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19.02.2011 | 17:51 | Wohlstandsgesellschaft in der Krise 

Können wir noch umlenken und wenn ja wie?

Bonn - Die westliche Wohlstandsgesellschaft sei nicht gerade ein Erfolgsmodell, das hörte man gleich mehrfach auf der zweiten Konferenz des Denkwerk Zukunft in Berlin.

Konsum
Das Wirtschaftsmodell des Produzierens und Denkens existiere gerade mal zweihundert Jahre und die Globalisierung dieses westlichen Wirtschaftsmodells bedeute zugleich auch sein Ende. Denn es brauche jede Menge Treibstoff, die seine Zivilisationsmaschine antreibt, so Professor Harald Welzer aus Essen.

Der Karlsruher Philosoph Professor Peter Sloterdijk stellte nüchtern fest, das Wort "Krise" sei genau genommen nicht der richtige Begriff, um den derzeitigen Zustand der Welt zu beschreiben, denn er suggeriere, die Dinge könnten wieder in Ordnung kommen.

Ursache für den derzeitigen Zustand sind der übertriebene Konsum und der wenig nachhaltige Lebensstil der Industrienationen. Doch was tun – lautet die Frage und gibt es noch eine realistische Chance, umzulenken? "Durch Unterrichten und Erklären ändert sich nichts", sagte der Neurobiologe Professor Gerald Hüther. "Einstellungen kann man nicht ändern durch kognitive oder emotionale Manipulation. Damit sich etwas bewegt im Gehirn braucht man Begeisterung", meinte der Wissenschaftler.

Die könne man aber nicht verordnen. "Das Einzige was man tun kann, ist die Menschen einladen, ermutigen und inspirieren." Die Soziologin Professor Juliet B. Schor, vom Boston College glaubt an die Wirksamkeit von konkreten Erfahrungen. Für die Menschen sei es äußerst schwierig zu verstehen, was Klimawandel bedeutet und welche Alternativen es zu ihrem Lebensstil gibt.

Schor ist Mitbegründerin des Center for a New American Dream, eine Organisation, die zum Wandel des nordamerikanischen Lebensstil beitragen will. "Wir brauchen konkrete Modelle, die zeigen, dass andere Lebensstile möglich sind", sagte Shor und verwies auf die Bewegung der Transition Towns, die es mittlerweile auch in Deutschland gibt.

Transition Towns wie Bielefeld oder Witzenhausen planen und gestalten den Übergang in ein erdölfreies Zeitalter. Das bedeutet nach Shor nicht Verzicht und Askese, sondern vielmehr eine andere Form von Reichtum: Weniger Arbeiten, weniger konsumieren, dafür mehr Kontrolle über die eigene Zeit, selber machen statt kaufen, teilen statt für sich alleine nutzen und in soziale Beziehungen investieren.

De-Globalisierung heißt das bei Transition Towns, aber auch "Re-skilling", darunter versteht man das Wiedererlernen von bewährten Kulturtechniken, sei es in Landwirtschaft und Gartenbau, zur Verarbeitung und Lagerung von Lebensmitteln, Herstellung von Kleidern usw., früher auch bekannt unter "Hauswirtschaft und Gartenbau". (aid)
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