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30.05.2011 | 20:25 | Ligna 2011 

Der Forstwirt als Energiewirt: Holzmesse Ligna entdeckt Bioenergie

Hannover - Klimaschutz durch Holzverbrennung? «Alles eine Frage der Technik», sagen viele Aussteller auf der Ligna.

Ligna 2011
(c) Ligna
Bei der führenden Messe für Forst- und Holzwirtschaft setzt die Branche in diesem Jahr auf die grüne Karte. Nachhaltigkeit ist der Leitbegriff auf dem Messegelände in Hannover - und er soll mehr als ein bloßes Schlagwort sein. Seit Montag zeigen knapp 1.800 Unternehmen aus 52 Ländern Neues zur Holzverarbeitung, loten aber auch die Potenziale von Heizkraftwerken und Pellet-Öfen bei der Bioenergie-Nutzung aus.

Der Beitrag erneuerbarer Quellen wie Biogas und Holz zum künftigen Energiemix ist an zahlreichen Messeständen ein zentrales Thema. Neben Herstellern kleiner Kraftwerke, die Wärme und Strom aus der Verbrennung von Holzpellets gewinnen, kommen auch die Konstrukteure riesiger Zerspannungs- und Sägemaschinen nicht mehr an dem Trend vorbei. Ein Wirtschafts- und Exportforum und eine Fachtagung über Techniken der Kraftwärmekopplung mit Holz sollen ihn weiter befeuern.

«Vieles, was heute noch im Wald liegen bleibt, können wir bald besser verwerten», erläutert Günter Kuhn vom Spezialmaschinenbauer Dieffenbacher aus dem baden-württembergischen Eppingen. Dabei hat der Experte nicht nur Holzreste aus nachwachsenden Forstbeständen im Blick, die bisher als Abfall ungeeignet für die Spanplatten- oder Möbelproduktion waren. Auch Stroh und Flachs ließen sich als Rohmaterial hochwertiger Industrie-Werkstoffe heranziehen: «Wir sind dabei, Maschinen zu entwickeln, mit denen solche Platten aus ganz normalem Stroh gefertigt werden können.» Eine erste Anlage habe eine Tochterfirma von Dieffenbacher bereits nach China geliefert.

Holz-Maschinenbauer entdecken die Energiewende keinesfalls nur, um sich dem umweltpolitischen Mainstream anzupassen. Zunehmend spüren sie den wachsenden Kostendruck von Verbrauchern der Rohholz-Produkte wie der Möbelindustrie. «Unser Ziel ist es, die Herstellungskosten noch einmal um 15 Prozent zu senken», sagt Kuhn. Dabei helfen sollen Hightech-Verfahren wie die Zerkleinerung von Holz durch Schallwellen.

Der Energieeinsatz lasse sich so von 30 bis 40 auf 7 Kilowatt pro Tonne senken. Betreiber von Kohlekraftwerken interessierten sich für ergänzende Öfen, in denen Mini-Holzpellets mit einem Durchmesser von wenigen Millimetern verfeuert werden können. «Im privaten Bereich können Sie dagegen Pellets verwenden, die größer sind», sagt Kuhn.

Wie groß die Effizienzreserven bei der Nutzung von Holzfeueröfen in den deutschen Haushalten noch sind, betont Martin Schultze aus dem Beratungsnetzwerk HessenRohstoffe. «Ich glaube, dass wir mindestens noch um 10 Prozent an Wirtschaftlichkeit zulegen können. Wenn das gelingt, wäre die Angst vor Engpässen in der Energieversorgung beim Umstieg auf die Erneuerbaren keine ernsthafte Frage mehr», schätzt er. Schultze informiert Hausbesitzer darüber, wie sie etwa durch bessere Trocknung des Holzes noch mehr Heizleistung aus ihren Kessel holen können. 2007 gingen in Deutschland nach seinen Angaben mehr als 30 Millionen Festmeter Holz nachhaltig in die «energetische Nutzung».

In der Industrie überlegt man derweil weiter, wie sich mehr Ertrag und weniger Umweltbelastung aus einem Baumstamm Holz holen lassen. So wird «Leichtbau» inzwischen nicht nur in der Autoindustrie, sondern auch in der Forstwirtschaft angewandt. «Mit neuen Maschinen brauchen Sie pro Quadratmeter Spanholz nur noch 20 Gramm Kleber», berichtet Alexander Prokisch vom Maschinenbauer Homag. Die Ersparnis bei den Energiekosten ist beträchtlich: etwa 40.000 Euro pro Jahr.

Weil die deutschen Rohholzpreise nach Angaben des Statistischen Bundesamt zuletzt um bis zu ein Fünftel zulegten, könnten sich derlei umweltschonende Verfahren bald noch konkreter bezahlt machen. Prokisch: «Für Möbelfirmen, die schon mal 3000 Holzküchen pro Tag ausliefern, macht das schon einen großen Unterschied.» (dpa)
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