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18.08.2016 | 11:47 | Eutergesundheit 

Mastitis von Färsen minimieren

Frankfurt/Main - Färsen sind das genetische Potential einer Herde. Euterentzündungen sind bei diesen Tieren durch die langfristige Verschlechterung der Leistungsfähigkeit besonders teuer – bis hin zum Totalverlust, wenn sie zur Merzung des Tieres in der ersten Laktation führen.

Eutergesundheit von Färsen
(c) proplanta
In einer Vielzahl von Betrieben erkrankt jedes zweite bis dritte erstlaktierende Tier, wobei ein großer Teil der Infektionen erst zu Beginn der Laktation bemerkt wird, obwohl die Entzündung schon deutlich länger andauert.

Gesunde Färsen weisen Zellgehalte von 20.000 bis 50.000 Zellen/ml im Einzelgemelk auf. Ein Zellgehalt von mehr als 100.000 Zellen/ml weist darauf hin, dass die Eutergesundheit gestört ist. Klinische Anzeichen können, müssen aber nicht auftreten.

Die Kennzahl zur „Erstlaktierendenmastitisrate“ weist genau diese Tiere aus, indem sie den  Anteil der Tiere beziffert, die einen Zellgehalt von > 100.000 Zellen/ml in der ersten Milchleistungsprüfung (MLP) nach der Kalbung, also der allerersten MLP überhaupt, aufweisen:

Erstlaktierendenmastitisrate (%) = a/b x 100

a = Anzahl der Erstlaktierenden, die in der ersten MLP > 100 000 Zellen / ml aufweisen

b = Anzahl aller erstlaktierender Tiere in einer Herde

Spitzenbetriebe erreichen eine Erstlaktierendenmastitisrate von < 15 Prozent. Ist diese zu hoch, besteht Handlungsbedarf.

Was tun?



Eine gute Stallhygiene und ein optimales Herdenmanagement sind die Maßnahmen der Wahl, um die Erstlaktierendenmastitisrate zu minimieren. Um der Infizierung durch Umgebungskeime (zum Beispiel Sc.uberis) entgegenzuwirken, sind kurze Nachstreuintervalle sowie eine effektive Fliegenbekämpfung wichtig. Trächtige Färsen sind von den Trockenstehern räumlich zu trennen, so kann eine Ansteckung durch bereits infizierte Kühe vermieden werden. „Ansaugende Tiere“ sollten identifiziert und aus der Gruppe genommen werden. Sollten vereinzelte Tiere bereits vor der ersten Kalbung Milch verlieren, ist das vorzeitige Anmelken ratsam, um die Infektionsgefahr zu reduzieren.

Expertenmeinungen zur „Erstlaktierendenmastitisrate“



Hans-Eggert Rohwer, Milchviehhalter aus Neuhörn (Schleswig-Holstein), sagt: „Dieser Fakt ist wichtig, um die Haltungsbedingungen der Säugetiere zu beurteilen. Er sollte unter 15 Prozent liegen, bei uns zurzeit liegt er bei 18 Prozent.“

Andreas Pelzer, Leiter des Sachbereiches Rinderhaltung im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse, erklärt: „Die Erhaltung der Eutergesundheit von jungen Färsen ist für die Wirtschaftlichkeit in der Milcherzeugung von herausragender Bedeutung. Eine Mastitis zu Beginn einer Laktation oder gar zu Beginn eines Produktionslebens wirkt sich möglicherweise negativ auf die gesamte Produktion aus. Ein stressfreier Umgang in den ersten Laktationstagen, eine tier- und eutergerechte Melktechnik und die konsequente Einhaltung hygienischer Maßnahmen sind die wichtigsten Parameter, die zu beachten sind.“

Dr. Ute Philipp, Leiterin Gesundheits- und Qualitätssicherung beim Thüringer Verband für Leistungsprüfung in der Tierzucht (TVL), kommentiert dazu: „Das ist die Kennzahl mit dem weitesten Rückblick. Wir erhalten den ersten Hinweis, bei Bedarf zwei Jahre zurück schauen zu müssen. Die „Black Box" der Kälberaufzucht wird transparenter. Die Eutergesundheit zeigt sich erst in der ersten MLP, wird aber schon als Milchkalb geprägt.“

Dr. med. vet. Thomas Peters von der Milchtierherden-Betreuungs- und Forschungsgesellschaft mbH (MBFG) aus Wunstorf sagt: „Ursachen für eine hohe Erstlaktierendenmastitisrate können nicht nur in der Haltung und Fütterung der tragenden Rinder, sondern in der gesamten Aufzuchtperiode liegen. Auch Abkalbung und Eingliederung in die Herde müssen berücksichtigt werden.“

Detlef May, Geschäftsführer der Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung Groß Kreutz, erklärt: „Tiere mit Mastitiden in der ersten Laktation kosten ganz besonders viel Geld. Das Abgangsrisiko der Tiere steigt erheblich, und eine Erwirtschaftung der Aufzuchtkosten ist oft nicht mehr möglich.

Zur Reduzierung der Jungkuhmastitis am Laktationsbeginn sind die betrieblichen Ursachen zu identifizieren. Abhängig vom Erreger, dem Zeitpunkt und Art der Mastitiserkrankung können die Ursachen gesucht werden. Der Wert in der MLP kann sehr gut als Alarmzeichen genutzt werden. Schnell kann ein Sauger in der Färsengruppe zu später erheblichen Schäden bei den abgekalbten Jungkühen führen. Dann ist es für Reaktionen zu spät.

Regelmäßige Fliegenbekämpfung bei den Jungtieren reduziert nicht nur die Infektionsübertragung, sondern sichert auch ruhigere Tiere und höhere Abkalbegewichte. Andere Ursachen können Hygieneprobleme vor und nach der Kalbung mit erhöhtem Eingliederungsstress der Jungkühe in der Herde sein. Alles was zur Reduzierung der Tierbelastung um die Kalbung beiträgt, reduziert auch die Erstlaktierendenmastitisrate auf lange Sicht. Bei Aufzuchtskosten von 1500 € bis 2000 € für eine Kuh sollte die Zielstellung der Erstlaktierendenmastitisrate bei null Prozent liegen.“

Während der EuroTier vom 15. bis 18. November 2016 in Hannover können sich Interessenten im Special „Euter – Gesund durchs Jahr“ in der Halle 12 auf dem Stand F25 über praktische Lösungsansätze und Empfehlungen zur Verbesserung der Eutergesundheit informieren.

Weitere Informationen über das Special „Euter – Gesund durchs Jahr“ sind beim DLG-Fachzentrum Landwirtschaft erhältlich. Ansprechpartner ist Dieter Mirbach, Tel. 069/24788-312 oder E-Mail: d.mirbach@dlg.org. Informationen zur EuroTier: www.eurotier.com.
DLG
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