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29.06.2010 | 18:00 | Ölpest  

BP-Chefökonom: Ölschäden womöglich unbezahlbar

Frankfurt/Main - Die Umweltschäden der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko sind aus Sicht des britischen Ölkonzerns BP womöglich nie wieder gutzumachen.

Meer
(c) proplanta
Die vom Energieriesen zugesagten 20 Milliarden Dollar (etwa 16 Milliarden Euro) seien nur ein Grundstock der Hilfe, sagte BP-Chefökonom Christof Rühl am Montagabend auf einer Veranstaltung in Frankfurt. «Das ist natürlich keine Obergrenze, sondern verbunden mit den potenziell nicht limitierten Forderungen in der Zukunft».

Das Unternehmen müsse enorme Anstrengungen leisten, um auch künftig Geldreserven für die Folgen der Katastrophe zurückzustellen. Unter anderem sprach Rühl von Dividendenkürzungen. Er verglich die Katastrophe im Golf von Mexiko mit dem Unglück des Öltankers Exxon Valdez, der Ende der 80er Jahre vor Alaska eine gigantische Ölpest ausgelöst hatte. Als Folge wurden die Sicherheitsstandards für Tanker erhöht. Mit ähnlichen Konsequenzen rechnet Rühl auch für die Tiefseebohrungen. «Die Aufsichtsbehörden und Regulatoren werden vermutlich - und zu Recht - sehr viel mehr Wert darauflegen, dass Sicherheitsstandards eingehalten und ausgebaut werden in verschiedenen Bereichen der Tiefseeförderung.»

Wann BP mit der Erkundung neuer Ölquellen in der Tiefsee fortfahre, ließ der Chefökonom offen. «Was die Produktionsseite angeht, ist es einfach zu früh, zu Ergebnissen zu kommen. Wir haben im Moment ein Moratorium für die Tiefseeerforschung in den USA und ähnliche, wenn auch befristete, Moratorien in Norwegen und in Kanada.»

Rühl sprach in der Frankfurt School of Finance & Management. Dort präsentierte er einen Bericht zum weltweiten Energieverbrauch. Bei der Explosion der BP-Ölplattform «Deepwater Horizon» waren Ende April elf Menschen gestorben. Seither strömen täglich Millionen von Litern Öl ins Meer. BP entstehen Milliardenverluste. (dpa)


Chronologie der Ölpest

20. April: Auf der Ölbohrinsel «Deepwater Horizon» im Golf von Mexiko gibt es eine Explosion. Die meisten der 126 Arbeiter können gerettet werden, 11 bleiben vermisst.   

 22. April: Die brennende Bohrinsel sinkt. Zum Untergang trägt eine Serie technischer und menschlicher Fehler bei.

25. April: Experten versuchen mit einem Unterwasser-Roboter, den Austritt von Rohöl in 1.500 Metern Tiefe zu stoppen - ohne Erfolg.

29. April: Die US-Regierung stuft die Ölpest als Katastrophe «von nationaler Bedeutung» ein.

1. Mai: Nach Louisiana und Florida rufen auch die Bundesstaaten Alabama und Mississippi den Notstand aus.

6. Mai: Das Öl erreicht Land, die unbewohnte Freemason-Insel.

8. Mai: BP-Experten brechen den Versuch ab, das ausströmende Öl mit Hilfe einer großen Stahlkuppel abzusaugen.

11. Mai: Im Energieausschuss des Senats machen sich die Spitzenmanager der drei in das Unglück verstrickten Unternehmen - BP, Transocean und Halliburton - gegenseitig verantwortlich.

17. Mai: Der für die Kontrolle der Tiefsee-Bohrungen zuständige Abteilungsleiter der US-Behörde für Mineralienförderung tritt zurück.

20. Mai: Ein Live-Video vom Meeresgrund zeigt, dass mehr Öl ins Wasser austritt als BP bisher schätzte.

26. Mai: BP startet die Operation «Top Kill». Durch Beschuss mit riesigen Schlamm-Mengen soll das sprudelnde Öl gestoppt werden.

27. Mai: Obama entlässt die Chefin der Behörde für Mineralien- Management (MMS), Elizabeth Birnbaum.

28. Mai: Obama will die Zahl der Helfer verdreifachen. Rund 240 Kilometer der Küste sind bereits verseucht. Laut US-Ozeanbehörde NOAA darf bereits in einem Viertel des Golfs nicht mehr gefischt werden.

29. Mai: Die Operation «Top Kill» scheitert. Nun soll ein Steigrohr zur Quelle am Meeresgrund abgesägt und auf die Öffnung eine Kuppel gestülpt werden. Dort soll ein Großteil des Öls aufgefangen und durch eine Leitung zu einem Schiff geleitet werden.

4. Juni: Den Ingenieuren gelingt es, einen Behälter über dem Leck zu platzieren. Allerdings strömt weiterhin Öl ins Meer, nur ein kleiner Teil kann kontrolliert zu einem Schiff abgeleitet werden.

10. Juni: Allein in Louisiana haben inzwischen mehr als 70 Menschen ärztliche Hilfe gesucht - wegen Übelkeit, Kopfschmerzen, entzündeten Augen und Atembeschwerden. Mindestens 1.100 ölverschmierte Vögel wurden gefunden, der größte Teil von ihnen tot.

11. Juni: Wissenschaftler der US-Geologiebehörde gehen davon aus, dass täglich bis zu 5.400 Tonnen Öl aus dem Bohrloch schießen könnten.

16. Juni: In seiner ersten Rede aus dem Oval Office wendet sich Obama direkt an die Nation. Die Ölpest werde mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft. In ihrer Energiepolitik müssten die USA eine Wende einleiten.

17. Juni: BP-Chef Tony Hayward muss sich einem sechsstündigen Kreuzverhör im US-Kongress stellen.

22. Juni: Ein US-Gericht erklärt ein von Obama verhängtes Verbot von Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko für nichtig.

23. Juni: Wegen technischer Probleme muss BP das Auffangen des Öls erneut unterbrechen. Zwei Helfer kommen ums Leben.

28. Juni: Die Ölpest hat BP nach eigenen Angaben mittlerweile 2,65 Milliarden Dollar (2,17 Milliarden Euro) gekostet.
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