«Wenn die Menschen die Wahrheit über unser Essen erfahren, wird sie das so wütend machen, dass sie etwas verändern wollen. Darum habe ich diesen Film gedreht», erklärt die französische Filmemacherin Coline Serreau («Drei Männer und ein Baby»).
In ihrem komplexen Dokumentarfilm «Good Food Bad Food» thematisiert sie nicht nur die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Probleme, die aus der industriellen Massenproduktion von Lebensmitteln resultieren, sondern zeigt auch konstruktive Lösungsansätze auf. Im Zuge ihrer weltweiten Recherchen hat sie französische Mikrobiologen und Agrarökonomen, Wanderarbeiter in Brasilien, Saatgut-Sammler in Indien und Biobauern in der Ukraine aufgesucht, die wirkungsvolle Methoden entwickelt haben, um die kranken Böden wieder zu regenerieren.
Die Ausbeutung unseres Planeten, bei der die Landwirtschaft mit 40 Prozent des weltweiten Treibhausgasausstoßes als Klima-Killer Nummer eins fungiert, hat nach Einschätzung von Experten längst die Grenzen des Wachstums erreicht. «Würden alle Menschen so leben wie wir Franzosen, wären drei Planeten nötig. Und würden alle wie die Amerikaner leben, bräuchten wir sechs», sagt Serge Latouche, Ökonom und Professor an der Universität Paris Sud. «Selbst wenn wir uns mit einem sehr maßvollen Wachstum begnügen, wie es kein Politiker in Wahlkampfreden propagieren würde - mit einer Wachstumsrate von zwei Prozent dann wären bis 2050 keine drei, keine sechs, sondern 30 Planeten erforderlich.»
Das moderne System der Landwirtschaft sei nicht imstande, das Problem des Hungers in der Welt zu lösen. Schuld an dem Dilemma seien einige skrupellose Konzerne, die weltweit das Saatgut kontrollierten, das nur mit Hilfe von Düngern, Pestiziden und teuren Bewässerungssystemen gedeihe. «Die Bauern werden erpresst», sagt Serreau. Doch weltweit regt sich zunehmend Widerstand.
Im Rahmen der «Grünen Woche», der weltgrößten Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau, ruft am 22. Januar 2011 erstmals ein breites Bündnis von Bauern-, Umwelt-, Tierschutz- und Entwicklungsorganisationen unter dem Motto «Wir haben es satt! Nein zu
Gentechnik, Tierfabriken und Dumping-Exporten» zu einer Demonstration in Berlin auf. Die zentralen Forderungen lauten, weltweit faire Marktregeln für eine bäuerliche, ökologische Landwirtschaft zu schaffen, aus der Agro-Gentechnik auszusteigen und die Subventionen für industrielle Tierhaltung zu stoppen.
Mit «Good Food Bad Food» serviert Serreau ein überzeugendes Plädoyer für eine gesunde, nachhaltige Landwirtschaft, die Millionen von Menschen Arbeit gibt. Die französische Filmemacherin glaubt daran, dass diese Trendwende möglich ist. «Die Bevölkerung müsste es nur fordern», bekräftigt Serreau, «und die Politiker müssten die Gesetze verabschieden, die es ermöglichen würden». (dpa)