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31.03.2012 | 10:14 | Solarbranche 

Solarkonzern Q-Cells am seidenen Faden - Rettungskonzept gekippt

Bitterfeld-Wolfen - Die Lage bei dem ums Überleben ringenden Solarkonzern Q-Cells aus Bitterfeld-Wolfen wird immer bedrohlicher.

Solarenergie
(c) proplanta
Das Rettungskonzept für das überschuldete Unternehmen mit rund 2.200 Beschäftigten droht zu scheitern. Es könne nicht umgesetzt werden, teilte die an der Frankfurter Börse notierte Gesellschaft am Freitag mit. Hintergrund ist ein Streit des Vorstandes von Q-Cells mit einer Minderheit von Gläubigern, die vor Gericht gezogen sind.

Q-Cells erwartet, dass den Klägern Recht gegeben wird, wie dies gerade in einem vergleichbaren Fall des Unternehmens Pfleiderer vor dem Oberlandesgericht Frankfurt/Main geschah. «Wir teilen die Auffassung des Gerichts nicht, aber Gericht ist Gericht», sagte Q-Cells Sprecherin Ina von Spies.

Zu erwartende Klagen gegen das Restrukturierungskonzept des Solarkonzerns wären jedoch ebenfalls von demselben Gericht zu entscheiden und es bestehe kein Anlass zu der Annahme, dass das Gericht seine Ansicht ändert, hieß es in einer Mitteilung von Q-Cells.

Das Unternehmen sucht unterdessen nach einem neuen Weg. «Wir prüfen Alternativen zur Umsetzung des Konzepts», sagte von Spies. Wann diese vorliegen werden, könne sie noch nicht sagen.

Bisher plante der Solarkonzern einen radikalen Schulden- und Kapitalschnitt und hatte dafür die Zustimmung der Mehrheit der Gläubiger, die Anleihen über mehrere 100 Millionen Euro besitzen.

Ziel der Aktion war es letztlich, eine Insolvenz abzuwenden, denn das Unternehmen hat auch kein Eigenkapital mehr. Die Gläubiger sollten am Ende des Restrukturierungsprozesses 95 Prozent der Unternehmensaktien besitzen, für die Aktionäre sollen nur noch 5 Prozent bleiben.

Der Düsseldorfer Anwalt Peter Dreier, der mehrere Gläubiger von Q-Cells vertritt und gegen das Unternehmen klagt, begrüßte den Schritt des Konzerns, nach Alternativen zu suchen.

«Das halte ich für konsequent», sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Er verlangt für seine Mandanten - die zusammen Anleihen in Hohe von rund drei bis fünf Millionen Euro haben - die Auszahlung des Geldes. Q-Cells müsse jetzt versuchen, einen neuen Restrukturierungsplan vorzulegen.

Q-Cells hatte 2011 unter dem Strich einen Verlust von 846 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Erlöse brachen um ein Viertel auf nur noch gut eine Milliarde Euro ein. In Sachsen-Anhalt sind mehrere tausend Menschen in der Solarbranche beschäftigt, Dienstleistungsunternehmen von den Solarfirmen abhängig.

Das Industriegebiet «Solar Valley» in Bitterfeld-Wolfen, dessen Kern Q-Cells ist, gehört laut Branche zu den größten seiner Art in Europa. Mit dem Strukturwandel in der Chemie und dem Aus des Braunkohlebergbaus in der Region nach 1990 wurden Q-Cells und andere Firmen der jungen Industrie zu den Hoffnungsträgern für Beschäftigung auf Dauer.

Die Solarbranche insgesamt war 2011 in eine schwere Krise geraten. Gründe sind Überkapazitäten und ein daraus resultierender harter Preiskampf. Einige Unternehmen sind schon in die Insolvenz gegangen, darunter das Berliner Unternehmen Solon.

Q-Cells-Chef Nedim Cen hatte bei der Vorlage der Bilanz für 2011 am Dienstag gesagt, er rechne auch in diesem Jahr mit Verlusten in der Solarindustrie. Diese ist neben Billigkonkurrenz aus Asien mit Kürzungen der staatlichen Förderung in Deutschland konfrontiert. (dpa)
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