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11.06.2022 | 15:27 | Wettbewerb 

Hirschrufer röhren um den Meistertitel

Dortmund - Es klingt nach einem kraftstrotzenden und paarungswilligen Prachtexemplar in der Wildnis.

Röhrender Hirsch
Hartes Handwerk, skurriles Spektakel: Bei der Deutschen Meisterschaft im Hirschrufen klingt es brunftig und kampfbereit. Besonders einer hat das ganze Sound-Repertoire in Dortmund drauf. Und wie geht es dem real existierenden Wild im Klimawandel-Wald? (c) Friedrich Hartl - fotolia.com
Aber es ist kein vierbeiniger Geweihträger, sondern Förster Fabian Menzel aus Bayern, der die Rufe des Hirsches so gut imitiert, dass er am Freitag bei der Dortmunder Jagdmesse den Meistertitel gewinnt - wie schon 2020. «Es war eng», sagt der 42-Jährige nach der Kür der Deutschen Presse-Agentur.

Menzel setzte sich gegen Mitbewerber aus Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen durch. Bei der 40. internationalen Messe «Jagd + Hund» überzeugte die Jury auch Thomas Soltwedel (57) aus Mecklenburg-Vorpommern, der Menzel im Stechen unterlag.

Den dritten Platz errang Tasso Wolzenburg (56) aus Bad Laasphe bei Siegen in NRW. Alle drei können nun an diesem Samstag (11.6.) zur Europameisterschaft mit fast 40 Teilnehmern aus 12 Ländern um die Wette röhren.

Es handele sich nicht um eine «Witzveranstaltung», sondern ein anspruchsvolles Handwerk mit langer Tradition, betont Heiko Hornung von der mitveranstaltenden Jagdzeitschrift «Wild und Hund». Für die Ruf- und Lockjagd müsse man die Sprache des Hirsches kennen. Und Gefühl haben für das Rotwild.

Die Wettbewerber treten mit Hörnern, Zylindern, Rohren oder XL-Schneckengehäusen an - erlaubt ist, was die Luftröhre verlängert. Die drei Disziplinen lauten diesmal: Die Stimme des «jungen, suchenden Hirschen» imitieren. Dann täuschend echt den Platzhirschen beim Kahlrudelwild - sprich: den Ladies und ihrem Nachwuchs - geben.

Drittens ein Rufduell zwischen zwei gleich starken Hirschen auf dem Höhepunkt der Brunft nachahmen. Die Dortmunder Show will auch auf die Lage des Rotwilds aufmerksam machen, sagt Hornung.Dessen Lage sei teils «desolat».

Hirsche und Rehe kommen zwar prinzipiell in einem recht weiten Lebensraum-Spektrum zurecht, sagt Sven Seibert vom Naturschutzbund Nabu. Aber: Ob sie auch langfristig eine gute Zukunft haben, hänge von vielen Faktoren ab - auch davon, ob eine Abkehr von Monokulturen gelinge. In der Klimakrise brauche es artenreichere Wälder mit höherer Widerstandskraft. Dafür müssten Bestände von Dam-, Reh- und Schwarzwild vielerorts gesenkt werden, um ein Aufwachsen des Waldes zu ermöglichen.

Jäger leisten einen Beitrag zum dringenden Umbau des Waldes mit mehr klimaresilienten Baumarten, schildert auch Andreas Schneider vom Landesjagdverband. Man habe sich 2020 in NRW mit Wald- und Grundbesitzern auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt, das «beispielgebend für Deutschland» sei. Dazu gehöre auch, dass Jäger mehr Wild erlegen, damit die neuen Kulturen wachsen können.

Und was ist von den Hirschrufer-Meisterschaften zu halten? Nabu-Experte Seibert meint: «Man kann kaum Hirschruf-Imitator sein, ohne den Rothirsch zu verstehen und in dieser Konsequenz schätzen und schützen zu wollen.»
dpa
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