Doch mit dem geplanten Einstieg des südkoreanischen Industriekonzerns Hanwha beim früheren Solar-Weltmarktführer
Q-Cells geht ein Ruck durch die stark gebeutelte Solarbranche.
Schafft es die deutsche Photovoltaik-Industrie doch noch, sich gegen die subventionierte Billigkonkurrenz aus Asien durchzusetzen und der Solartechnik zum Durchbruch zu verhelfen?
Die Unterschrift unter dem Kaufvertrag für Q-Cells wurde in der Branche heftig gefeiert. «Das hat wirklich Bedeutung, das Schlimmste wäre damit abgewendet», sagte der Chef der Branchenvereinigung Solar Valley Mitteldeutschland, Peter Frey, in Erfurt.
Zwar hat auch der spanische Konzern Isofoton Interesse an Q-Cells angemeldet. In der Branche werden den Spaniern allerdings auch angesichts des bereits unterschriebenen Kaufvertrags keine großen Chancen eingeräumt.
Am Mittwoch steht noch die Zustimmung der Gläubigerversammlung zum Einstieg der Koreaner an. Nach Angaben eines Sprechers des Insolvenzverwalters sollen 1.250 der zuletzt noch weltweit 1.550 Arbeitsplätze erhalten bleiben.
Die Befürchtung der Beschäftigten vor einem radikalen Kahlschlag hatte in den vergangenen Monaten immer mehr zugenommen: Die mit milliardenschweren Subventionen des deutschen Steuerzahlers aufgepäppelte
Solarbranche geht nicht nur Pleite, sondern muss ihre High-Tech-Erfindungen auch gleich einmotten.
Monatelange Verhandlungen schienen die schlimmsten Befürchtungen wahr werden zu lassen. So hatte etwa das benachbarte Unternehmen Sovello mit 1.200 Mitarbeitern nach der Pleite zwar einen Investor gefunden - der wollte aber neben millionenschweren Subventionen des Staates den größten Teil der Produktion ins Ausland verlagern.
Sachsen-Anhalt lehnte dankend ab. Andere Solarwerke wurden derweil in Deutschland geschlossen, ohne dass öffentlich nach Investoren gesucht wurde - es rechnete sich für die Geldgeber einfach nicht.
Doch mit dem Einstieg der Südkoreaner eröffnen sich für Q-Cells und seine zahlreichen Zulieferer jetzt neue Chancen.
Dabei muss die Branche aber noch vor viele Hürden überwinden: Denn im Gegensatz zur Windkraft, die schon häufig zu ähnlichen Kosten wie konventionelle Kraftwerke Strom erzeugen kann, müssen für den subventionsfreien Durchbruch der Solartechnik hierzulande noch die Preise weiter purzeln und die Effizienz gesteigert werden.
Aber es gibt keine Garantie, dass das jemals gelingt. Und dann ist auch das Problem der Stromspeicherung noch immer nicht gelöst - denn Verbraucher wollen ihre Waschmaschinen auch betreiben, wenn die Sonne gerade mal nicht scheint.
Auch auf der politischen Ebene hat die Branche in den kommenden Monaten noch hohe Herausforderungen zu bewältigen: So wollen mehrere deutsche Solarkonzerne in Brüssel durchsetzen, dass gegen die stark subventionierte Billigimporte aus China Strafzölle verhängt werden.
Denn derzeit werden zwar von deutschen Häuslebauern viele neue Solaranlagen gebaut - oft stammen die Module aber aus Asien. Und auch über die Zukunft des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes in Deutschland, mit dem umweltschonende Energieformen gefördert werden, wird heftig diskutiert. (dpa)