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18.08.2009 | 21:27 | Klimapolitik  

China nennt erstmals konkrete Klimaziele

Peking - Der weltweit größte Kohlendioxidproduzent China hat erstmals konkrete eigene Klimaziele enthüllt.

Klimaziele China
(c) proplanta
Mit einer entschiedenen Umweltpolitik könne der Anstieg der Emissionen ab 2020 zumindest gebremst werden, so dass ein Höchststand um 2030 erreicht werde, stellte eine Expertengruppe der chinesischen Regierung in einer am Dienstag vorgelegten Studie fest. Sollte China diese Ziele erreichen, könnte sein Ausstoß bis 2050 wieder auf den Stand von 2005 oder weiter verringert werden, heißt es in dem Bericht des Expertengremiums der mächtigen Reform- und Entwicklungskommission (NDRC) und des Forschungszentrums für Entwicklung des Staatsrates.

Die Vorgaben dienen als Grundlage für die Vorbereitungen der Pekinger Regierung für den Weltklimagipfel in Kopenhagen. Dort soll Ende dieses Jahres ein Nachfolgeabkommen für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll mit bindenden Zielen für die Verringerung der Treibhausgase beschlossen werden. Experten mahnen, die Erderwärmung könne ohne konkrete Zusagen der beiden größten Klimasünder China und USA und auch Indiens nicht wirksam bekämpft werden.

Durch die Enthüllung der Ziele scheint sich eine Abkehr von der bisherigen Linie in Peking anzudeuten. Danach wurden vor allem von den reichen Industrienationen massive Reduzierungen verlangt und allgemein das eigene Recht auf Entwicklung hervorgehoben. Die chinesischen Experten warnen, dass China nicht so weitermachen könne wie bisher. Offen räumt der Bericht auch ein, dass China die USA im vergangenen Jahr als größter Treibhausgasproduzent überholt hat und «mit nie dagewesenen Herausforderungen konfrontiert ist».

«Die potenzielle Bedrohung Chinas durch den Klimawandel existiert und ist massiv», verweist der Bericht auf Dürren, Überschwemmungen, Gefahren für die Trinkwasserversorgung, das unerwartet schnelle Abschmelzen der großen Gletscher auf dem tibetischen Hochplateau und einen Rückgang der Agrarproduktion. «Nur mit dem Einsatz von kohlenstoffarmen Technologien können Chinas Treibhausgasemissionen 2030 den Höchststand erreichen, anderenfalls wird er hinausgezögert und das spätere Szenario nicht erreicht», zitierte die «China Daily» den Experten Jiang Kejun, der in dem Gremium sitzt. Massive Investitionen seien dafür notwendig.

Sollte China einfach weitermachen wie bisher, dürfte der Ausstoß an Kohlendioxid bis zum Jahr 2040 rund 3,5 Millionen Tonnen Kohlenstoff erreichen, stellen die Forscher fest. In einem «fortschrittlichen, kohlenstoffarmen Szenario» mit ehrgeizigen Maßnahmen könnten die Emissionen bis 2030 hingegen auf 2,2 Millionen Tonnen Kohlenstoff steigen und danach wieder sinken. Nach ausländischen Schätzungen dürfte China 2007 rund 1,8 Millionen Tonnen reinen Kohlenstoff ausgestoßen haben. Eine Tonne Kohlenstoff entspricht 3,67 Tonnen Kohlendioxid.

Ein zentrale Rolle für den Klimaschutz in China könnte eine Kohlenstoffsteuer für fossile Brennstoffe wie Kohle, Gas und Öl spielen, schlagen die Forscher vor. Eine solche Steuer von zunächst 100 Yuan (etwa zehn Euro) auf jede Tonne Kohlenstoff könnte den Ausstoß um bis zu 24 Prozent senken, heißt es in dem Bericht. Heute gewinnt China zwei Drittel seiner Energie aus Kohle. (dpa)
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