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29.12.2008 | 12:36 | Gefühlte Krise  

Krise wird noch nicht «gefühlt» - Gespart wird morgen

Hamburg - Volle Einkaufszentren, fetter Weihnachtsbraten, ausgebuchte Wintersport-Hotels.

Konsumverhalten 2008
(c) proplanta
Die Deutschen scheinen zu konsumieren, als gebe es keine Wirtschaftskrise. «Den meisten sind die möglichen Folgen der Rezession sehr wohl bewusst, doch noch immer überwiegt die Hoffnung, dass sie selbst von Arbeitslosigkeit oder Armut verschont bleiben», sagte Horst W. Opaschowski, Leiter der BAT Stiftung für Zukunftsfragen in einem dpa-Gespräch. «Gefühlt ist die Krise bei den meisten noch gar nicht angekommen», sagt auch Birgit Gebhardt vom Trendbüro Hamburg. In etwa vier bis sechs Monaten würden die Auswirkungen dann erst richtig zu spüren sein. Gebhardt:

«Wirklich interessant sind dann die Zahlen zu Weihnachten 2009. Eine gewaltige Welle, die da auf uns zurollt». Zumindest im Dezember waren die Deutschen in Kauflaune. Das Adventsgeschäft lief nach Angaben des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels zufriedenstellend: «Der von vielen befürchtete und von manchen angekündigte Einbruch ist ausgeblieben.» Die Umsätze bewegten sich auf dem Niveau vergangener Jahre.

«Die mediale Wirklichkeit und die von den Menschen gefühlte ist oft eine andere», sagt Opaschowski. «Die Menschen lesen über die Krise, hören Berichte von Pleiten und Entlassungen, das alles verunsichert und macht Angst.» Viele fühlten sich hilflos, andere seien aber auch wütend über die Verursacher der Krise und dass sie nichts dagegen tun könnten.

Die vermeintliche Kauflust der Deutschen zum Jahresende zeichne ein trügerisches Bild von trotz Krise optimistischen Bürgern. Das Fest wollte man sich nicht verderben lassen, gespart werde dann eben morgen. «Man muss sich auch einmal anschauen, was die Leute kaufen», sagt Opaschowski. «Oft Dinge für die kleinen Freuden des Lebens. Etwas Lachs zu Weihnachten, Sekt, Kekse und Stollen, mehr das kleine Glück für den Augenblick.» Die Mittelschicht verabschiede sich vom Luxus, das könnten sich nur noch die wirklich Reichen leisten.

An Geschenken und Aufmerksamkeiten für Freunde und Verwandte werde derzeit nicht gespart. «Das fördert den Zusammenhalt, man zeigt, wer und was einem wichtig ist. Werte, die in wirtschaftlich schwereren Zeiten wieder mehr zählen», erläutert Gebhardt. Das bestätigt auch eine aktuelle Umfrage vom Institut Infratest Dimap im Auftrag von MDR-Aktuell. Demnach ist die Familie in unsicheren Zeiten für 68 Prozent der Bundesbürger die wichtigste Stütze, acht Prozent finden Rückhalt in Glauben und Religion, sieben Prozent wenden sich zuerst an Freunde. Opaschowski: «Menschen können mit Krisen leben.»

Derzeit sei die Rezession für viele im Geldbeutel aber auch noch nicht deutlich zu spüren. Für den Zukunftsforscher ist das Glas im Zweifel immer halb voll: «Wenn eine Krise dann zeitverzögert bei den Menschen ankommt, ist sie manchmal sogar schon wieder vorbei.» (dpa)
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