Erfahrungen der Agrargeschichte im Umgang mit Quellen sollten unter anderem mit Blick auf diese Wissenszusammenhänge reflektiert werden: Inwiefern und in welche Quellen hat sich Wissen der ländlichen Gesellschaft eingeschrieben? Können quantitative Daten in eine Wissensterminologie übersetzt werden? Wie kann historisches Wissen aus Werkzeugen, Maschinen, Bildern, Alltagsgegenständen oder Kleidung gedeutet werden? Welches Wissen steckt in Selbstaussagen, Anschreibebüchern, Autobiografien einerseits und in Fremdsichten andererseits?
Was ist aus jenen Diskussionen zu lernen, die sich auf Möglichkeiten und Grenzen der Erfassung eines bäuerlichen Bewusstseins bezogen haben? Welche Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen (Volkskunde, Kulturanthropologie, Archäologie) sind für die (Re)konstruktion von Agrarwissen relevant? Schließlich: Inwiefern kann Wissen mithilfe von Zeitzeugen erfasst werden? Antworten auf diese und andere Fragen werden im Rahmen der Sommertagung der Gesellschaft für Agrargeschichte (GfA) am 14. und 15. Juni 2013 im Kulturwissenschaftlichen Institut (KWI) in Essen gegeben.
Folgendes Programm ist vorgesehen:
Freitag, 14. Juni 2013, 13.00 Uhr
Wissenszirkulation und ihre Grenzen:
- Zirkulation des Wissens über den Tabakanbau in Baden und im Elsass um 1800: Alexander van Wickeren, M.A. (Universität zu Köln)
- „Durch Rasse zur Leistung“ – Die Anfänge der Geflügelzucht in Westfalen: Ulrike Heitholt, M.A. (Universität Bielefeld)
- Agrar-ökologisches Wissen in Simbabwe – Gender-Dimensionen und historische Kontexte: Dr. Rita Schäfer (Essen)
Wissensorganisation und -förderung:
- Von den Hofgärten in die Dorfgärten – Wege obstbaulichen Wissens vom Zentrum in die Peripherie im Kurfürstentum/Königreich Hannover: Dr. ing. Sylvia Butenschön / Heike Palm (Technische Universität Berlin)
- Landwirtschaftliche Vereine als Wissensagenturen: Dr. Marten Pelzer (Köln)
- Die Untersuchung über Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen in der Landwirtschaft: Ein Beispiel für geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und Organisation von Wissen in der ländlichen Wissensgesellschaft: Dr. Marion Keller (Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main)
Samstag, 15. Juni 2013, 9.00 Uhr
Wissenspolitiken:
- Auf der Suche nach dem Urweizen: Botanisches und magrarwissenschaftliches Wissen zwischenIdeologie und Anwendung in Palästina (1900-1930): Dana Brüller, M.A. (Ludwig-Maximilians-Universität München)
- White Farmers, Black Labourers? Agrarische Wissensvermittlung im Südafrika des 20. Jahrhunderts: Dr. Julia Tischler (Humboldt-Universität Berlin)
- Experten-Diskussion im „Dritten Reich“. Landwirtschaftliches Praxiswissen in den Quellen des Reichsnährstandes: Joachim Hendel, M.A. (Universität Jena)
Podiumsdiskussion: Zum Potenzial des wissensgeschichtlichen Ansatzes für die Agrargeschichte
Teilnehmer: Verena Lehmbrock, Dr. Peter Moser, Dr. Marcus Popplow, Ursula Schlude und Prof. Dr. Werner Troßbach
Wissensmedien:
- ‚Wissenschaft‘ zwischen Vorbild, Feld und Federkiel. Das Libro de agricultura des Gabriel Alonso de Herrera: Dr. Stefan Schlelein (Humboldt-Universität Berlin)
- Der Film als Medium der Wissensvermittlung. Die agrarische Filmproduktion in der Schweiz der 1920er bis 1960er Jahre: Thomas Schibli, M.A. (Archiv für Agrargeschichte Bern)
- Die agrarisch-industrielle Wissensgesellschaft am Scheideweg? Neue Kommunikationsmedien und Wissensordnungen seit den 1980er Jahren: Dr. Beat Bächi (Archiv für Agrargeschichte Bern)
Die Fachtagung ist für Teilnehmer kostenfrei. Aus organisatorischen Gründen ist eine vorherige Anmeldung bis zum 1. Juni 2013 erwünscht, die gerne per E-Mail: n.gloeckner@dlg.org erfolgen kann.
Das Programm kann auf der GfA-Homepage abgerufen werden: www.agrargeschichte.org/gfa.0.html. (dlg)