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31.07.2009 | 14:42 | Lebensmittel-Imitate 

Auch Konsumentenschützer kritisieren Lebensmittel-Imitate

Wien - Nachdem die bäuerliche Interessenvertretung in den vergangenen Wochen bereits heftige Kritik an Lebensmittel-Imitaten wie "Kunstkäse" oder "Schummelschinken" übte, hat sich jetzt auch der Verein für Konsumenteninformation (VKI) dieses Themas angenommen.

Lebensmittel-Imitate
(c) proplanta
"Der Unterschied zwischen Original und Imitat ist selbst für Experten nicht immer einfach sichtbar. Man braucht als Kunde beim Einkauf fast eine Lupe, um sich ausreichend informieren zu können", erklärte der VKI-Geschäftsführer, Franz Floss, heute bei einer Pressekonferenz in Wien.Bei einer stichprobenartigen Erhebung von 60 Produkten in vier Supermärkten deckten Experten des Vereins viele Mogelpackungen und Fälle von Kundentäuschung auf. Floss forderte in diesem Zusammenhang eine klarere und verpflichtende Kennzeichnung auf europäischer Ebene und nannte als ein positives Beispiel das AMA-Gütesiegel. 


Den Schaden haben auch die Bauen - Verarbeiter riskieren ihren guten Ruf 

"Analogkäse und Schummelschinken sind nur die Spitze des Eisberges. Unsere Nachforschungen zeigen, dass mit dem Vertrauen der Konsumenten Schindluder getrieben wird", kritisierte Floss. "Wir haben Lebensmittel-Imitate ohne klare Kennzeichnung sowie phantasievolle Variationen und Abbildungen gefunden, die bei Weitem mehr suggerieren, als tatsächlich der Fall ist. Durch eine solche Vorgehensweise werden die Kunden in die Irre geführt. Den Schaden haben auch die Bauern, wenn etwa Milch durch andere Stoffe ersetzt wird, und auf lange Sicht leidet auch der Ruf der Lebensmittelindustrie - insbesondere auf den wichtigen Exportmärkten", so Floss.

Rund 60 Produkte hat "Konsument"-Ernährungswissenschafterin Birgit Beck stichprobenartig im Rahmen einer Einkaufstour in den Warenkorb gefüllt: "Ein genauerer Blick auf die Zutatenliste zeigt, dass der Inhalt mit den Versprechungen beziehungsweise dem Erwarteten nicht immer Schritt hält", berichtete Beck. So könne die angepriesene Schokomilch auch aus Kakaopulver bestehen. Großes Täuschungspotenzial hätten auch die Aromen, diese würden häufig das Naturprodukt ersetzen, etwa bei Vanille. Gleiches gelte für Kekse, Pudding oder Limonaden mit Erdbeer-, Zitrone-, Himbeer- oder Haselnuss-Geschmack. "Nicht selten sind dabei auf den Verpackungen Abbildungen von Früchten zu sehen, die in Wirklichkeit nicht annähernd enthalten sind", beanstandete Beck. Die Grenze zwischen Aufmachung und Inhalt verschwimme auch dann, wenn zwar die angepriesenen Inhaltsstoffe tatsächlich vorhanden sind - allerdings nur in sehr geringer Menge: etwa die Kürbiscremesuppe mit nur 9 % Kürbis. Umgekehrt gebe es auch den Fall, dass Produkte mit zusätzlichen billigen Zutaten gestreckt werden. 


Klare Kennzeichnung nötig 

"Diese Produkte müssen nicht schlechter sein oder eine Gesundheitsgefährdung darstellen. Die Frage ist aber nicht, ob diese Erzeugnisse schädlich sind, sondern es geht um die mögliche Verbrauchertäuschung", kritisierte die VKI-Expertin. Sie rät den Konsumenten zum genauen Blick auf die Zutatenliste. Je kürzer und einfacher diese sei, umso besser. Die Zutaten seien mengenmäßig gereiht, was als erstes stehe, stelle auch den größten Anteil dar. Stehe etwa Aroma vor dem Käse, sei auch mehr Aroma als Käse enthalten. 

"Die feinen Unterschiede zwischen Original und Imitat sind für Konsumenten oft kaum zu erkennen. Umso notwendiger ist eine verpflichtende und unmissverständliche Kennzeichnung von Lebensmittel-Imitaten - und zwar auf europäischer Ebene", forderte Floss. Dafür hat sich, wie berichtet, auch Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich bereits ausgesprochen. Echte Gütesiegel wie jenes der AMA könnten auch als Orientierungshilfe dienen, meinte Floss. Agrarexperten weisen gegenüber aiz.info darauf hin, dass das österreichische Lebensmittelrecht bereits jetzt eine Handhabe gegen Konsumententäuschung biete, es müsse nur konsequent angewendet werden. Vor allem wäre es auch notwendig, in der Gastronomie eine genauere Produktdeklaration (bei Pizzakäse usw.) durchzusetzen.


Quelle: Lebensministerium Österreich
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