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22.05.2017 | 00:06

Besser gegen Epidemien wappnen

Epidemie-Prävention
Die Staatengemeinschaft sieht Ebola als Mahnmal. Neue Epidemien drohen. Am Montag will sich Gesundheitsminister Gröhe für eine Stärkung der Weltgesundheitsorganisation stark machen. (c) proplanta

Wachwechsel der Weltgesundheitsorganisation: So funktioniert die WHO



Der Äthiopier Tedros Adhanom Ghebreyesus hat sich in einer Abstimmung als neuer Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation durchgesetzt. Nach massiver Kritik etwa wegen der schleppenden Reaktion auf die Ebola-Krise hoffen viele nun auf frischen Wind.

Der Äthiopier Tedros Adhanom Ghebreyesus leitet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in eine neue Ära. Einige Antworten auf grundsätzliche Fragen zu der Organisation:

Was macht die WHO eigentlich?

Ihr Ziel ist es, dass alle Menschen weltweit medizinisch gut versorgt werden. Sie hat Meldesysteme, um den Ausbruch ansteckender Krankheiten früh zu erkennen. Sie unterstützt Länder mit Experten und Labors, um Ausbrüche unter Kontrolle zu halten. Sie hilft beim Aufbau eines Gesundheitswesens und bei Aufklärungskampagnen.

Was ist die größte Stärke der WHO?

«Ihre Kernaufgabe: Normen, Standards und Richtlinien in wichtigen Gesundheitsfeldern zu entwickeln», sagt Steve Landry von der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, dem größten privaten Geldgeber. Die WHO setzt zum Beispiel Standards für Trinkwasserqualität fest - oder Richtlinien für die effektivste Behandlung von HIV-Infektionen.

Ihre größten Erfolge?

Dank der Initiative der WHO wurden zum Beispiel 1980 die Pocken mit massiven Impfkampagnen besiegt. Polio ist zu 99 Prozent ausgerottet. Hunderte Millionen Menschen in den ärmsten Ländern haben heute Moskitonetze, die sie etwa vor Malaria übertragenden Mücken schützen.

Millionen haben Zugang zu bezahlbaren Medikamenten gegen tropische Krankheiten. Mit der Anti-Tabakkonvention von 2003 haben sich 180 der 194 Länder zu Maßnahmen gegen das Rauchen verpflichtet.

Was läuft nicht gut?

Die WHO hat selbst nach der Ebola-Krise in Afrika 2014/15 eingeräumt, dass sie viel zu langsam reagiert hat. Mehr als 11.000 Menschen kamen um. Sie hat ihre Kapazität für Notfall-Einsätze seitdem gestärkt.

Manchmal stimmen die Prioritäten nicht, sagt Mercedes Tanay von «Ärzte ohne Grenzen». In Gebieten, die die Terrororganisation Boko Haram in Nigeria terrorisiert, habe die WHO 2016 gegen Polio geimpft, während die Kinder aber an Masern starben, so Tanay.

Wie viele Leute beschäftigt die WHO?

Weltweit mehr als 7.000 in 150 Ländern, darunter viele Epidemiologen, Wissenschaftler und Experten für das öffentliche Gesundheitswesen.

Wie viel Geld hat die WHO?

Das Budget umfasst rund zwei Milliarden Euro im Jahr. Das entspricht etwa 0,5 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben in Deutschland 2015. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe fordert eine Erhöhung der Beiträge der Mitgliedsländer: «Die nächste Gesundheitskrise mit globalen Auswirkungen wird kommen.»

Wer finanziert die WHO?

Zweidrittel kommen von den Mitgliedsländern. Die USA waren 2016 mit 439 Millionen Dollar größter Zahler. Die Gates-Stiftung war der zweitgrößte Einzelgeber mit 280 Millionen Dollar. Rund drei Prozent sind überwiegend Sachspenden von Pharmaunternehmen.

Gibt es da Interessenkonflikte?

Die Vorwürfe gibt es: Die WHO habe 2009 die Gefahr der Schweinegrippe übertrieben und Länder animiert, Medikamente dagegen im Millionenwert zu horten, zum Wohl der Pharmaindustrie. Bei der Gates-Stiftung arbeiteten viele frühere Pharmamanager, monierte 2015 eine Studie, die die Hilfsorganisationen Misereor und Brot für die Welt in Auftrag gegeben hatten. Die Gates-Stiftung habe mit ihren Spenden ihren Fokus auf Impfprogramme bei der WHO durchgesetzt - wovon Pharmafirmen, mit denen sie eng zusammenarbeite, profitierten.
dpa
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