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17.01.2021 | 10:51 | Pflanzenschutzmittelrückstände 

Pflanzenschutzmittelbelastung von Lebensmitteln weiter rückläufig

Berlin - Bei den meisten Lebensmitteln in Deutschland ist die seit Jahren geringe Belastung mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln weiter gesunken.

Pflanzenschutzmittelbelastung von Lebensmitteln
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(c) proplanta
Das geht aus der am vergangenen Donnerstag (14.1.) vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) veröffentlichten „Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2019“ hervor.

Im Einzelnen belief sich demnach der Anteil untersuchter Proben mit nachgewiesenen Rückständen bei Getreide auf 31,1 %, nach 45,9 % im Jahr 2018. Außerdem ging hier der Anteil der Überschreitungen der gesetzlichen Rückstandshöchstgehalte um 1,5 Prozentpunkte auf 3,2 % zurück.

Eine ähnliche Entwicklung zeigten laut BVL die Untersuchungsergebnisse bei verarbeiteten Lebensmitteln und in abgeschwächter Form auch bei Obst und Gemüse. Häufig verzehrte Lebensmittel wie Karotten, Tomaten, Äpfel und Kartoffeln wiesen kaum oder gar keine Überschreitungen der gesetzlichen Rückstandshöchstgehalte auf. Gleiches gilt für saisonale Erzeugnisse wie Pfirsiche, Aprikosen und Spargel.

Bei den Lebensmitteln mit mindestens 100 untersuchten Proben waren 2019 die meisten Überschreitungen bei Granatäpfeln mit einem Anteil von 15,5 %, schwarzem und grünem Tee mit insgesamt 9,8 % und - wie im Vorjahr - Bohnen mit Hülsen mit 6,8 % gefunden worden.

Mehr Überschreitungen bei Säuglingsnahrung

Laut BVL stieg dagegen bei Säuglings- und Kleinkindernahrung die Quote der Überschreitungen von Höchstgehalten an Pflanzenschutzmitteln 2019 auf insgesamt 2,9 %, nachdem hier seit 2015 bis 2018 noch ein kontinuierlicher Rückgang um 9,1 Prozentpunkte auf 1,2 % festgestellt worden war.

Auch der Anteil der Proben von Säuglings- und Kleinkindernahrung mit Rückständen stieg zuletzt weiter an, und zwar um 2,1 Prozentpunkte auf 16,5 %

Der Hauptanteil der Höchstgehaltsüberschreitungen ist dem BVL zufolge auf erhöhte Phosphonsäure- und Chloratgehalte zurückzuführen. Die Rückstände von Phosphonsäure seien allerdings nicht eindeutig auf die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zurückzuführen, sondern könnten auch aus der Anwendung von Düngemitteln stammen.

Indes seien Chloratrückstände nachweislich vorwiegend nicht auf Pflanzenschutzmittelanwendungen zurückzuführen, erklärte die Behörde. Chlorateinträge in Lebensmitteln resultierten unter anderem aus der Anwendung von chlorhaltigen Bioziden, zum Beispiel zur Algenbekämpfung, zur Waschwasserdesinfektion und zur Chlorierung von Trinkwasser, vor allem in südeuropäischen Anbauländern.

Guaven und Granatäpfel aus Drittländern problematisch

Nach BVL-Angaben wurden 2019 in 1,0 % der untersuchten Lebensmittel aus Deutschland Überschreitungen der Rückstandshöchstgehalte festgestellt, nach 1,3 % im Vorjahr. Gleichzeitig verringerte sich die Quote bei Lebensmitteln aus anderen EU-Staaten um 0,2 Prozentpunkte auf 1,3 %.

Bei importierten Lebensmitteln aus Nicht-EU-Staaten erhöhte sich zwar die Zahl der Überschreitungen, aber die betreffende Quote sank um 3,3 Prozentpunkte auf 8,8 %. Von 2015 bis 2018 hatte der Anteil noch stetig zugenommen.

Die meisten Lebensmittel aus Nicht-EU-Staaten wie Äpfel, Kartoffeln, grüner Salat, Tomaten, Orangensaft und alle untersuchten Lebensmittel tierischer Herkunft waren laut Bericht auch im jüngsten Berichtsjahr nur gering belastet.

Bei der Überschreitung des Rückstandshöchstgehaltes wurden Quoten von 15 % und mehr meist nur bei wenigen Produkten wie Guaven, Granatäpfeln, Okras, Passionsfrüchten und Kaktusfeigen festgestellt.

Ein Viertel der Proben mit Mehrfachrückständen

Laut BVL wurden bei Biolebensmitteln auch im Jahr 2019 nur vereinzelt Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen. Der Anteil an Proben mit Rückständen über den Rückstandshöchstgehalten lag bei 1,0 %, nach 0,8 % im Vorjahr und ebenfalls 1,0 % im Jahr 2017. Für vergleichbare Kategorien konventioneller Ware wird die Kenngröße auf zuletzt 2,6 % beziffert.

Wie das Bundesamt mit Blick auf Mehrfachrückstände berichtete, wurden diese in 24,7 % aller untersuchten Proben nachgewiesen. In einzelnen Proben von Tee, Erdbeeren, Paprikas, Chilis, Tafeltrauben, frischen Kräutern, Tomaten, Mangos, Grapefruits, Pomelos, Sweeties, Kirschen, grünem Salat, Gurken, Rosenkohl und Zucchini seien sogar mehr als zehn verschiedene Wirkstoffe festgestellt worden.

Auffällige Lebensmittel erneut geprüft

Unter den untersuchten Pflanzenschutzwirkstoffen und Metaboliten wurden dem BVL zufolge bei 153 oder 15,2 % Überschreitungen der Rückstandshöchstgehalte festgestellt. Zu den Wirkstoffen mit häufigeren Überschreitungen gehörten Chlorat, Nikotin, Fosetyl, Bromid und Dithiocarbamate. Allerdings sind Chlorat, Nikotin und Bromid in der EU nicht für den Pflanzenschutz zugelassen. Bromid kommt in Pflanzen und im Erntegut auch natürlicherweise vor und kann auch aus Düngemittelanwendungen stammen.

Das BVL betonte, dass die durchschnittliche Belastung von Lebensmitteln mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln niedriger sei als die der untersuchten Proben. Die Überwachungsbehörden hätten häufiger Proben von Lebensmitteln genommen, die bereits in der Vergangenheit auffällig gewesen seien. Deshalb sei der Anteil an Proben, bei denen Überschreitungen der Rückstandshöchstgehalte festgestellt werden, überproportional groß.
AgE
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