Die Industriesparte MaterialScience mit ihren hochwertigen Kunststoffen habe sich «eindrucksvoll und schneller erholt als erwartet», sagte der neue Vorstandschef des Unternehmens, Marijn Dekkers, am Donnerstag bei der Vorlage der Geschäftszahlen. Der Bereich werde sehr viel früher das Niveau der Vorkrise erreichen als geplant.
Angetrieben durch die Industriesparte kletterte der Umsatz des Leverkusener Chemie- und Pharmariesen in den ersten neun Monaten 2010 um knapp 12 Prozent auf 26 Milliarden Euro und der Überschuss um 24 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Auch für den weiteren Geschäftsverlauf in diesem Jahr zeigte sich Dekkers optimistisch.
Die Zahlen hätten sogar noch besser ausfallen können, wenn die ungewöhnlich hohen Vorsorgemaßnahmen in Höhe von 436 Millionen Euro niedriger ausgefallen wären. Berücksichtigt wurden vor allem laufende Rechts- und Verteidigungskosten in den USA in Zusammenhang mit Verfahren bei einem Verhütungsmittel des Unternehmens. Es betrifft auch den
Pflanzenschutz bei einem angestrebten Vergleich in einem weiteren Verfahren wegen gentechnisch veränderter Reispflanzen.
Im dritten Quartal kletterte der Umsatz um 16 Prozent auf 8,6 Milliarden Euro. Wegen der Rückstellungen für die Rechtsfälle legte der Gewinn unterm Strich allerdings nur auf 280 (Vorjahresquartal: 249) Millionen Euro zu.
Handlungsbedarf sieht Dekkers in den Sparten Gesundheit und Pflanzenschutz. Die Pharmabranche stehe durch Gesundheitsreformen und durch Nachahmerprodukte, den sogenannten Generika, in den USA unter Druck. «Wir müssen in die Zukunft investieren», sagte Dekkers mit Blick auf die Produktpipeline.
Überhaupt hat der Vorstandsvorsitzende das Thema Innovation ganz oben auf die Tagesordnung geschoben: «Bayer muss schneller und schlanker werden», betonte er. Das Unternehmen benötige weniger Administration. Die Abläufe müssten genau untersucht und es müsse geprüft werden, ob das Geld in die richtigen Bereiche fließe. Dekkers: «Wir wollen in Zukunft sehr aggressiv in unser Wachstum investieren».
Auf dem Weg der Besserung befindet sich die Pflanzenschutzsparte CropScience, die im ersten Halbjahr 2010 vor allem durch die schlechte Witterung unter die Räder gekommen war. Im dritten Quartal kletterten die Umsatzerlöse um 17 Prozent. Der bisherige Geschäftsverlauf des Bereichs sei nicht zufriedenstellend, betonte Dekkers. Auch hier will der Neue an der Bayer-Spitze die Zügel anziehen, Kosten sparen sowie weiter in Pflanzenschutz und Saatgut investieren. (dpa)