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11.07.2014 | 09:30 | KTBL-Tagung 

Grenzen und Möglichkeiten der Ebermast

Darmstadt - Das KTBL hatte am 2. und 3. Juli 2014 zu einer Tagung „Ebermast – Stand und Perspektiven“ nach Hannover eingeladen.

Ebermast
(c) proplanta
Berater, Wissenschaftler, Schweinemäster, Verbandsvertreter, Mitarbeiter von Ministerien und Behörden sowie Akteure aus dem vor- und nachgelagerten Bereich der Schweinehaltung erörterten die bisherigen Forschungsergebnisse und praktischen Erfahrungen sowie die künftigen Perspektiven zur Ebermast.

Das Ergebnis ist vielversprechend: Eber lassen sich tiergerecht und wirtschaftlich erfolgreich mästen. Die Vermarktung ist grundsätzlich möglich, allerdings sind zur Erweiterung des Absatzpotenzials von Eberfleisch, insbesondere zur Verwendung von geruchsauffälligen Tieren, noch weitere Fortschritte erforderlich.

Die betäubungslose Ferkelkastration wird nach dem Tierschutzgesetz in Deutschland ab 2019 nicht mehr zulässig sein. Initiativen der EU und einzelner Bundesländer sehen schon einen früheren Ausstieg vor. Unter den Alternativen zur betäubungslosen Kastration kann nur die Ebermast auf einen Eingriff am Tier verzichten. Sie steht daher auch im Mittelpunkt der politischen Lösungswege.

Durch die Forschungsoffensive der letzten Jahre liegen zu wichtigen Fragen der Haltung, der Fütterung, dem Tierverhalten und der Wirtschaftlichkeit bereits Lösungsansätze vor. Weitere Ergebnisse aus den noch laufenden Forschungsvorhaben sind zu erwarten.

Eber sind am besten in Gruppen von bis zu 25 Tieren zu halten, ihr Platzanspruch ist nicht höher als bei weiblichen oder kastrierten männlichen Tieren, so das Fazit der Tagung. Die Ansprüche an die Eiweißversorgung sind erhöht, weshalb Eber mit einem speziellen Futter versorgt werden sollten. Der tatsächliche Eiweißanspruch ist aber nach Auskunft mehrerer Referenten geringer als zunächst vermutet.

Lange wurde davon ausgegangen, dass Eber sich aggressiver verhalten als kastrierte männliche Tiere. Die Untersuchungen und Beobachtungen u.a. im baden- württembergischen Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg bestätigen, dass Eber zeitweise aktiver sind und auch häufig auf andere Tiere aufspringen. Das Verhalten führt aber selten zu ernsthaften Verletzungen, so dass auch aus Sicht des Tierschutzes nichts gegen die Mast von reinen Ebergruppen spricht. Gemischtgeschlechtliche Gruppen sind ruhiger. Da die Trächtigkeit von weiblichen Tieren dabei nicht ausgeschlossen werden kann, wird die gemischtgeschlechtliche Mast jedoch aus ethischen Gründen abgelehnt.

In der Praxis haben sich schon etliche Betriebe erfolgreich auf die Ebermast eingestellt. Bei der Futterverwertung, den Tageszunahmen und den Magerfleischanteilen sind die Eber den Kastraten zum Teil deutlich überlegen, so berichteten Praktiker und Versuchsansteller. Den geringeren Futterkosten stehen jedoch eine geringere Ausschlachtung und andere Schlachtkörperzusammensetzung gegenüber. Die Verlustzahlen können höher sein. Es bleibt nach der Tagung festzustellen: Die Ebermast kann sich für den Tierhalter gegenüber der Mast von Kastraten wirtschaftlich lohnen.

Etwa 13 % der männlichen Tiere wurden 2013 bereits als Eber in Deutschland gehalten und geschlachtet, das sind knapp 4 Millionen Tiere. Doch wieviel kann der Markt aufnehmen? Die Schlachtunternehmen achten besonders auf die sichere Erkennung der geruchsauffälligen Tiere. Konzepte zur Verminderung geruchsauffälliger Eber liegen vor. Bei hohen Zuwachsleistungen wird das Schlachtgewicht früh erreicht, die Anzahl der geruchsauffälligen Tiere kann dann bei nur 5 % liegen.

Die Sauberhaltung der Tiere im Stall, die Zusammenstellung der Schlachtgruppen, kurze Transport- und Wartezeiten vor der Schlachtung haben Einfluss auf die Geruchsausbildung. Vor allem ist sie aber genetisch bedingt. Bei der Züchtung auf eine geringere Rate geruchsauffälliger Tiere zeichnen sich schon deutliche Fortschritte ab. Innerhalb weniger Generationen kann sich der Anteil der geruchsauffälligen Eber auf unter 1 % reduzieren lassen.

Nicht jeder Eber wird ohne weiteres am Markt Absatz finden, dies zeigen Erfahrungen der Schlachtunternehmen mit ihren Kunden. Dort fehlt es teilweise noch an Akzeptanz, zum Teil ist Eberfleisch aufgrund seiner Zusammensetzung aber auch nicht für jede Nutzung geeignet.

Die Vorträge und Diskussion unter den Teilnehmern zeigten, dass bereits viel auf dem Weg, die Ebermast als bedeutender Lösungsweg einzuführen, erreicht worden ist. In der Ausweitung der Vermarktung und der Akzeptanz beim Kunden werden die größten Herausforderungen gesehen.

Die Vorträge zur Tagung sind in der Schrift 504 „Ebermast – Stand und Perspektiven“ nachzulesen, die zum Preis 24 € beim KTBL bezogen werden kann. Die Folien der Vorträge sind, soweit sie von den Referenten freigegeben wurden, auf der KTBL-Homepage unter „Service“ – „Tagungsbeiträge 2014“ kostenfrei abrufbar. (ktbl)
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