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14.11.2009 | 11:38 | Panorama  

Drecksarbeit für nächste Grillsaison: Köhler in Serbien

Klokocevac - In den engen Tälern des ostserbischen Dorfes Klokocevac rauchen die Meiler.

Kohle
(c) cirquedesprit - fotolia.com
Obwohl in Westeuropa die Grillsaison längst vorbei ist, wird hier schon wieder Holzkohle für den kommenden Sommer produziert. Das kleine Dorf an der Grenze zu Rumänien und Bulgarien, 15 Kilometer südlich vom mächtigen Donau-Strom, hat sich mit Haut und Haaren der Köhlerei verschrieben. Dieses Jahrtausende alte Handwerk, das in Westeuropa seit dem 18. und 19. Jahrhundert praktisch ausgestorben ist, steht dort in voller Blüte.

Die Kohlemeiler bestehen überall aus Ziegeln, die zu einem bis zu drei Meter hohen, mützenförmigen «Raum» aufgemauert werden. Durch eine Tür am Boden werden geschnittene Äste und Baumstämme geschichtet. Jede Familie hat so ihre geheime Mischung, heißt es. Die Kombination und das Verhältnis von verschiedenen Eichensorten sowie von Weiß- und Rotbuche mache den Unterschied. In der Mitte bleibt ein Feuerschacht frei, in dem von oben Kleinholz entzündet wird. Zuvor wurde der Zugang und jetzt auch die Öffnung am oberen Rand mit Lehm luftdicht abgeschlossen.

«Die Köhlerkunst ist, dass das Holz im Inneren nicht verbrennt, sondern nur verkohlt», beschreibt Slavica Stevanovic die Technik. Sie betreibt mir ihrem Mann Jaroslav die Familienfirma «Fagos». «Jeden Morgen und jeden Abend muss Holz zugefügt werden, um das Verbrannte zu ersetzen», sagt die Frau. Offensichtlich ist die schmutzige Arbeit ein einträgliches Geschäft. Einige Familie exportieren ihre Holzkohle in Zehn-Kilo- Packungen in die Nachbarländer, nach Italien oder in die Schweiz.

In die Kohlemeiler sticht der Köhler Rauch- oder Luftlöcher. Zunächst steigt aus ihnen weißer Qualm - ein Zeichen, dass dem Holz Flüssigkeit entzogen wird. Sobald heller Rauch aufsteigt, werden die Löcher verschlossen, weiter unten werden neue gestochen. Nach 15 Tagen ist auch das letzte Loch am Boden geschlossen, der Meiler ist «durch», ist «gar». Noch zwei Tage kühlt er aus. Dann wird die Holzkohle ausgeräumt. Glimmende Scheite löschen die Stevanovics mit dem Wasser des nahen Baches. Schließlich wird die Kohle für den Transport verpackt.

Die mit mindestens 300 Grad Hitze erzeugte Holzkohle schlägt kaum Flammen und wird heißer als Holz, weiß der erfahrene Griller. Die Köhler von Klokocevac schwören auf ihre Holzkohle, weil sie deutliche Vorteile gegenüber der industriell erzeugten Konkurrenz biete. Man verwende nur bestes Holz und keinerlei Abfälle aus der Holzindustrie, die den Rohstoff zuvor mit Chemikalien behandelt hat. Die Gesichter, Arme und Hände der Köhler sind dafür «schwärzer als schwarz». Kein Problem für Firmenchefin Stevanovic: «Der Russ lässt sich ganz einfach abwaschen.» (dpa)
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