«Die eigentliche Mission ist, das große Wissen aus der Klimawissenschaft für Entscheider aufzubereiten und ihnen anzubieten», sagte Frieder Meyer- Krahmer, Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, am Donnerstag bei der Gründungsfeier für das Climate Service Center (CSC). Leiter der Einrichtung ist der renommierte Klimaforscher Prof. Guy Brasseur.
Als Zielgruppe nannte der Staatssekretär unter anderem Versicherer und Kreditinstitute, Landwirte und Unternehmer sowie Politiker. Die Wirtschaft etwa brauche stärker regionalisierte Daten, um den
Klimawandel - mit Folgen wie extremen Wetterereignissen - in ihren Entscheidungen zu berücksichtigen, sagte Peter Höppe, Leiter der Georisikoforschung der Münchner Rück: «Was ist an einem bestimmten Ort zu erwarten?» Die prognostizierte Zahl der Sonnenstunden oder die Windstärke etwa könnten dann bei der Auswahl von Standorten zum Erzeugen erneuerbarer Energien genutzt werden. Die Wirtschaft sehe inzwischen auch Chancen im Klimawandel, betonte Höppe - die Versicherungswirtschaft etwa entwickele bereits neue Produkte.
Das Zentrum ist am GKSS-Forschungszentrum Geesthacht angesiedelt, hat seinen Sitz aber in Hamburg - mit Anbindung etwa an das Max- Planck-Institut für Meteorologie, das Deutsche Klimarechenzentrum und die Universität Hamburg. «Es gibt eine ganz starke Klimaforschung hier», sagte Meyer-Krahmer. Das Ministerium finanziert den Aufbau in den nächsten fünf Jahren mit bis zu 20 Millionen Euro. Die Einrichtung solle die Lücke zwischen Klimawissenschaft und Nutzern der Klimaforschung schließen. «Der Handlungsdruck ist wahnsinnig.»
Das Servicezentrum nimmt seine Arbeit nach Brasseurs Angaben zunächst mit 20 Mitarbeitern auf. Der Leiter will sich auch an europäischen Projekten beteiligen und hofft auf die Einwerbung von Drittmitteln. «Grundsätzlich sollte sich das CSC keine Sorgen um die Finanzierung machen», sagte Meyer-Krahmer. Die Einrichtung dürfe auch individuelle Aufträge annehmen, das Ministerium wünscht sich allerdings eher «prototypische Lösungsvorschläge». Möglicherweise werde die Information für die Nutzer später nicht kostenlos sein.
Inzwischen drehe sich die Klimadiskussion nicht mehr darum, ob sich das Klima ändert, sagte Brasseur - sondern um Lösungen für den Klimawandel. «Die Fragen sind anders, deshalb müssen wir neue Akteure zusammenbringen. Wir brauchen eine Brücke zwischen Forschung und Wirtschaft.» (dpa)