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07.05.2012 | 20:52 | Windkraftbranche 

Standort Brandenburg von Vestas-Krise nicht betroffen

Berlin/ Lauchhammer - Der weltgrößte Windanlagenbauer Vestas ist in Turbulenzen geraten.

Windenergie
(c) proplanta
Deshalb hat der dänische Konzern, der im brandenburgischen Lauchhammer Windflügel herstellt, ein Sparprogramm beschlossen. Demnach sollen in diesem Jahr weltweit gut zehn Prozent der 23.000 Stellen gestrichen werden.

Die Branche kämpft mit sinkenden Anlagenpreisen und mit Überkapazitäten auf dem Weltmarkt infolge der chinesischen Konkurrenten.

In Brandenburg stehen mehr als 3.000 Windräder - darunter viele von Vestas. Das Bundesland nimmt damit Platz zwei nach Niedersachsen und vor Sachsen-Anhalt ein. Dies passt zur neuen Energiestrategie der rot-roten Landesregierung in Potsdam, wonach bis 2030 die Hälfte der erneuerbaren Energien aus Windenergie erzeugt werden soll.

Von den Kürzungen bei Vestas ist der vor zehn Jahren gegründete Standort Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz) nicht betroffen, wie Frank Weise versichert. Der Geschäftsführer der Vestas Blades Deutschland GmbH verweist auf einen Rekord-Auftragsbestand an Windenergieanlagen im Konzern im Umfang von zehn Milliarden Euro.

«Ein großer Teil davon entfällt auf die moderne Anlage vom Typ V112, für die wir in Lauchhammer als einziges Vestas-Werk in Deutschland die Flügel herstellen», erläutert Weise. «Unsere Auftragsbücher für 2012 und 2013 sind gut gefüllt.»

Mit Blick auf die Konkurrenz aus Fernost sagt er: «Angst vor den chinesischen Anbietern haben wir nicht. Wir zahlen in Lauchhammer zwar höhere Löhne als sie, brauchen aber viel weniger Arbeitsstunden pro Anlage.»

Um neue Märkte zu erschließen, hat Vestas das Lausitzer Werk im vergangenen Jahr für die Produktion von 55 Meter langen Rotorblättern für die V112-Anlagen umgebaut, die drei Megawatt Strom erzeugen können.

Der Umbau kostete 70 Millionen Euro und damit etwa so viel wie der Neubau. Dort startete im Mai 2002 die Produktion von 39 Meter langen Blättern. Der Generator für die V112 der neuen Generation wird in Lübeck hergestellt, und die Rotornabe wird in Magdeburg gegossen.

In den vergangenen zehn Jahren hat Vestas etwa 180 Millionen Euro in den Brandenburger Standort investiert. Die Produktionsfläche des Werkes in Lauchhammer wuchs um ein Viertel auf 46.000 Quadratmeter.

Zugleich erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten auf rund 650, darunter sind 25 Lehrlinge. Die Millioneninvestition und die Steuerzahlungen von Vestas an die Kommune waren mehr als ein Lichtblick angesichts des schwierigen Strukturwandels im Lausitzer Braunkohlerevier. Dort haben zehntausende Menschen seit 1990 ihre Arbeit verloren.

Doch nun hat der Vestas allzu optimistische Wachstumsprognosen gebremst und Produktionskapazitäten in Skandinavien abgebaut. Denn der Konzern erwirtschaftete allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres einen Verlust vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 245 Millionen Euro.

Im vergangenen Jahr schrieb das Unternehmen statt eines erwarteten Gewinns einen Verlust von rund 166 Millionen Euro. Der Preisverfall - seit 2008 sanken die Preise um rund ein Viertel - drückte neben Vestas auch den Wettbewerber Nordex in die roten Zahlen.

Angesichts solcher Hiobsbotschaften rauschte die Aktie von Vestas in den Keller, und Gerüchte über Übernahmeabsichten chinesischer Unternehmen machten die Runde. Doch der Bundesverband Windenergie sieht dafür keinen Anlass.

«Die Windenergiebranche in Deutschland ist gut aufgestellt, wir haben hier ein kontinuierliches Wachstum», sagt Verbandssprecher Alexander Sewohl. «Wir beobachten die chinesischen Windanlagenhersteller genau.

Zurzeit können wir aber nicht erkennen, dass einer von ihnen - abgesehen von einzelnen Projekten - auf dem deutschen Markt oder auf dem europäischen Kontinent Fuß gefasst hat.»

Während die Windbranche derzeit mit Gegenwind kämpft, bricht die Solarbranche unter dem Preisdruck chinesischer Anbieter und gekürzter Subventionen in Deutschland ein. Deutsche Unternehmen wie Solon, Solar Millennium oder Q-Cells mussten Insolvenz anmelden.

In Brandenburg schließt der US-Konzern First Solar seine beiden Werke zur Produktion von Dünnschichtmodulen in Frankfurt (Oder) - damit fallen bis Herbst 1.200 Arbeitsplätze weg. Davon ist die Windbranche nach Ansicht von Experten trotz aller Probleme aber weit entfernt.

«Wenn die Windkraftanlagen leistungsfähiger werden, braucht man eine geringere Zahl. Damit beanspruchen sie nicht so viel Fläche», sagt Steffen Streu vom Brandenburger Wirtschaftsministerium mit Blick auf Proteste von Bürgerinitiativen gegen eine «Verspargelung» der Landschaft. Das könnten auch Anreize für Vestas sein, seine Hochtechnologieanlagen weiterzuentwickeln. (dpa)
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