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31.01.2016 | 11:24

Große Verunsicherung durch Zika-Virus

Gesundes Baby
«Zika ist nicht Ebola», betont die Weltgesundheitsorganisation. Aber: Experten vermuten, dass die explosionsartige Ausbreitung des Virus in Lateinamerika für Fehlbildungen bei vielen Babys verantwortlich ist. Was wissen die Forscher über den mysteriösen Erreger? (c) proplanta

Die Angst vor der Mücke: Wie die USA Zika vorbeugen wollen



Die USA rüsten sich gegen das Zika-Virus: Warnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einer Ausbreitung des Erregers, die Nachbarschaft zum Virus-befallenen Mexiko und erste Krankheitsfälle bereiten den Amerikanern Sorgen. Die Gesundheitsbehörden bemühen sich deshalb um den richtigen Ton: Vorsichtsmaßnahmen ja, Panikmache nein.

Reisewarnungen für Schwangere wurden ausgesprochen, Blut-Tests für potenziell gefährdete werdende Mütter und Neugeborene sind vorgesehen, und es gibt eine Meldepflicht für Zika-Fälle.

Die meisten Fachleute glauben jedoch nicht, dass dem Land eine unberechenbare Gefahr durch das in Lateinamerika verbreitete Virus droht, das im Verdacht steht, Babys im Mutterleib schwer zu schädigen. Tenor: Es wird bei Einzelfällen bleiben. «Die importierten Fälle können zu einer lokalen Verbreitung des Virus in einigen Regionen der USA führen», hieß es am Freitag aus dem Weißen Haus. Aber diesen Fällen könne man begegnen.

«Für den Durchschnittsamerikaner, der nicht in diese Gebiete reist, gibt es nichts, worüber er sich Sorgen machen müsste», betonte Anne Schuchat von der Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control) vor dem Wochenende. Beruhigende Worte, die nach der vorausgegangenen WHO-Warnung vor einer «explosionsartigen» Verbreitung des Erregers nötig waren. 

Mindestens 31 Zika-Erkrankungen sind in elf Bundesstaaten und dem District of Columbia bisher gemeldet worden - alle Patienten hätten sich aber in anderen Ländern angesteckt, so die CDC. Zusätzlich wurden mehrere Fälle aus dem Bundesstaat New York gemeldet, sowie 20 Fälle von Vor-Ort-Infektionen in den entfernten US-Territorien Puerto Rico und Virgin Islands.

Präsident Barack Obama beriet in den vergangenen Tagen mit führenden Gesundheitsexperten über Strategien gegen eine Ausbreitung des Virus und über mögliche Gefahren für die USA. Am Samstag kündigte er dann an, dass die USA gemeinsam mit Brasilien die Entwicklung eines Impfstoffes vorantreiben würden. Experten beider Länder arbeiten seit längerem in der Sache zusammen. Auch zuverlässige Schnelltests und Medikamente gegen den Erreger werden gesucht.

Zugleich werden bei manchen Amerikanern Erinnerungen an den fahrlässigen Umgang mit Ebola und die Todesopfer in den USA wach. «Wir müssen hier wirklich wachsam sein», betonte Lawrence Gostin, Direktor des O'Neill Instituts für Nationales und Globales Gesundheitsrecht an der Georgetown University in Washington. Dies bedeute ein gutes Informations- und Meldesystem der CDC sowie gut geschulte Ärzte. «Das letzte, was wir wollen, ist eine Wiederholung von Ebola, als wir vermeidbare Todesfälle erleben mussten, in den USA und weltweit.»

Eine Zika-Infektion sei jedoch nicht tödlich und verlaufe in den meisten Fällen harmlos, betonen Experten. Auch sei der Erreger nicht so ansteckend wie Ebola, weil er sich nach heutigem Kenntnisstand wohl vor allem über Mückenstiche ausbreitet.

Auch in den USA gibt es - bislang nicht infizierte - Mücken der Spezies Aedes aegypti, die Zika verbreiten können. Stechen sie einen Erkrankten, dann können sie das Virus anschließend weitergeben, an andere Menschen und folgende Mückengenerationen. Jedoch haben sich ähnliche Erreger wie etwa Dengue-Viren trotz einzelner lokaler Fälle bisher nicht in den USA ausgebreitet - obwohl vor allem in den wärmeren und ärmeren Staaten im Süden, wo nicht jeder über Klimaanlage und Mückengitter verfügt, das Risiko besteht.

«Der größte Teil der Vereinigten Staaten durchlebt einen echten Winter und das ist sehr, sehr wichtig, um eine durch Mücken übertragene Erkrankung einzugrenzen», betont der Direktor des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID), Anthony Fauci.

«Wir müssen am Ball bleiben, und jemanden, der erkrankt ist, sofort aus der Nähe von Mücken entfernen», sagt Prof. Dina Fonseca von der Rutgers University im Staat New Jersey.

Dieser Bundesstaat hat bereits Aktionspläne für einen ähnlichen Erreger, das Chikungunya-Virus: Werden bei Tests infizierte Mücken entdeckt, sieht dieser Plan etwa das Versprühen von Insektiziden vor. Genauso wird verfahren, wenn ein Mensch erkrankt, der sich nicht auf Reisen angesteckt hat. Fonseca geht davon aus, dass für Zika im Sommer vergleichbare Pläne eingesetzt werden.

Eine andere Option sei der Einsatz genetisch veränderter Mücken, sagt Gostin von der Georgetown University: Das Ausbringen nicht zeugungsfähiger Männchen könne helfen, die Moskito-Populationen zu verkleinern. Obwohl es wegen unbekannter Umwelteffekte auch Bedenken gebe, könne dieser Ansatz bei einem Zika-Ausbruch eine Option sein.
dpa
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