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26.07.2009 | 16:08 | Panorama  

Schweinegrippe als Urlaubsmitbringsel

Berlin/Hamburg - Innerhalb eines Tages ist die Zahl registrierter Schweinegrippe-Fälle um etwa ein Drittel auf rund 2.500 hoch geschnellt.

Schweinerüssel
(c) proplanta
Ein Großteil der rund 600 Neuerkrankten habe sich bei Auslandsreisen angesteckt, sagte der Präsident des Robert Koch- Instituts (RKI) in Berlin, Prof. Jörg Hacker, am Donnerstag. Nur ein Fünftel der von Dienstag auf Mittwoch registrierten Fälle gehe auf eine Ansteckung in Deutschland zurück. Immer mehr Unternehmen setzen inzwischen eigene Pandemie-Pläne zum Schutz ihrer Mitarbeiter um.

Unterdessen geht es dem bundesweit ersten an Schweinegrippe erkrankten Säugling wieder gut. Der wenige Tage alte Junge habe die Medikamente gut vertragen, er trinke ohne Probleme und werde voraussichtlich am Freitag aus dem Krankenhaus entlassen, sagte der Oberarzt der Universitäts-Kinderklinik in Lübeck, Christoph Härtel.
Neugeborene und Säuglinge gelten als besonders gefährdet, da ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist. Erkrankten Müttern riet Härtel, den Säuglingen unbedingt weiter Muttermilch zu geben. «Die Übertragung durch Muttermilch ist sehr unwahrscheinlich. Kranke Mütter sollten die Milch abpumpen und ihr Kind durch eine gesunde Person füttern lassen.»


10 Millionen Deutsche pro Jahr in Spanien

In den vergangenen Tagen meldeten die Behörden sehr viele Erkrankungen von Rückkehrern aus Spanien. Experten sehen dies vor allem im Verhalten jüngerer Urlauber beispielsweise auf Mallorca begründet - wie etwa der gemeinsamen Nutzung von Trinkgefäßen, intimen Urlaubsflirts sowie dicht gedrängtem Feiern und Sonnen. «Generell gilt: Viele Menschen auf engem Raum sind immer eine Möglichkeit, sich anzustecken», sagte Hacker. Prof. Dieter Häussinger von der Düsseldorfer Universitätsklinik hatte zuvor darauf hingewiesen, dass Sonnenbrand und Alkohol die Immunabwehr schwächen.

Rund 10 Millionen Deutsche machen dem Spanischen Fremdenverkehrsamt zufolge jährlich Urlaub in Spanien; 500.000 waren demnach allein im Juli vergangenen Jahres auf Mallorca. Die Zahl der Schweinegrippe-Fälle auf dieser und den übrigen Balearen-Inseln verdoppelte sich binnen einer Woche nahezu. Das Virus sei inzwischen bei 47 Menschen nachgewiesen worden, teilte das balearische Gesundheitsministerium mit. 34 Erkrankungen entfallen auf Mallorca.

Den Reisenden sei dringend zu raten, ihr Verhalten anzupassen - öfter Hände zu waschen, allzu engen Kontakt mit anderen zu vermeiden und natürlich niemanden anzuniesen, erläuterte Hacker. Ein sehr wichtiger Punkt sei auch, sich rasch freiwillig zurückzuziehen und einen Arzt aufzusuchen, wenn man bei sich selbst Symptome bemerke, betonte der RKI-Präsident. Nur so sei es möglich, die Erkrankungswelle einzudämmen.


Behörden wiegeln ab

Die balearischen Behörden allerdings wollen von einer massiv erhöhten Ansteckungsgefahr in ihren Urlauberorten nichts wissen. «Die Urlauber können sich ebenso gut auf dem Flughafen oder im Flugzeug angesteckt haben», sagte eine Sprecherin des balearischen Gesundheitsministeriums. Besondere Ratschläge für Touristen gebe es nicht. Spanien wird künftig keine Zahlen über die bestätigten Fälle mehr verbreiten. Es soll auch nicht mehr bei jedem Verdachtsfall ein Test gemacht werden.

Hacker hält einen offensiven, präventiven Umgang mit dem Problem für wichtig. Vom Verhalten der Menschen hänge ab, wie sich die Situation in den nächsten Wochen entwickle, betonte er. Griffen die Warnungen nicht, seien - gerade mit Blick auf die anstehende Rückreisewelle - weiter rasch steigende Zahlen möglich. «Wenn die Fallzahlen sich erhöhen, werden wir auch schwere Verläufe bekommen», warnte der RKI-Präsident.

Auch in anderen Ländern beeinflusst die Schweinegrippe zunehmend bestimmte Lebensbereiche. Die arabischen Gesundheitsminister etwa beschlossen Einschränkungen bei Wallfahrten von Muslimen in die heilige Stadt Mekka. Menschen über 65, Kinder unter zwölf und chronisch Kranke dürfen demnach keine Pilgerreisen mehr nach Saudi- Arabien unternehmen. Sein Land rechne in diesem Jahr mit weniger Pilgern als in den Jahren zuvor, erklärte der saudische Gesundheitsminister Abdullah al-Rabiah am Rande des Treffens in Kairo. (dpa)
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