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19.08.2010 | 22:55 | Kunst für den Umweltschutz 

Ölpest-Kunst: Deutscher will BP-Konzern schlucken

Münster - Ruppe Koselleck hat ein Ziel.

Ölpest-Kunst: Deutscher will BP-Konzern schlucken
Er will den Mineralölkonzern BP übernehmen. Deswegen kauft er seit neun Jahren konsequent Aktien. Doch Koselleck ist kein Manager oder Finanzhai, sondern Maler. Er benutzt den Schmutz von Ölpesten, um Bilder zu malen. Die Hälfte der Erlöse steckt er dann in BP-Aktien.

Koselleck sagt: «Ich kaufe den Konzern über den Müll, den er verursacht.» Was er dann damit vorhat? «Ich will BP zerschlagen.» Sagt der 43-Jährige ganz gelassen und zieht an seiner selbst gedrehten Zigarette. Das kleine Atelier in Münster ist von Spuren des großen Mineralölkonzerns übersät.

An der Decke hängt ein zerbeulter, verrosteter 20-Liter-Kanister, in dem früher Motoröl von BP war. BP, das stand früher einmal für British Petroleum, bis der Konzern daraus vor Jahren «Beyond Petroleum» («Jenseits von Erdöl») machte. Das geschah ungefähr zu der Zeit, als Ruppe Koselleck nahe dem niederländischen Zandvoort Urlaub machte und seine Tochter am Strand in Öl trat. «Ich musste es ihr mit dem Taschenmesser vom Fuß kratzen. Da habe ich beschlossen, etwas gegen Ölkonzerne zu tun. BP ist zu der Ehre gekommen, weil sie dort die geschickteste Öffentlichkeitsarbeit machten: Lauter Prospekte mit klaren Meeren und sauberen Stränden.» Koselleck ist kein Träumer. Er ist ein bodenständiger, freundlicher Mann, der eine Familie mit zwei Kindern zu ernähren hat, wie er sagt. So sind sie, die Leute aus Westfalen, sie ziehen eine Sache durch.

Im Jahr 2001 kaufte Koselleck seine ersten sechs BP-Aktien. Inzwischen hat er 1.045 Anteile an dem Konzern erworben. «Ganz viele meiner Käufer sind keine klassischen Kunstsammler. Die sagen einfach: Ich will, dass Du den Konzern kaufst.» Zugegebenermaßen hat der Münsteraner erst eine kleine Etappe erreicht. Es gibt 18,8 Milliarden BP-Aktien. Rund 9,5 Milliarden braucht er für die Mehrheit. «Ein Statistiker hat vor Jahren mal für mich ausgerechnet, dass ich bei steigendem Erfolg der Aktion 268 Jahre brauche.»

Koselleck selbst hat bisher keine Berechnungen angestellt, er ahnt aber: «Das ist ein generationenübergreifendes Projekt. Die Frage ist, ob es dann noch Öl gibt.» Bisher findet der Künstler leider noch genügend Material für seine Bilder, die er zum Beispiel mit Sand und Öl auf Leinwand malt. Vorige Woche war er am Golf von Mexiko, ging die Strände entlang. «Die Spuren der Katastrophe finden sich überall. Die Austernfischer haben ihre Reusen liegenlassen, da wächst Gras durch.» An unzugänglichen Orten, wo die Pflüge den Sand nicht säubern könnten, seien Ölklumpen zu finden. Aber es gehe weniger um die Oberfläche.

«Die Katastrophe ist langfristig.» Gift werde noch in der Nahrungskette sein, wenn es keiner mehr BP zuschreibe. Drei Kilo Öl, tote Muscheln und Sand brachte der Münsteraner im Gepäck zurück. Braun ist die bestimmende Farbe bei den Werken, die in Kosellecks Atelier stehen. Eigentlich seien viele Farben durch Öl zu erzeugen. «Wenn ich es auf die Herdplatte lege, geht es bis ins Rötliche und Gelbliche. Ich will aber das Schmutzige festhalten. Es soll nicht zu ästhetisch werden. Auch wenn es komisch ist, dass ein Künstler sowas sagt.»

Offiziell hat sich BP in all den Jahren nie beim Konzeptkünstler gemeldet. «Aber bei meiner ersten Ausstellung waren aus purem Zufall BP-Controller zu Gast, die auf der Durchreise waren, um Tankstellen zu überprüfen. Das war schon ziemlich bizarr. Denen habe ich mich als ihr zukünftiger Chef vorgestellt. Die fanden das gar nicht so gut.» (dpa)
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