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23.07.2007 | 19:23 | Lebensmittel-Allergie  

Studie kritisiert «Versorgungslücken» für Lebensmittel-Allergiker

Mönchengladbach - Lebensmittel-Allergiker mit einem allergischen Schock bekommen einer Studie zufolge oft nicht die Notfallmedikamente der ersten Wahl.

Allerige
(c) Tobilander - fotolia.com
Die Untersuchung des Deutschen Allergie- und Asthmabunds (DAAB) warnt vor einer «Versorgungslücke» bei der Behandlung von Lebensmittel-Allergikern in Deutschland. Für die nach DAAB-Angaben bisher umfangreichste Studie in Deutschland hat die Selbsthilfeorganisation 175 Patienten mit der schwersten allergischen Reaktion auf Lebensmittel oder Insektengift befragt, der so genannten Anaphylaxie. Der DAAB vermutet auf Grundlage ausländischer Studien bis zu 250 Anaphylaxie-Tote pro Jahr in Deutschland.

Deutlich weniger als die Hälfte der Patienten, die nach dem Verzehr der häufigsten Allergie-Auslöser Nüsse, Milch, Ei oder Fisch zusammenbrechen und vom Notarzt oder in einer Klinik behandelt werden, werden laut DAAB-Studie zur weiteren Therapie an einen Allergologen überwiesen. Für viele beginne eine «Odyssee, bis sie einen geeigneten Facharzt finden», berichtete DAAB-Mitarbeiterin Sabine Schnadt als Autorin der Studie.

Nur ein Drittel der Patienten erhielt im Allergie-Schock Adrenalin als «das erste Notfallmedikament der Wahl». Meist wurden von den Medizinern Kortison oder Antihistaminika zur Milderung der heftigen Körperreaktion genutzt. «Völlig ungeeignet» findet dies der Allergologe und Kinderarzt Prof. Bodo Niggemann von der Berliner Charité: «Adrenalin und Infusionen werden bei weitem zu zurückhaltend eingesetzt - vorsichtig formuliert.»

Lediglich 58 Prozent der Betroffenen gaben an, nach dem Allergie-Schock ein Notfallset mit den geeigneten Medikamenten bekommen zu haben. Selbst bei Patienten, die mit Atemnot und Ohnmacht hatten behandelt werden müssen, «ist die Versorgung als unzureichend einzustufen», heißt es in der DAAB-Studie: 40 Prozent von ihnen erhielten keinerlei Notfallmedikamente. Der in angloamerikanischen Ländern weit verbereitete Autoinjektor zum Selbstspritzen von Adrenalin war nur in drei von vier Notfallsets vorhanden. «Das ist eindeutig zu wenig», kritisiert Niggemann.

Bis heute gebe es für Deutschland keine gesicherten Zahlen zur Häufigkeit der Lebensmittel-Allergien oder der Todesfälle durch Allergie-Schocks, betonte Schnadt. Nach Medizinerschätzungen sind bis zu drei Prozent der Bevölkerung von echten Lebensmittel-Allergien betroffen.

Erste Hilfe gegen die Versorgungs- und Informationslücken erhofft der DAAB unter anderem von einer gerade anlaufenden EU-weiten Kampagne, die Ärzte über die bedrohliche Situation dieser Allergiker aufklären will. Aber auch das Wissen der Betroffenen selbst, von Angehörigen, Arbeitskollegen, Freunden oder Lehrern lässt laut DAAB oft zu wünschen übrig.


Weiter Infos:
> www.daab.de


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