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14.09.2008 | 11:04

Alkoholwerbung in Kritik - Brauer gegen Bätzing auf Barrikaden

Berlin - Perlender Sekt, schäumendes Bier, lachende Gesichter, tatkräftige Menschen - in der Werbung erscheint Alkohol als Zeichen für Genuss, mitunter auch Erfolg.

Bierkrüge
(c) proplanta
Weil in Wahrheit aus maßvollem Trinken oft ungehemmtes Saufen wird, landeten zuletzt 19.500 Kinder und Jugendliche innerhalb eines Jahres im Krankenhaus.

Fast zehn Millionen Deutsche trinken riskant viel Alkohol. In ihren Empfehlungen gegen den Missbrauch zielen die Experten des Drogen- und Suchtrats schwerpunktmäßig auf den Schutz Minderjähriger ab, auch eingeschränkte Werbeverbote brachten sie im Sommer ins Gespräch. Auf Basis der Vorschläge will die Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing (SPD) noch im Herbst ein nationales Aktionsprogramm präsentieren.

Schon vor einem Treffen Bätzings mit rund 30 Verbänden zur Alkohol- und Tabakprävention an diesem Montag sprudelten deutsche Brauer los. Das Ziel, den durchschnittlichen Konsum von Reinalkohol um zwei auf acht Liter pro Jahr und Kopf zu senken, sei ein «Schlag ins Gesicht der Brauwirtschaft», sagte Michael Weiß, Präsident des Bayerischen Brauerbundes. «Bier als Droge zu bezeichnen ist eine maßlose Übertreibung», ergänzten seine hessischen Kollegen.

Vorbeugung sei Verboten vorzuziehen. Und der im Wahlkampf befindliche bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) weist darauf hin: «Der maßvolle Genuss von Bier und Wein gehört zur Kultur.» Bätzing hingegen betont immer wieder: «Es geht um Missbrauch und Abhängigkeit.»

Es geht auch um viel Geld. Ein Werbeverbot für Alkohol würden Sport, Kultur und soziale Einrichtungen um rund 480 Millionen Euro im Jahr bringen, warnte der Fachverband für Sponsoring. Ohne Sponsoring rutschten viele Sportvereine in Existenznot, viele große Kultur- Veranstaltungen gäbe es nicht mehr. Dem Verband gehören unter anderem die Deutsche Fußball Liga, der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft und der Deutsche Brauer-Bund an.

Bätzing versichert, es gehe nicht um ein Werbe- oder ein Sponsoringverbot. Aber: «Es soll keine Fußballtrikots in Kindergrößen mehr geben mit der Werbung von Alkohol.» Der Drogen- und Suchtrat, in dem neben Vertreter von Medizin und Suchtforschern auch zahlreiche Bundes- und Landesministerien vertreten sind, schlägt Verbote etwa von Alkoholwerbung in Verbindung mit Sportsendungen sowie vor 20.00 Uhr vor. «Kommerzielle Kommunikation für alkoholhaltige Getränke soll keine trinkenden oder zum Trinken auffordernden Leistungssportler darstellen», heißt es in Verhaltensregeln des Deutschen Werberats.

Suchtexperten stören sich an Werbespots wie dem mit Boris Becker, in dem der ehemalige Tennisprofi genussvoll auf seinen Wimbledonsieg 1985 zurückblickt und einen kräftigen Schluck Bier nimmt. Von Ex- Sportlern, von denen auch Archivbilder gezeigt werden, steht in den Verhaltensregeln aber nichts.

Bätzing will die Selbstkontrolle reformieren. «Sie muss unabhängiger und effizienter werden, sie muss die Alkoholwerbung aktiv kontrollieren und bei Verstößen gegen die Regularien schnell und hart eingreifen», fordert sie. Strengere Regeln gegen Alkoholwerbung will die Politikerin Ende September mit internationalen Experten beraten. Weitere Vorschläge des Suchtrats betreffen die Promillegrenze für den Autoverkehr, die von 0,5 auf 0,2 abgesenkt werden soll. Bei öffentlichen Sportveranstaltungen könnte, geht es nach den Experten, auch auf den Verkauf von Getränken mit mehr als 2,5 Prozent Alkoholgehalt verzichtet werden.

Und auch Empfehlungen der Suchtexperten gegen das Rauchen dürften noch für Zündstoff sorgen. So sprechen sie sich für ein komplettes Verbot von Plakatwerbung und eine regelmäßige Anhebung der Steuersätze auf Tabak und eine Ausweitung auf alle Tabakprodukte aus. Auch zur Tabakprävention will Bätzing noch in diesem Jahr Handlungsanleitungen veröffentlichen. (dpa)
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