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03.04.2012 | 11:37 | Anleiheform 

Mittelstandsanleihen bleiben trotz erster Pleite gefragt

Frankfurt - Geld verdienen mit namhaften Mittelständlern wie Katjes, Valensina oder Bastei Lübbe statt mit anonymen Großkonzernen: Immer mehr Anleger verlassen ausgetretene Pfade und vertrauen auf die Zugkraft kleinerer Unternehmen.

Mittelstandsanleihen
(c) proplanta
Deshalb haben bekannte und auch unbekannte Mittelständler, die sich bisher ihr Geld immer von der Familie oder Bank geholt haben, inzwischen Anleihen begeben, die eine höhere Rendite versprechen als biederes Festgeld oder Bundesschatzbriefe.

Doch einige Anleger hätten bei der Jagd nach attraktiven Zinsen den Zusammenhang zwischen hohen Zinsen und hohem Risiko ausgeblendet, sagt Dirk Schiereck, Professor für Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt. Experten warnen zudem davor, sich von den bekannten Markennamen allzu leicht verführen zu lassen und empfehlen die Konditionen genau zu prüfen.

Wie riskant Mittelstandsanleihen seien können, wurde im März mit der Insolvenz des Windkraft-Zulieferers Siag deutlich. Das Unternehmen hatte die Anleger mit einer Rendite von neun Prozent locken müssen, da es unter der Unsicherheit um die Windparks auf hoher See leidet. Aber obwohl die Siag-Anleihe nun akut vom Zahlungsausfall bedroht ist, hat es bislang keinen Aufschrei unter den Anlegern in diesem Segment  gegeben, sagt Schiereck.

Diesen Eindruck bestätigen auch Vertreter der Börsen Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und Hannover, München und Stuttgart, die eigene Segmente für den Handel mit Mittelstandsanleihen aufgelegt haben. «Die Nachfrage auf Seiten von Unternehmen und Investoren ist ungebrochen hoch», sagte etwa eine Sprecherin des Frankfurter Marktbetreibers. Die Hessen zählen neben den Börsen in Düsseldorf und Stuttgart zu den führenden Handelsplätzen. Mit einem Emissionsvolumen von nunmehr gut zwei Milliarden Euro haben diese drei Platzhirsche fast das gesamte Geschäft an sich gezogen.

Begonnen hat alles im Herbst 2010, als die Stuttgarter Börse die erste Mittelstandsanleihe des Landwirtschaftsunternehmens KTG Agrar platzierte. In den folgenden Monaten sammelten noch einige weitere Firmen bei privaten Gläubigern Gelder ein, bevor der Markt im Zuge der Staatsschuldenkrise zwischen August und Dezember 2011 fast zum Erliegen kam. In diesem Zeitraum gaben auch die Anleihennotierungen deutlich nach. Aktuell werden an den deutschen Börsen knapp 50 Mittelstandsanleihen gehandelt: Die Spanne reicht von einem Personaldienstleister mit einem Jahresumsatz von knapp drei Millionen Euro bis zu der im Aktienindex SDax notierten Fluggesellschaft Air Berlin, die 2011 über vier Milliarden Euro erlöste.

Die Gründe für die Beliebtheit der Mittelstandsanleihen sind vielfältig. Zum einen spüren Mittelständler bei der Aufnahme neuer Kredite eine gewisse Zurückhaltung bei ihrer Hausbank, erklärt Schiereck. Andererseits komme den Firmen aber das günstige Umfeld zupass, das von massiven Liquiditätsspritzen der Zentralbanken geprägt ist. Die Flutung der Märkte mit Geld habe die Zinsen für Termingeld oder Bundesanleihen so stark sinken lassen, dass Anlagealternativen rar geworden sind.

Einer Untersuchung der TU Darmstadt zufolge erfreuten sich vor allem solche Unternehmen großer Beliebtheit, die einen starken, der Allgemeinheit bekannten Markennamen besitzen. Ein Beispiel dafür ist die Firma Katjes, die Mitte März ihre Süßwaren-Anleihe um 15 Millionen Euro aufgestockt hatte. «Gefragt waren auch die Anleihen von Firmen, von denen die Öffentlichkeit einen positiven Eindruck hat», betont Schiereck.

Anlegerschützer aber warnen, sich von bekannten Markennamen blenden zu lassen. «Eine Mittelstandsanleihe ist nur so sicher wie das Unternehmen, das sie begibt», sagte DSW-Experte Klaus Nieding. Daher sollten sich Anleger vor allem über die Geschäftszahlen der vergangenen Jahre informieren. Und wegen des Ausfallrisikos der Papiere empfiehlt der Experte, statt einer Direktanlage auch den Kauf von Mittelstandsanleihen über Fonds zu erwägen.

Indes werden nicht alle angebotenen Mittelstandsanleihen an einer Börse gehandelt. Die im Rhein-Main-Gebiet bekannte Bäckereikette Heberer etwa preist ihre «Jubliäumsanleihe» direkt über die Brötchentheke an. (dpa)
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