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29.09.2010 | 13:31 | Lebensmittelhandel 

Aldi erobert die USA: Billig zieht in der Krise

New York/Mühlheim an der Ruhr - Der Deutsche fühlt sich gleich zu Hause:

Aldi
In einem amerikanischen Aldi ist fast alles wie in der Heimat. Die Läden sind schmucklos, aber sauber. Die Auswahl ist begrenzt, aber doch komplett. Sonderangebote gibt es jede Woche, so kürzlich die Marke «Deutsche Küche» mit Nürnberger Bratwürsten und Sauerkraut. Die Preise für Lebensmittel sind niedrig, der Einkauf kostet wenig Zeit.

In der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise haben auch viele US- Bürger die Vorteile des Discounters entdeckt. Beim Ausbau des Ladennetzes müsste Aldi deshalb jetzt klotzen statt kleckern. Es wird spekuliert, dass Aldi deutsche Immobilien versilbert, um genügend Geld für den Vorstoß in die Kasse zu bekommen. Der riesige US-Markt mit seinem über 300 Millionen Konsumenten wird von der Aldi-Gruppe gleich doppelt beackert. Überall auf der Welt haben sich die Aldi-Gründer, Karl und sein jüngst verstorbener Bruder Theo Albrecht, die Märkte fein aufgeteilt. Entweder tritt Aldi Süd mit dem «A» im orangefarbenen Rahmen auf den Plan oder das Schwesterunternehmen Aldi Nord mit dem blauen «A».

Man will sich ja selbst keine Konkurrenz machen. In den USA ist das etwas anders. Mit dem «A»-Logo startete Aldi- Süd 1976 in den Vereinigten Staaten. Aldi Nord übernahm dagegen 1979 die Handelskette Trader Joe's und machte daraus eine Art Edel-Aldi. Die Warenpräsentation in den 340 Läden von Trader Joe's ist feiner, das Angebot exotischer, die Läden sind oft in guten Innenstadt-Lagen beheimatet. Aldi Süd hat mit 1.120 Filialen seine Expansion schon weiter vorangetrieben, dafür liegen viele Filialen in den öden Gewerbegebieten der USA. Nach Einschätzung des Branchendienstes Planet Retail drängt Aldi Süd jetzt aber auch in bessere Gegenden.

So soll im kommenden Jahr in Chicago erstmals eine Aldi-Filiale in einem Shopping-Center eröffnet werden. «Die USA ist die Zukunft für Aldi Süd», meint Discountexperte Matthias Queck von Planet Retail. Der Anteil aller Discounter am Lebensmittel-Umsatz liege in den USA erst bei 2 Prozent. In Deutschland hingegen, wo die Discounter zusammengenommen auf einen Marktanteil von einem Drittel kämen, stoße Aldi mit einem dichten Filialnetz an Wachstumsgrenzen. Von sich reden machen dürfte Aldi nach deutschem Rezept mit Preissenkungen wie jüngst bei Milch in Texas. Zudem wirbt Aldi mit günstigen Markenartikeln im Wochenangebot.

Das Gros der Ware wird wie in Deutschland als No-Name-Produkte angeboten. Während das im Heimatmarkt keine Hürde ist, gilt es in den USA, Vertrauen aufzubauen. Denn Liebe auf den ersten Blick hat Aldi bei den Amerikanern keineswegs hervorgerufen. Im Vergleich zu den Megamärkten von Wal- Mart sind die Läden klein, die Auswahl ist auf 1.400 Produkte begrenzt. Hier gibt es keine 20 Ketchup-Sorten, eine muss reichen. Ungewöhnlich sind auch die Öffnungszeiten: Statt 24 Stunden Verkauf an sieben Tagen in die Woche, gibt es auch bei Aldi USA einen Ladenschluss. Abends ist um spätestens acht Ende. Darüber wundert sich der amerikanische Kunde, kommt aber trotzdem. Denn das Geld sitzt nicht mehr so locker bei fast 10 Prozent Arbeitslosigkeit und unzähligen Billigjobbern in dem riesigen Land.

«Das deutsche Discountermodell wurde durch die Finanzkrise in anderen Ländern sehr attraktiv», sagte Marco Atzberger, Mitglied der Geschäftsführung des Kölner Handelsforschungsinstitutes EHI. Das sei jetzt eine Chance für Aldi, mehr Geld in die Hand zu nehmen und den Ausbau des Filialnetzes im Ausland zu beschleunigen. Ob dafür aber Immobilien in Deutschland verkauft werden, sei spekulativ. Im August hatte Aldi Süd rund 80 Immobilien an die Allianz und wenige Wochen später rund 140 Immobilien an den Investor MGPA verkauft.

Schnell tauchte die Vermutung auf, der Erlös in schätzungsweise dreistelliger Millionenhöhe dürfte in die Auslandsexpansion gesteckt werden. Auf der großen US-Karte von Aldi gibt es noch viele weiße Flecken. Die Deutschen sind erst in 31 von 50 US-Bundesstaaten und auch dort nicht flächendeckend vertreten. Im Vergleich zum US-Handelsriesen Wal-Mart mit 308 Milliarden Euro Jahresumsatz ist die Aldi-Gruppe ein Zwerg. Ihre Gesamterlöse werden für das Jahr 2009 auf 53 Milliarden Euro geschätzt. Immerhin jeden zweiten Euro dürften Aldi Nord und Süd aber schon im Ausland einnehmen - während die scheinbar übermächtige Wal-Mart in Deutschland grandios floppte. (dpa)
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