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30.10.2009 | 20:58 | Panorama  

Was macht das Luder im Wald?

Hamburg - Zum Hubertustag übersetzt die Deutsche Wildtier Stiftung Begriffe aus dem für Laien oft unverständlichen "Latein" der Jäger.

Was macht das Luder im Wald?
Ist beispielsweise von "Luder" die Rede, handelt es sich nicht etwa um eine attraktive Dame mit zweifelhaftem Ruf, sondern um einen Kadaver zur Fütterung von fleischfressenden Wildtieren. Ein "Alttier" ist nicht der Großvater in einem Hirschrudel, sondern ein weibliches Tier, nachdem es zum ersten Mal gekalbt hat. Und "Kahlwild" sind nicht all die Glatzköpfe im Wald. Es ist vielmehr von den weiblichen Tieren in der Familie der Rothirsche die Rede. Denn ohne Geweih sind sie im Vergleich mit den männlichen Tieren wirklich "kahl" auf dem Kopf.

Wird Wild vom Jäger "angesprochen", ist das nicht der Versuch einer Unterhaltung, sondern die genaue Betrachtung und damit Einschätzung (Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand) des Wildtieres. Und was hat es mit dem Hubertustag auf sich? Im tiefsten Mittelalter verfolgte ein Adeliger namens Hubertus von Lüttich - er soll 655 in Toulouse geboren sein - mit Pfeil und Bogen in wilder Hatz einen Rothirsch. So die Legende. Plötzlich blieb das Tier stehen, drehte sich zu Hubertus um und blickte ihm ins Angesicht. Gerade als der Jäger seinen Pfeil abschießen wollte, erstrahlte ein leuchtendes Kreuz zwischen den Geweihstangen und das Tiere fragte Hubertus. "Warum verfolgst du mich...?" Die Worte ließen den Mann vor Ehrfurcht erstarren und aus dem wilden Jäger war ein Heiliger geworden! Der Heilige Hubertus gilt noch heute als Helfer gegen Tollwut und als Schutzpatron der Jäger.

Doch leider gibt es unter Jägern und Jagdpolitikern nicht nur "Heilige". Deshalb setzt sich die Deutsche Wildtier Stiftung für das Rotwild, die größte einheimische Säugetierart in Deutschland ein. Denn die Rothirsche haben einen schweren Stand. Aus dem Offenland in die Wälder zurückgedrängt, werden sie jetzt als Waldschädlinge und Rindenfresser verunglimpft und mit hohem Jagddruck verfolgt. Dies macht sie jedoch nur noch heimlicher und verschärft den Konflikt zwischen Forstwirtschaft und Wildtierschutz. Mit ihren Forderungen für einen neuen Umgang mit Rotwild in Deutschland möchte die Deutsche Wildtier Stiftung im Sinne des Heiligen Hubertus die Situation für den Rothirsch in Deutschland verbessern: Der Rothirsch muss sich seinen Lebensraum selbst suchen dürfen - die als "Bewirtschaftungsbezirke" technokratisch umschriebenen Rotwildreservate, die es in neun Bundesländern noch gibt, müssen abgeschafft werden.

Die Jagdzeit auf Rotwild muss verkürzt, das Nachtjagdverbot strikt eingehalten und Wildruhezonen ausgewiesen werden. Der Hubertustag sollte daher für alle Jäger ein Tag des Innehaltens und der Reflexion über die Jagd und den Wert des Lebens sein ebenso wie ein Anstoß zur Diskussion und Bewahrung jagdlicher Werte. (PD)
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