Die Zahl der Todesfälle könnte bei 200 bis 550 liegen, sagte der Leiter des Zentrums für Klinische Studien an der Uniklinik Jena, Frank Brunkhorst, am Dienstag in Erfurt bei der Vorlage des Thüringer Krankenhausspiegels. Genaue Zahlen liegen bislang nicht vor. Im nächsten Jahr werde mit ersten Daten gerechnet.
Zu den häufigsten Infektionen in Kliniken zählen nach Angaben des Thüringer Krankenhausspiegels Blutvergiftung, Wundinfektion und Lungenentzündung. Patienten stecken sich oft mit gefährlichen Erregern an, wenn sie zum Beispiel nach Operationen geschwächt sind.
«Keime werden durch Patienten, Besucher und das Pflegepersonal in die Krankenhäuser getragen», erläuterte der Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft, Michael Lorenz.
Nach Einschätzung von Brunkhorst könnte das Risiko einer Infektion durch Prävention wie gründliches Händewaschen um bis zu 30 Prozent gesenkt werden.
Dadurch könnte jedes Jahr das Leben von bis zu 110 Menschen gerettet werden, schätzt der Mediziner. Allerdings «gibt es keinen hundertprozentigen Hygieneschutz». Mit Schulungen des Personals an der Uniklinik Jena sei erreicht worden, dass sich 60 Prozent der Mitarbeiter vor und nach dem Patientenkontakt die Hände desinfizierten, erläuterte Brunkhorst. In anderen Kliniken seien es lediglich 20 Prozent, die zu solchen Hygiene-Maßnahmen griffen.
Gefährlich sind laut Brunkholz Keime, wenn sie nicht mehr mit
Antibiotika behandelt werden könnten, weil sie resistent dagegen sind. Durch den massenhaften Einsatz dieser Medikamente hätten sich schon viele Bakterienstämme angepasst. «Wer nach Indien fliegt, hat eine Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent, mit negativen Keimen zurückzukehren», gab der Experte zu bedenken.
Nach seinen Worten liegen im nächsten Jahr erste Daten eines neuen Meldesystems von Thüringer Patienten vor, bei denen gefährliche Keime im Blut nachgewiesen worden sind. Das System wird seit April 2013 mit Zahlen gespeist. Alle 36 Krankenhäuser und 19 Labors im Freistaat liefern Brunkholz zufolge Daten zu.
Der Krankenhausspiegel informiert seit einem Jahr über die Qualität von Behandlungen in Thüringer Kliniken. Darin sind etwa Angaben, in wie vielen Fällen vor Operationen Antibiotika verabreicht worden sind, um Infektionen zu verhindern. Das Portal sei ausdrücklich nicht als Rangliste von Krankenhäusern konzipiert, unterstrich Lorenz. (dpa/th)