Der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, Jürgen Abraham, sagte am Dienstag in Berlin, er rechne mit einer weiteren Verunsicherung der Konsumenten, die sich in hoher Preissensibilität und Kaufzurückhaltung zeigen könnte. Positiv für die Verbraucher: Der Einzelhandel erwartet in den kommenden Monaten moderate Preise. Die Preisentwicklung werde sich auch durch sinkende Rohstoffkosten wieder normalisieren.
Einzelhandelspräsident Josef Sanktjohanser forderte Entlastungen für die Branche bei Steuern und Abgaben. «Nötig sind weniger Sozialabgaben und mehr Netto vom Brutto für die Konsumenten», sagte das Vorstandsmitglied der
Rewe Group. «Wer hier aufs richtige Pferd setzt, nämlich auf langfristige Entlastungen, spart sich teure Konjunkturprogramme.» Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) verlangt wegen der lahmenden Konjunktur Steuersenkungen und ein Vorziehen der besseren Entlastung von Beiträgen zur Kranken- und Pflegeversicherung.
Die Ernährungsindustrie profitierte im ersten Halbjahr vom starken Export. Von Januar bis April 2008 setzte die Branche Lebensmittel und Getränke im Wert von 76,1 Milliarden Euro um - fast acht Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2007. Ein Großteil ging allerdings auf höhere Preise zurück. Der Export wuchs um 18,3 Prozent. Inzwischen werde ein Viertel der Produkte ins Ausland verkauft. Der Einzelhandel kommt nach eigenen Angaben pro Jahr auf 155 Milliarden Euro Umsatz.
In Ostdeutschland boomt die Ernährungswirtschaft nach Einschätzung von Aufbau Ost-Bundesminister Wolfgang Tiefensee (SPD). Sie sei dort der umsatzstärkste Zweig der Industrie, teilte Tiefensee anlässlich der Zukunftskonferenz Ernährungswirtschaft in Berlin mit. (dpa)