mehr als im Jahreszeitraum davor. Insgesamt kamen im Jagdjahr 2007/08 laut DJV-Statistik außerdem noch rund 200.900 Rehe, 3.800 Damhirsche und 2.300 Rothirsche unter die Räder. Die Dunkelziffer sei dabei hoch. Das Statistische Bundesamt habe lediglich etwa 2.900 Wildunfälle für Deutschland registriert, wobei jedoch nur Kollisionen mit Personenschaden gezählt würden.

Wildschweine hätten sich in den vergangenen Jahren deshalb stark vermehrt, weil sie vom Klimawandel mit milden Wintern profitieren. So kämen mehr Jungtiere durch die Wintermonate. Außerdem seien mehr Eicheln als Nahrung vorhanden. Schließlich komme ihnen der großflächige Anbau von Agrarpflanzen zugute. Besonders Mais, dessen Anbaufläche sich in den vergangenen 30 Jahren fast verdreifacht habe, wirke wie ein Magnet auf die anpassungsfähigen Allesfresser.

Insbesondere entlang von Maisfeldern, aber auch am Übergang von Wald und Wiese sollten Autofahrer besonders vorsichtig aufs Pedal treten, riet der Jagdverband. «Jeder Zusammenstoß ist ein potenzielles Risiko für Verkehrsteilnehmer», erklärte Borchert. Schon bei Tempo 50 pralle ein 80-Kilo-Keiler mit zwei Tonnen auf ein Fahrzeug. Das entspreche dem Gewicht eines ausgewachsenen Nashorns. (dpa)
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