Am Mittwoch präsentierte der Branchenverband BHB in Frankfurt den ersten Jahresumsatz von mehr als 18 Milliarden Euro und meldete stolze 133 Prozent Zuwachs seit 1990. Dennoch ist der Markt hartumkämpft und die Konkurrenz um die Gunst des Heimwerkers groß.
Wie eng es zugeht, zeigt die Zahl der Baumärkte: Die stagniert seit fast 15 Jahren bei rund 2.500. Neue Standorte werden nur noch selten erschlossen, vor allem im Osten herrscht ein Überangebot. «In den neuen Ländern haben wir am Bedarf vorbei expandiert», sagt der Präsident des Bundesverbands Deutscher Heimwerker-, Bau- und Gartenfachmärkte, Michael Baumgardt. Jetzt werde bereinigt: Kleine Märkte machen dicht und werden durch wenige riesige Hallen ersetzt.
Der Preis bleibe zwar das entscheidende Kriterium für den Kunden, sagt Harald Günter vom Baumarkt-Riesen Praktiker. Aber auch die Servicequalität werde immer wichtiger. Nach dem Billig-Wettbewerb der vergangenen Jahre lässt sich an der Preisschraube nicht mehr viel drehen. So gewinnt das Rundum-Sorglos-Paket für Heimwerker mehr an Bedeutung - bis hin zum kompletten Badezimmer-Einbau.
Trends seien dabei vor allem die Renovierung hin zu mehr Energieeffizienz und zum barrierefreien Wohnen im Alter, sagt Axel Müller vom Konkurrenten Hornbach. Die Demografie macht auch vor dem Heimwerker nicht Halt. Das hilft der Branche, denn die besten Kunden sind schon etwas älter - und haben nach Möglichkeit einen Garten. Das Geschäft mit Spaten, Primel und Rasenmäher bescherte der Branche im vergangenen Jahr 22 Prozent ihres Umsatzes und ist laut Baumgardt «völlig unverzichtbar».
Mehr Sorgen bereitet der hämmernde Nachwuchs, der sich mehr mit Tastatur als Bohrmaschine zu beschäftigen droht. Mit Online-Shops soll die nächste Generation der Heimwerker ebenso an der Werkbank gehalten werden, wie mit speziellen Bastler-Kursen. Bei der DIY Acadamy («Do It Yourself») in Köln gebe es laut BHB schon erfreulich viele Anmeldungen von jüngeren Leuten und Frauen.
Gerade diese Bastel-Ausbildung sieht man bei den Profis von der Handwerkskammer allerdings gar nicht gerne. «Das wird bei uns mit Skepsis betrachtet», sagt der Pressesprecher der Kammer Rhein-Main, Lars Bökenkröger. «Wir raten zum professionellen Handwerker, der die Fähigkeiten und die Kompetenz hat.» Auch Kooperationen mit Online-Plattformen, wie sie Praktiker mit «My Hammer» aufgenommen hat, sieht er kritisch. Das sei zwar ein Markt für etablierte Unternehmen, sagt Bökenkröger. «Aber da findet man auch einige Glücksritter.»
Dann schon lieber direkte Zusammenarbeit von Baumärkten und Handwerksbetrieben: «Das kann auch befruchten.» Allerdings will die Kammer auch einen Trend hin zu mehr Nachfrage nach Qualität erkannt haben - weg von «Geiz ist geil» und selber machen. Auch BHB-Chef Baumgardt beteuert, den Kunden werde bei komplizierten Arbeiten immer zum Handwerker geraten. (dpa)
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