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10.01.2010 | 14:33 | Artenschutz  

Expertin: Ökosysteme als Dienstleister begreifen

Leipzig - Lässt sich der ökonomischen Wert der Natur auf Heller und Pfennig bemessen?

Ökosysteme
(c) proplanta
Was verlieren die Menschen, wenn die biologische Vielfalt verloren geht? Diesen Fragen geht ein Team internationaler Wissenschaftler nach. Das globale Projekt mit dem Namen TEEB (The Economics of Ecosystems and Biodiversity) läuft unter der Schirmherrschaft des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und wird von Forschern des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung UFZ in Leipzig wissenschaftlich koordiniert. Die Leiterin, Heidi Wittmer, sagt im Interview «Drei Fragen, drei Antworten» der Deutschen Presse-Agentur dpa, warum Ökosysteme verstärkt als Dienstleister für den Menschen bewahrt werden sollten.


Welches Ziel verfolgt das Projekt, wer soll davon profitieren?

Wittmer: «Die Studie trägt zusammen, was weltweit der Stand der Forschung ist und richtet sich an Politik, Wirtschaft, Verwaltungen und Bürger. Es geht darum, den Wert der Natur und der natürlichen Systeme stärker in den Blick zu nehmen. Viele Entscheidungen von Politik, Verwaltung und Wirtschaft haben Auswirkungen auf die Biodiversität, ohne dass das ausreichend berücksichtigt wird. Natürlich kann man keine Gesamtsumme nennen: Das ist die Natur wert. Aber in Teilbereichen ist tatsächlich eine monetäre Bewertung möglich.»


Können Sie dafür Beispiele nennen?

Wittmer: «In Indien hat man auf Gerichtsbeschluss Minimalwerte für verschiedene Waldtypen errechnet. Gemeint ist: Was kostet es, wenn die mit der Abholzung verloren gehenden Funktionen, zum Beispiel hinsichtlich des Wasserhaushaltes, ersetzt werden müssten. Wer jetzt in Indien abholzen will, muss diesen Gegenwert zahlen, damit andernorts aufgeforstet werden kann. Wir kennen ähnliche Ausgleichsmaßnahmen in Deutschland. In Thailand hat man erkannt, dass es ein Fehler war, Mangrovenwälder subventioniert zugunsten von Garnelenteichen zu vernichten. Langfristig bringen die Mangrovenwälder durch Holz, Fischerei, Küstenschutz und als CO2- Speicher einen höheren Nutzen als die Garnelenzuchtanlagen, die allenfalls fünf Jahre lang betrieben werden können.

Die Korallenriffe sind in höchster Gefahr. Wenn nichts geschieht, sind sie in 20 bis 30 Jahren tot. Schon jetzt haben steigende Wassertemperaturen und die Versauerung der Ozeane durch CO2 verheerende Auswirkungen. Hinzu kommen destruktive Fischfangmethoden zum Beispiel auch für Aquarienfische. Die Ökosystemleistungen der Korallenriffe - etwa als Küstenschutz oder Fischzuchtanlagen - werden auf 170 Milliarden US-Dollar pro Jahr bemessen und sie sind Lebensgrundlage für eine halbe Milliarde Menschen. Das zeigt wie dringlich ein konsequenter Klimaschutz geworden ist.»


Nachdem in Kopenhagen beim Klimagipfel eher vage Abmachungen getroffen wurden - welche Chancen sehen Sie, dass TEEB in der Praxis Wirkungen entfaltet?

Wittmer: «Die Ergebnisse werden im Internet verfügbar gemacht und sollen einen Überblick geben. Wir hatten gehofft, dass es in Kopenhagen zumindest verbindliche Beschlüsse zur Erhaltung der Wälder gibt. Auch wenn die Ergebnisse in Kopenhagen enttäuschend waren: Die Diskussion ist schon weit gediehen. Aufgabe der Studie ist es auch zu zeigen, wo es welche Initiativen gibt. Hoffnungen setzen wir nun in die Konferenz zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in diesem Jahr in Japan.» (dpa)
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