Die Zinsen waren verlockend, die Aussichten auf eine Rückerstattung der Einlagen indes sind düster. Für Anleger beim insolventen Holzverarbeiter German Pellets bleibt weiterhin unklar, was mit ihrem Geld wird. (c) proplanta
«Für die Geldgeber ist das Unternehmen momentan wie eine Blackbox», sagte DSW-Mitarbeiter Marvin Müller-Blom am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Schwerin.
Die vorläufige Insolvenzverwalterin halte sich auch knapp drei Wochen nach dem überraschenden Insolvenzantrag für den weltweit tätigen Holzbrennstoff-Hersteller mit Informationen sehr bedeckt. «Und Medienberichte über die Finanzlage des Unternehmens und das Geschäftsgebaren des Firmeneigners schüren nicht gerade die Hoffnung, dass man viel von seinem Geld zurückbekommt», sagte Müller-Blom. Zuvor schon hatte der Restrukturierungsexperte Andreas Ziegenhagen die Aussichten der Anleger auf Rückerstattung ihrer Gelder als gering eingeschätzt.
Berichte, nach denen zum Schluss nur noch 5.000 Euro in der Firmenkasse gewesen sein sollen, wurden ebenso wenig dementiert, wie die Herauslösung eines Großkraftwerkes in Belgien kurz vor der Insolvenz.
Noch immer ist unklar, wie viele Kleinanleger sich wegen der hohen Zinsen von sieben bis acht Prozent entschlossen hatten, ihr Geld bei German Pellets zu investieren. Der Sprecher von Insolvenzverwalterin Bettina Schmudde geht nach eigenen Worten davon aus, dass es deutlich mehr sein könnten, als die zunächst vermuteten rund 12.000.
Aufschluss soll nun die kostenlose Registrierung der Gläubiger auf einem Portal der Insolvenzverwaltung bringen, die seit Montag möglich ist. Inhaber von Anleihen, Genussscheinen und Genussrechten können sich auf der speziellen Internetseite anmelden.
Ziel sei es, einen Überblick über die Zahl der Anleger zu bekommen und diese über den Fortgang des Verfahrens sowie Termine wie die Gläubigerversammlung zu informieren, sagte der Schmudde-Sprecher. Eine solche Zusammenkunft könne es aber erst nach der für April erwarteten Entscheidung über eine Eröffnung des Insolvenzverfahrens geben. Erst dann sei auch die Anmeldung der jeweiligen Forderungen möglich.
Die German Pellets-Gruppe, nach eigenen Angaben einst weltweit größter Produzent und Händler von Holzschnitzeln zum Heizen, hatte ihre Expansion bis in die USA maßgeblich mit Anleihen finanziert. Sie steht bei Anlegern mit mehr als 220 Millionen Euro in der Schuld.
Der Insolvenzantrag war am 10. Februar gestellt worden, unmittelbar nachdem eine Gläubigerversammlung von Anlegern kurzfristig abgesagt wurde. Zum 1. April wird eine Anleihe mit einem Volumen von 52,4 Millionen Euro fällig. Bei der Staatsanwaltschaft in Rostock liegen Anzeigen wegen Betruges von Privatanlegern ein.