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20.02.2009 | 10:04 | BioFach 2009 

Genuss pur: Bio-Branche feiert Vielfalt und bleibt zuversichtlich

Nürnberg - Weingläser klirren, zu knusprigem Vollkornbrot gibt es zartschmelzenden Käse.

Bio-Branche
(c) BioFach
Wem eher nach Süßem zumute ist, der hat die Wahl zwischen Schokolade, Sahnedesserts und Eis. Zwar werden auch auf der Nürnberger Öko-Messe BioFach Kontakte geknüpft und Verträge ausgehandelt, doch der Genussfaktor der Ware steht eindeutig im Vordergrund. Kosmetik aus Swasiland, Wein aus Andalusien und T-Shirts aus Berlin zeigen die Vielfalt der ökologisch hergestellten Produkte.

Den Löwenanteil machen nach wie vor Nahrungsmittel aus. «Wir haben inzwischen nicht mehr das Problem, uns vom konventionellen Handel abzugrenzen», erläutert Branchenexperte Thomas Dosch. Die Menschen suchten auch beim Kauf von Lebensmitteln einen höheren Sinn und wollten gesünderes, umweltfreundlicheres und artgerecht erzeugtes Essen. Dies werde sich auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht so schnell ändern, ist sich Dosch sicher.

So wie er schauen viele Hersteller und Händler positiv in die Zukunft. «Wir gehen davon aus, dass wir das Wachstum von 2008 knapp auch 2009 schaffen können», sagt etwa Andreas Ritter-Ratjen, der sowohl Vorstandsmitglied im Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) als auch im Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) ist. 2008 war für die Branche kein schlechtes Jahr: Der Umsatz stieg nach vorläufigen Zahlen um etwa 10 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro.

Allein mit Naturkost und Naturkosmetik wurden 1,85 Milliarden Euro umgesetzt, ein Plus von 7,4 Prozent. Die Zahl der Bio-Bauern nahm ebenso zu wie die Zahl der Bio-Läden, wobei vor allem Supermärkte statt kleiner Fachgeschäfte neu eröffnet wurden. Die große Nachfrage hatte der Branche im ersten Halbjahr 2008 ein schwerwiegendes Problem beschert: Lieferengpässe. «Es blieben zum Teil Regale mit bestimmten Produkten leer», erinnert sich Dosch. Das Umsatzwachstum des Gesamtmarktes fiel deshalb um etwa fünf Prozentpunkte niedriger aus als in den Vorjahren.

Dennoch ist Deutschland nach den USA noch immer ein Hauptmarkt für Bio-Waren, 3,5 Prozent beträgt der Marktanteil bei Lebensmitteln. An dritter Stelle steht Großbritannien, gefolgt von Frankreich und Italien. 46,1 Milliarden US-Dollar setzte die Branche weltweit nach den neuesten Zahlen von 2007 um - eine Steigerung von mehr als 200 Prozent seit 1999. «Der Biomarkt ist in den letzten zehn Jahren so stark gewachsen, wie es in den 70ern und 80ern nie jemand zu hoffen gewagt hatte», betont BNN-Geschäftsführerin Elke Röder.

Die Wurzeln der Bio-Bewegung, der heute auch geländewagenfahrende Großstädter zugerechnet werden, gehen gute 25 Jahre zurück. Damals wurden die Pioniere häufig als Müsli-Esser verspottet. «Heute haben wir eine andere Situation», erzählt Dosch. «Spätestens seit die Grünen-Ministerin Renate Künast die Themen politisch hoffähig gemacht hat, haben auch andere Unternehmen erkannt, dass man mit Bio Marktsegmente nutzen kann, die sich lohnen.» Heute diskutiere die Branche deshalb weniger Bio versus konventionell als Bio versus Bio.

«Die einen generieren sich als Kostenführer; sie erfüllen alles, was nötig ist, um sich Bio nennen zu können», berichtet Dosch als Präsident des Erzeugerverbands Bioland. Die anderen versuchten ihre Kunden als Premiumanbieter etwa mit Regionalität, Transparenz und höheren Standards, aber auch mit Serviceleistungen wie Lieferdienste oder Abo-Kisten zu überzeugen. Zwei Themen bewegen aber die einen wie die anderen: Die Diskussion um gentechnisch veränderte Lebensmittel und das Ökolabel der EU.

Selbst inmitten all der Politiker und Journalisten bei der Eröffnungsfeier der BioFach protestiert ein kleines Trüppchen gegen den Anbau von gentechnisch verändertem Mais. Innen im Saal kündigt EU-Kommissarin Mariann Fischer Boel an, dass nach jahrelangem Hickhack Ende des Jahres endlich ein EU-weit gültiges Bio-Siegel gefunden sein soll, um das Nebeneinander der nationalen Symbole abzulösen. (dpa)
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