Anders bei Investitionen in den Wald: Dort können Anleger jedes Jahr messen, wie viel die Bäume und damit der Wert des Waldes wächst.
Sofern er von Schädlingen oder Stürmen verschont bleibt, ist ein Gewinnzuwachs von mehreren Prozent pro Jahr gut möglich. Allerdings brauchen Anleger dafür viel Erfahrung und einen langen Atem. Für Privatleute gelten Holz-Investments deshalb als riskant. Versicherer und Versorgungswerke aber stecken ihr Geld seit der Finanzkrise gerne in den Wald - und freuen sich über Gewinne.
«Wir sind sehr zufrieden. Die Erträge sind langfristig planbar», sagt Anselm Wagner, der bei der Bayerischen Versorgungskammer für Aktien und alternative Investments zuständig ist. Die Versorgungskammer übernimmt die
Altersvorsorge für rund 1,9 Millionen Ärzte, Rechtsanwälte, Steuerberater, Kaminkehrer und andere Selbstständige und muss sich genau überlegen, wie sie ihr Kapital von insgesamt 55 Milliarden Euro investiert. Seit der Finanzkrise steckt ein kleiner Teil in Wäldern. Die meisten davon sind in den USA, weil die Forstflächen in Europa meist zu klein sind für Großanleger.
Auch der weltgrößte Rückversicherer Munich Re setzt auf den Wald. Die Meag investiert als Vermögensverwalter des Konzerns vor allem in Nordamerika, Australien und Neuseeland. «Grundsätzlich halten wir insbesondere den langfristigen Investitionshorizont, das biologische Wachstum und auch den Werterhalt des Bodens für attraktive Merkmale der Anlageklasse Forst», sagt Meag-Geschäftsführer Günter Manuel Giehr.
Besondere Bedeutung komme der nachhaltigen Bewirtschaftung zu. Wichtig ist bei der Entscheidung aber auch, ob potenzielle Naturgefahren drohen.
Neben dem Holzhandel sind Wälder auch aus Klimaschutz-Gründen ein wichtiges Thema für die Versicherer. Die Allianz hat sich vor diesem Hintergrund an einem Projekt beteiligt, das sich gegen die Abholzung von Wäldern in Kenia einsetzt. «Für einen Versicherer und Vermögensverwalter wie die Allianz ist der
Klimawandel eine Tatsache», erklärt das Unternehmen.
Das Projekt soll während seiner mehr als 30-jährigen Laufzeit den Ausstoß von 36 Millionen Tonnen
CO2 verhindern - dies sei doppelt so viel wie der jährliche CO2-Ausstoß der Stadt Berlin. Seit 2012 sei die Allianz durch Investments wie dieses klimaneutral. Direkte Holz-Investments hat die Allianz bislang aber nicht.
Das schnelle Geld wirft der Wald nicht ab. Je nach Art müssen die Bäume bis zu 70 Jahre wachsen, bis das Holz verarbeitet werden kann. «Der Wald ist nicht liquide - man kann ihn nicht so schnell veräußern wie Aktien», sagt Kapitalanlageexperte Wagner von der Bayerischen Versorgungskammer. Um langfristige Gewinnversprechen einzuhalten, sind Wälder aber gerade wegen ihrer langen Lebenszeit gut geeignet.
Der jährliche Wertzuwachs lässt sich dabei messen und berechnen: Ziel der Versorgungskammer ist eine Rendite von fünf bis sechs Prozent nach allen Kosten. Drei Prozent Gewinnwachstum entfielen auf das Wachstum der Bäume, der Rest auf den steigenden Wert des Bodens.
«Durch das Baumwachstum wird der Wert des Waldes immer höher», sagt Wagner. Nicht zuletzt kommt der Wald als Geldanlage auch bei den Kunden gut an - weil sie das Investment im Gegensatz zu vielen anderen Finanzprodukten verstehen. (dpa)