«Wer an der Fischtheke die richtige Entscheidung trifft, betreibt aktiven Meeresschutz», sagte die WWF-Expertin Heike Vesper am Donnerstag in Hamburg. «Die Verbraucher sind das Zünglein an der Waage.» Ein neuer Einkaufsratgeber «Fische & Meeresfrüchte» soll helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.
So sei Kabeljau aus der Nordostarktis eine gute Wahl, aus dem Nordostatlantik und der Ostsee (auch Dorsch genannt) aber nicht, weil die Bestände dort überfischt seien. Verbraucher sollten auf das blaue Siegel «Marine Stewardship Council» (MSC) für nachhaltige Fischerei achten. «Wenn die Kennzeichnung fehlt, sollte man generell auf Kabeljau verzichten.» Inzwischen seien mehr als 300 Produkte mit dem MSC-Siegel in Deutschland erhältlich.
Als prominenten «Meeresanwalt» hat der
WWF den Hamburger Fernseh- Koch Steffen Henssler gewonnen, der in seinen Restaurants künftig keinen Fisch mehr verwenden will, der beim WWF als «rot» gekennzeichnet und damit aus ökologischer Sicht nicht zu empfehlen ist. «Roter Thunfisch beispielsweise ist unglaublich lecker. Aber den wird es bei mir nicht mehr geben, weil er rücksichtslos geplündert wird», sagte Henssler.
Wer gezüchtete Fische kaufen will, soll nach Empfehlung des WWF zu Bio-Produkten greifen. Das gelte zum Beispiel für Lachs aus Norwegen, Schottland oder Irland. Kritisch sehen die Meeresexperten dagegen gezüchteten Lachs aus Chile, weil für die Anlagen «ganze Küstenstriche zerstört» würden. Auch bei Garnelen aus Zuchtanlagen seien nur Bio-Produkte akzeptabel. Ein großes Problem sind nach WWF-Angaben Fangmethoden, bei denen Fische oder ganze Lebensräume zerstört werden. So sterben Kaltwasserkorallenriffe beim Einsatz von schwerem Fanggerät ab.
Allein in der Nordsee verenden jährlich rund eine Million Tonnen Fisch und andere Meerestiere als Beifang. Nach Schätzung der Welternährungsorganisation werden jedes Jahr fast 90 Millionen Tonnen Fisch aus den Meeren geholt. 77 Prozent der Bestände sind bereits bis an ihre Grenzen ausgebeutet oder überfischt. Bis zum Jahr 2050 muss mit dem Zusammenbruch der kommerziellen Fischerei gerechnet werden, wenn es nicht zu Einschränkungen kommt, warnen Wissenschaftler. (dpa)