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23.12.2011 | 20:28 | Witzenhäuser Konferenz 

Bildung und Soziale Arbeit in der Landwirtschaft

Witzenhausen - Eine Woche lang, vom 6. bis 10. Dezember 2011 drehte sich an der Universität Kassel in Witzenhausen (fast) alles um eines: Die 19. Witzenhäuser Konferenz, dieses Jahr unter dem Thema: „wertvoll! Die Landwirtschaft - ein Ort für Bildung und Soziale Arbeit“.

Bildung in der Landwirtschaft
Ein halbes Jahr lang haben acht Studierende der Ökologischen Landwirtschaft unter Betreuung von Thomas van Elsen (FG Ökologischer Land- und Pflanzenbau), Prof. Dr. Ulf Liebe (FG Soziologie Ländlicher Räume) und Holger Mittelstraß (Studienkoordinator) die fünftägige Konferenz mit viel Engagement organisiert.

Mit einem Auftaktvortrag von Dr. Mathilde Schmitt vom Institut für Gebirgsforschung Mensch und Umwelt der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und einer anschließenden regen Diskussion mit dem Auditorium startete die Konferenzwoche. Der Vortrag spannte den roten Faden zum Thema, welche Werte durch Landwirtschaft geschaffen werden.

Im Rahmen von Vorträgen, Workshops, Exkursionen und Podiumsdiskussionen wurde Raum geschaffen, sich zum Thema der Bildungs- und Sozialen Arbeit in der Landwirtschaft zu informieren, diskutieren und auszutauschen. Mit einem abrundenden Rahmenprogramm, bestehend aus Kino, Konzert und einem netten Café, gelang der Organisationsgruppe eine durchweg gute Atmosphäre unter den Teilnehmenden zu schaffen.

Der Mittwoch stand unter dem Titel „Mehr-Werte". Was sind Werte? Woher kommen sie? Wie entstehen sie und warum eignet sich gerade die Landwirtschaft, Werte zu erfahren und zu erleben?

Prof. Dr. Norbert Jung von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde vertritt als Experte im Bereich Umweltbildung und Umwelt- und Ökopsychologie die Auffassung, dass die Bereitschaft zur Wertebildung tief in unserem Unbewussten verankert ist und Werte im Wechselspiel von verschiedensten Faktoren, wie vor allem den konkreten Erfahrungsmöglichkeiten in der Natur, entstehen. Diese kann der landwirtschaftliche Betrieb bieten.

Nach Exkursionen zu vier landwirtschaftlichen Betrieben (Hofgut Richerode, Schulbauernhof Hardegsen, Hof Hauser, Hutzelberghof) befasste sich der Donnerstag vor allem mit dem Bereich „Lernen auf dem Bauernhof". Es wurde deutlich, dass egal ob bei Kindern oder Erwachsenen, die Arbeit auf landwirtschaftlichen Betrieben verschiedenste Fähigkeiten fördern und Kompetenzen stärken kann.

Das Ergebnis einer Studie zu „Zielen und Erfolgen von Bauernhofpädagogik", die von Dr. Dorit Haubenhofer vorgestellt wurde war, dass der Umfang neu erworbener Kompetenzen und der Lernerfolg stark von der Dauer und Frequenz der Besuche auf den Betrieben abhängig ist.

Ronald Heusschen aus den Niederlanden stellte hierzu das dort sehr erfolgreiche Konzept der BauernhofSchule vor. Das Besondere daran ist, dass Grundschulkinder über ein Jahr lang regelmäßig auf einem Hof lernen und mitarbeiten. Durch den Rhythmus und die direkten Erfahrungen kommen die Kinder in einen intensiven Lernprozess.

Der Schwerpunkt des Freitags war „Soziale Arbeit in der Landwirtschaft". Hier wurde deutlich, wie viele Möglichkeiten der Umsetzung die Soziale Landwirtschaft bietet und wie vielen Menschen mit unterschiedlichsten Bedürfnissen, sie gerecht werden kann.

„Was ist es uns wert? Perspektiven für die Landwirtschaft durch Bildung und Soziale Arbeit" war der Titel der abschließenden Podiumsdiskussion am Samstag. VertreterInnen aus Praxis, Wissenschaft und Politik kamen zu dem Ergebnis, dass in der Bildungs- und Sozialen Arbeit in der Landwirtschaft zwar schon viel erreicht worden ist, doch die gesellschaftliche Anerkennung dieser Arbeit vor allem in Deutschland gesteigert werden muss, Gelder umverteilt werden müssen, um solche Projekte verstärkt zu fördern und eine europaweite Vernetzung wichtig ist, um auch in der Politik ein größeres Mitspracherecht zu erlangen.

Abschließend beschrieb Ronald Heusschen mit der Metapher des Frühlings die Bildungs- und Soziale Arbeit in der Landwirtschaft, um zu verdeutlichen, dass sie sich im Wachstum befindet und dass vielfältigste Potentiale in ihr stecken, um Ideen und Visionen zu verwirklichen. (uni-kassel)
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